Kronach Infiziert mit dem Radsport-Virus

Rainer Glissnik
Vor 40 Jahren startete die Radsportgemeinschaft (RSG) Frankenwald mit einer Fünfergruppe. Dies waren (von links) neben Wolfgang Graf der Wallenfelser Karl-Heinz Rebhan, Hans Lindner aus Lichtenfels, Uwe Prechtl aus Weingarten bei Lichtenfels und Werner Dietz aus Ebensfeld. Repro: Rainer Glissnik Quelle: Unbekannt

Seit 40 Jahren gibt es die Radsportgemeinschaft Frankenwald. Einer der Pioniere erinnert sich.

 
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Kronach - Die Begeisterung für das Fahrrad lässt sie nicht mehr los. "Uns hat der Virus gepackt - der Radsport-Virus, nicht das Coronavirus", sagt Wolfgang Graf und blickt zurück. Vor 40 Jahren fanden sich zahlreiche Radsportbegeisterte aus den Bereichen Kronach, Hof, Kulmbach und Lichtenfels zusammen und gründeten die "RSG Radsportgemeinschaft Frankenwald". Natürlich feiern die Radsportbegeisterten ihr Jubiläum draußen auf der Straße.

Neue Radler willkommen

Interessierte können sich gerne bei Wolfgang Graf (Telefon 09262/7310), Heinz Deckelmann (Nordhalben, 09267/580) oder Werner Bayer (Schwarzenbach, 09289/264) informieren.


Höhepunkt im Jubiläumsjahr war die "Tour de Frankenwald" im Juli. Im Oktober findet noch eine Mountainbike-Tour statt. Die Frankenwald-Radsportler haben einen jährlichen Terminkalender, der meist mit der "Grenzlandrunde" in Erlabrück startet. Es folgen Touren im Kulmbacher Raum, nach Thüringen und in den Sonneberg/Coburger Raum. Dabei sind die Radler auch bei Events wie der Scherdel-Frankenwaldtour oder dem Frankenwald-Radmarathon. Wichtigster Termin für die RSG Frankenwald ist die "Tour de Frankenwald".

Vor 40 Jahren entstand die Radsportgemeinschaft (RSG) Frankenwald. Es entwickelte sich zunächst eine Fünfergruppe. Dies waren neben Wolfgang Graf der Wallenfelser Karl-Heinz Rebhan, Hans Lindner aus Lichtenfels, Werner Dietz aus Ebensfeld und Uwe Prechtl aus Weingarten bei Lichtenfels. Sehr schnell entstand eine richtig große Gruppe von bis zu 30 Radsportlern. Etliche Radler aus dem Landkreis Kronach, dem Kreis Hof mit Schwerpunkt Schwarzenbach am Wald und dem Kreis Kulmbach schlossen sich der RSG Frankenwald an.

Motor der "RSG Frankenwald" ist über die 40 Jahre der Zeyerner Wolfgang Graf. In seinem Radkeller finden sich viele Zeugnisse und Erinnerungen der vier Jahrzehnte. Eindrucksvoll sind die Graf’schen Rennräder an der Wand aufgereiht. Jedes ist Zeugnis einer intensiven Leidenschaft. "Ich wurde zum begeisterten Fahrradsportler durch Schreinermeister Georg Otto Engelhardt. Er war mein Zündfunke für den Radsport", erinnert er sich. Der hatte schon ein Rennrad, was Wolfgang Graf faszinierte. Zunächst besorgte er sich einen sogenannten "Halbrenner". Danach legte er sich eine französische Peugeot zu, später eine italienische Cinelli und dann die italienische Masi.

Als er eine Gruppe des RSG Franken Katzwang (Schwabach) traf, wollte er eine eigene Gruppe gründen. "Ich war Maurer", blickt Wolfgang Graf zurück. 15 Jahre lang war er später selbstständig. Lange hatte er in Lichtenfels zu tun und er fuhr die 33 Kilometer mit dem Rad zur Arbeit und abends wieder heim. Auf den Straßen war damals wesentlich weniger Verkehr. "So hielt ich mich fit." Im Juli 1981 wurde die erste "Tour de Frankenwald" organisiert. Teilnehmer kamen aus der Region, aber auch aus Erlangen, Strullendorf, Lichtenfels, aus der Pfalz und Nordrhein-Westfalen. "Alle waren begeistert", erinnert sich Wolfgang Graf.

Wenn Touren anstehen, gibt Wolfgang Graf zuvor Toureninfos aus. Jeder weiß so, was auf ihn zukommt. Bei Abfahrten werden die Teilnehmer gewarnt. So mancher Fahrer legt in seiner Begeisterung an gefährlichen Stellen richtig los. Dann ertönt die Pfeife von Wolfgang Graf und jeder weiß, dass es hier besonders gilt aufzupassen.

Es gibt viele Erinnerungen mit der Radsportgemeinschaft Frankenwald. "Leider sind einige Fahrer nicht mehr unter uns", bedauert Graf. Etwa Adolf Barthel, ein Wanderfahrer aus Untersteinach. Der brachte ihm bei, wie man ein Vorder- oder Hinterrad zentriert.

Verstorben ist auch Mitbegründer Werner Dietz, der bei einem Unfall mit dem Auto mit einem Geisterfahrer verstarb. Direkt bei seiner Leidenschaft "Rad" starb Ernst Heckel. Er war 88 Jahre alt. Er fuhr am 12. September 2019 mit dem Rennrad auf den Markt in Naila. Als er zurück kam, hatte er etwas vergessen. Er fuhr noch einmal los, stieg von seinem Rad ab, fiel um und war tot. Als Radfahrer fit bis zum Schluss, dann der schnelle Tod. Sterben bei seiner liebsten Tätigkeit, mitten im Leben. "Vielleicht war es sogar sein Wunsch einmal so zu enden." Viel lieber erinnert sich Wolfgang Graf an den Tour-de-France-Sieger und Weltmeister Ferdi Kübler aus der Schweiz. Graf hatte ein Buch über den berühmten Radsportler und nahm es mit in den Urlaub. In einer kleinen Ortschaft traf er einen Radsportfahrer und fragte den nach Kübler. "Ein Stück weiter und dann links." Es fuhr ein Auto vor und Wolfgang Graf erkannte sogleich den Spitzensportler. Eineinhalb Stunden war ich bei ihm, erinnert sich Graf. "Er nahm sich viel Zeit. Es war ein Traum!" Berühmtester Radsportler ist für Wolfgang Graf der Belgier Eddy Merckx. Am 16. März 1991 war Wolfgang Graf in Staffelstein, als er den Olympiasieger traf. Ihn sah er bei verschiedenen Rennen. Ein besonderes Erlebnis war die Hochzeit des Rad-Profis Didi Thurau mit der Kronacherin Birgit Hofmann. Die radsportbegeisterten Kronacher standen vor der Kirche mit den Vorderrädern ihrer Rennräder winkend Spalier und fuhren dem jungen Paar als Eskorte nach Oberlangenstadt voraus. Die Radler wurden von Thurau noch zum Kaffee eingeladen.

Natürlich sahen die Radsportler bei der Ankunft der Deutschlandtour in Kronach im Jahr 2003 zu. Radikone Erik Zabel verlor auf der Etappe nach Kronach das gelbe Trikot. Als dieser mit dem Rad nach Marktrodach zum dortigen Hotel Flößerhof fuhr, begleitete ihn Wolfgang Graf mit seinem Rennrad. Das Allerschönste bei der RSG ist Wolfgang Graf aber die Gemeinschaft.

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