Neudrossenfeld - Das Schulmeisterlein Maria Wuz als aufs Papier gebanntes, lebensfrohes und lebenslustiges Alter Ego von Jean Paul gibt es nun in einer neuen, bibliophilen Ausgabe, kongenial illustriert von dessen "Bruder im Geiste", Stephan Klenner-Otto. Im Schloss Neudrossenfeld stellten Verleger Dr. Wolfram Benda aus Bayreuth und der Hornungsreuther Künstler das Werk am Mittwochabend vor. Schauspieler Wolfgang Krebs las bei dem Treffen Auszüge aus dem Werk vor.

Dass Jean Paul den schönen Dingen des Lebens nicht abgeneigt war, ist hinlänglich bekannt, ebenso sind seine regelmäßigen Besuche der Rollwenzelei bei Bayreuth, wo er oftmals die Zeit vergaß, ein Sinnbild seiner wenig spartanischen Weltanschauung. In dem Werk "Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wuz in Auenthal" sind viele autobiografische Merkmale enthalten.

Armer Schulmeister

"Das Buch ist eine Art verkapptes Selbstporträt von Jean Paul, auf höchst komplexe Weise", führte Dr. Wolfram Benda bei der Vorstellung aus. Sowohl Wuz als auch Jean Paul waren total arm, konnten sich keine Bücher leisten, waren aber an der Thematik des Schreibens interessiert. Dass sich der Name Wuz in dem in einer Auflage von 200 Exemplaren erschienenen Buch nicht in der gängigen und allgemein bekannten Schreibweise Wutz wiederfindet, liegt daran, dass Benda die Erstfassung des Autors aus dem Jahr 1793 als Textgrundlage herangenommen und unverändert übernommen hat. Sie erschien damals als Anhang zum Roman "Die unsichtbare Loge", mit dem Jean Paul als Schriftsteller erstmals auf sich aufmerksam machte.

Schon als Schüler besitzt Wuz die Fähigkeit, die positiven Seiten des Lebens in den Vordergrund zu stellen, auch wenn es sich dabei um scheinbar belanglose Sachen handelt, wie Wolfgang Krebs beim Lesen einiger Seiten aus dem Werk dem Auditorium verdeutlichte. Den realen Alltag mit seinen Problemen und Nöten lässt er dabei außen vor: >...den ganzen Tag freuete er sich auf oder über etwas. "Vor dem Aufstehen", sagt' er, "freu' ich mich auf das Frühstück, den ganzen Vormittag aufs Mittagessen, zur Vesperzeit aufs Vesperbrot und abends aufs Nachtbrot - und so hat der Alumnus Wuz sich stets auf etwas zu spitzen." Trank er tief, so sagt' er: "Das hat meinem Wuz geschmeckt" und strich sich den Magen.<

Acht Zeichnungen

In seinem Buch wollte Dr. Wolfram Benda den Text nicht einfach banal wiedergeben. Er ist auch kein Freund von Auftragsarbeiten. Sie stellen für ihn eine heikle Sache dar. Vielmehr wünscht er sich einen Künstler, der mit dem Autor in einen Bezug tritt, sich mit ihm auseinandersetzt, so wie Stephan Klenner-Otto. Der Zeichner und Graphiker aus Hornungsreuth beschäftigt sich mehr als ein Jahrzehnt ausgiebig mit Jean Paul, hat sich intensiv mit "Dr. Katzenbergers Badereise", "Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, dass kein Gott sei", "Luftschiffer Giannozzo" und "Des Feldpredigers Schmelzle Reise nach Flätz" auseinandergesetzt. Von seinen Erzählungen ist er ebenso gebannt wie von denen eines E.T.A. Hoffmann.

Acht Buntstiftzeichnungen hat der 55-jährige Klenner-Otto für das Buch gefertigt, einige ungewöhnliche Ideen realisiert, eine Doppel- und Mehrdeutigkeit in die Arbeiten gelegt. So sind im Konterfei des Schulmeisterlein Wuz als autobiographisches Gegenstück von Jean Paul Züge des Autors und seiner Schöpfung gleichermaßen zu erkennen, zudem noch die des Bezirksheimatpflegers Günter Dippold, den Klenner-Otto privat wie beruflich schätzt. Die Illustrationen wurden auf die Innenseite von Buchdeckeln aus dem 19. Jahrhundert gezeichnet, deren Rückseiten ebenfalls mit abgedruckt sind.

Professor Kurt Wölfel hat für das Buch ein Nachwort verfasst.

Zwei Varianten

Die bibliophile Ausgabe von "Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wuz in Auenthal" von Jean Paul ist im Bayreuther Verlag "The Bear Press" von Dr. Wolfram Benda erschienen. 170 Exemplare sind in maisgelbes Leinen gebunden, 30 sind mit der Hand in ockerfarbenes Maroquin gebunden und enthalten ein Ölbild auf Kupfer im Vorderdeckel.