Kulmbach Kaufland-Mitarbeiter bitten um Hilfe

Stefan Linß
Die Kaufland-Mitarbeiter haben ihren Brief an Firmengründer Dieter Schwarz am Mittwoch aufgegeben. Verdi-Gewerkschaftssekretär Paul Lehmann (links vorne) kündigt weitere Aktionen an. Foto: Stefan Linß Quelle: Unbekannt

Die Nachricht, dass ihre Filiale dicht macht, war für die 50 Beschäftigten ein Schock. Jetzt wendet sich das Kulmbacher Kaufland-Team an den mächtigen Dieter Schwarz persönlich.

 
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Kulmbach - Er gilt als die reichste Einzelperson Deutschlands. Auf über 20 Milliarden Euro wird sein Privatvermögen geschätzt. Dieter Schwarz, der Gründer und Inhaber der Schwarz-Gruppe, zu der die Einzelhandelsketten Lidl und Kaufland gehören, erhält jetzt Post aus Kulmbach. Die Kaufland-Belegschaft hat am Mittwoch einen Hilferuf an ihn abgesetzt. Alle 50 Beschäftigten haben das Schreiben unterzeichnet.

Gut drei Wochen ist es nun her, dass die Kaufland-Geschäftsführung ihre Entscheidung verkündet hat. Demnach wird die Filiale im Einkaufszentrum "Fritz" zum 31. August 2019 geschlossen, die Frankenpost berichtete.

Bedauerlicherweise habe die Belegschaft keine näheren Informationen erhalten, ob in Kulmbach nach geeigneten neuen Standorten gesucht wird. "Vielmehr wurde die geplante Schließung verkündet, ohne dass man sich offensichtlich überhaupt Gedanken dazu gemacht hat, was mit uns, der Belegschaft, nun konkret passieren soll", heißt es in dem Brief an Dieter Schwarz.

"Für uns als Belegschaft bedeutet die Schließung jedoch natürlich einen gravierenden und existenziellen Einschnitt in unsere bisherige Lebenssituation", schreiben die Mitarbeiter. "Wir alle haben überwiegend Familien, für die wir sorgen müssen. Viele von uns müssen ihre Immobilien abbezahlen. Wir arbeiten dafür jeden Tag sehr hart und mit bedingungslosem Einsatz für Kaufland. Wir waren uns nie zu schade, auch kurzfristig bei Personalengpässen aufgrund von Krankheiten oder dergleichen private Belange zurückzustellen und sofort einzuspringen und kurzfristig Dienste zu tauschen oder Überstunden zu leisten. Daher trifft es uns jetzt bis ins Mark, dass wir als langjährige und verdiente Mitarbeiter nun einfach vor vollendete Tatsachen gestellt werden, ohne dass man uns Näheres dazu mitteilen kann, was mit uns, den Mitarbeitern, passieren wird."

Die Belegschaft kritisiert die Entscheidung. "Offensichtlich stehen für die Geschäftsführung hier einzig wirtschaftliche Leitmotive im Vordergrund. Eine soziale Verantwortung können wir bislang im Handeln der Verantwortlichen leider nicht ausreichend erkennen", heißt es in dem Brief und weiter: "Herr Schwarz, wir kennen Sie als sozial vorbildlich stark engagierten Menschen, der große Anerkennung sowohl in Deutschland als auch weltweit genießt. Wir bitten Sie, sich der Sache nun persönlich anzunehmen und sich dafür einzusetzen, dass unsere Arbeitsplätze erhalten werden und eine transparente und offene Informationspolitik in unserem Betrieb Einzug hält. Bitte kümmern Sie sich darum, dass die Geschäftsführung unsere sozialen Belange nun endlich in den Blick nimmt und verantwortungsvoll mit uns umgeht. Herr Schwarz, Sie als Konzerngründer sind unsere letzte Hoffnung. Wir sind auf unsere Arbeitsplätze angewiesen."

Das klare Ziel sei die Sicherung des Standorts und der Beschäftigungen, sagt Verdi-Gewerkschaftssekretär Paul Lehmann. Die Mitarbeiter wollen um ihre Arbeitsplätze kämpfen. "Weitere Aktionen werden mit Gewissheit folgen", kündigt Paul Lehmann an.

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