Kasendorf Kaum Absatzmarkt für Rehwild

Barbara Struller
Rüdiger Doppel hat ein Jagdrevier nahe Kasendorf gepachtet. Eine vor vielen Jahren verfehlte Waldpolitik erfordere heute hohe Abschusszahlen beim Rehwild - und das führt bei vielen Jägern in der Corona-Krise zu Absatzschwierigkeiten beim Wildbret. Foto: Barbara Struller

Es gibt kaum eine Branche, die nicht unter Corona leidet - auch die Jäger, von denen viele das erlegte Wild meist an die Gastronomie verkaufen. Das war in den vergangenen Wochen kaum möglich.

 
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Kasendorf - Der Jäger Rüdiger Doppel kennt viele Kollegen, die in der Corona-Krise für ihr Rehwild keinen Absatzmarkt haben. Der Kulmbacher hat in der Nähe von Kasendorf ein etwa 350 Hektar großes Waldstück gepachtet, das er seit 2008 bejagt.

Für ihn reicht das Problem aber tiefer. Die Absatzschwierigkeiten seien letztlich nur ein Symptom. Es fange schon bei den Abschusszahlen an, die sich in den vergangenen Jahren stetig erhöht haben.

"Jedes Jahr um zehn bis fünfzehn Prozent", schätzt Doppel. In diesem Jahr sind es 21 Stück Rehwild. Die Abschusszahlen sind in einem Plan festgelegt, den die Forstbehörde alle drei Jahre neu erarbeitet; der aktuelle ist noch bis Ende 2021 gültig. Die Ursache der seit Langem steigenden Abschusszahlen sieht Rüdiger Doppel in der verfehlten Waldpolitik der 1950-er Jahre, in der Fichten-Monotonie, die mittlerweile (bedingt durch den Borkenkäfer und den Klimawandel) dem Waldumbau weicht.

Die Pflanzungen hierfür seien wie ein gedeckter Tisch für das Reh. "Das Tier hat Hunger und findet Gourmetpflanzen vor", sagt Doppel. Rehe sind sogenannte Konzentratselektierer: "Die essen nur, was ihnen schmeckt." Dazu zählen zwar auch bestimmte Wiesenkräuter, aber besonders eben junge Triebe. Mit dem Abschussplan soll erreicht werden, dass die im Revier vorkommenden Hauptbaumarten im Wesentlichen ohne die üblichen Schutzvorrichtungen verjüngt werden können. Denn die Pflanzungen samt Einzäunung kosten Geld.

"Ein großflächiger Verbiss richtet kaum Schaden an", sagt Doppel. "Bei einer Naturverjüngung ist genug da, damit es ausreichend Aufwuchs gibt." In seinem Jagdrevier gibt es kaum einen jungen Baum, an dem die Rehe keine Triebe abgeknabbert haben. "Es macht auch nichts, wenn sie einmal einen Leittrieb wegbeißen." Deswegen gehe die Pflanze nicht gleich ein. "Der Waldbauer schafft die Kultur und der Jäger hält das Niveau", sagt Rüdiger Doppel. "Wir unterstützen den Waldumbau." Was eben mit den zur Zeit noch hohen Abschusszahlen einhergeht.

Der Kulmbacher selbst hat keine Schwierigkeiten damit, sein Wildfleisch zu verkaufen.

Er habe sich nicht von der Gastronomie abhängig gemacht, sondern verkauft das Wildbret (dazu zählt neben Rehfleisch auch Wildschwein) in küchenfertige Portionen zerlegt und lässt es teilweise bei einem Metzger zu Schinken und Dosenwurst verarbeiten.

"Das ist natürlich ein Mehraufwand", sagt Doppel. Aber auch ein Verkaufsvorteil, denn ein ganzes Tier nehme ihm keiner ab. Und küchenfertig zerteilt nehme es den Kunden die Scheu vor dem oft noch unbekannten Wildfleisch. "Es schadet auch nicht, wenn man ein paar Rezepte beisteuern kann."

Die Zeiten, in denen das Fleisch tagelang einlegt werden musste, sind schon lange vorbei. Dem kann Wolfgang Kneidl vom Forstbetrieb Fichtelberg nur zustimmen. Er vermarktet dort das Wildbret und er sagt: "Die Burger-Patties sind der absolute Renner." Die Tendenz zeigt in folgende Richtung: Packung auf und fertig. Beim Wildbret übersteigt die Nachfrage längst das Angebot. Einen zusätzlichen Schub hätte ihnen auch die Corona-Krise verliehen. "Die Leute schauen schon auf Qualität, da ist der Preis zweitrangig." Zudem sei Wildfleisch aus gesundheitlicher Sicht kaum zu überbieten.

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