Marktschorgast Krippe und Hort nehmen keine Kinder mehr an

Werner Reißaus
Die Kita "Haus für Kinder" ist im Bereich vom Hort und der Krippe an ihre Aufnahmekapazitäten gestoßen. Foto: privat

In Marktschorgast sieht Bürgermeister Benker bei der Kindertagesstätte "Haus für Kinder" dringend Handlungsbedarf. Er kündigt eine Sondersitzung des Gemeinderates an.

 
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Marktschorgast - Die Aufnahmekapazität im "Haus für Kinder" ist an ihre Grenzen gestoßen. Mit dieser Nachricht wurde die Gemeinde Mitte Oktober konfrontiert. Träger der Kindertagesstätte ist die katholische Kirchengemeinde St. Jakobus.

Bürgermeister Marc Benker (CSU) machte in der Gemeinderatssitzung deutlich, dass dringender Handlungsbedarf bestehe, "denn die Lage ist in der Kita schon seit längerer Zeit prekär", denn trotz einer Ausnahmegenehmigung des Landratsamtes können keine Kinder mehr aufgenommen werden. Benker sagte: "Wir dürfen keine Zeit verlieren." Er meint, dass man "über den Tellerrand" hinausschauen und das Thema ‚Betreuungsangebote für Senioren‘ in die Überlegungen einbeziehen sollte."

Die Kita-Leitung mit Jutta Gottwald an der Spitze legt zurzeit zwar Wartelisten an. Allerdings tendiert die Chance, in absehbarer Zeit einen Platz in der Kita zur Verfügung gestellt zu bekommen, gegen Null.

Die Nachfragesituation hat sich (bedingt durch die geburtenstarken Jahrgänge 2019 und 2020, die Zuzüge von Familien mit Kindern sowie Schülern, die eine Hortbetreuung benötigen) sogar noch zugespitzt. Die Kita-Leitung konnte bisher noch Einiges abfangen. Aufgrund der Einschätzung des Trägers für die nächsten Jahre werde dies nicht mehr möglich sein, so das Schreiben an die Gemeinde. Eine Vergrößerung des Platzangebotes halten das Pfarramt St. Jakobus mit Pfarradministrator Michal Osak und Kirchenpfleger Nikolaus Ott sowie Jutta Gottwald daher für dringend geboten.

Im Schreiben an die Gemeinde wird die gegenwärtige Situation erläutert. Im Hort werden derzeit 27 Kinder betreut. Er ist für 20 Plätze ausgelegt und mit Zustimmung des Landratsamtes mit sieben Kindern überbelegt. Das wurde in den letzten Jahren nur gestattet, da der Kindergarten mit nur einer Gruppe ausgelastet war. Die zweite Kindergartengruppe wurde wieder in Betrieb genommen und somit wird die Aufsichtsbehörde ab September 2021 keine Genehmigung für eine Überbelegung erteilen. Konkret bedeutet das, mit September 2021 können keine Kinder im Hort aufgenommen werden, da nur vier Kinder den Hort zum 31. August verlassen, aber für September 2021 bereits acht unverbindliche Voranmeldungen auf der Warteliste stehen.

Zum 1. Januar 2021 ist die Krippe mit 12 Kindern ausgelastet. Bis zum 31. August 2021 können keine weiteren Kinder aufgenommen werden. Für den Zeitraum Januar bis Juni 2021 liegen bereits elf Voranmeldungen für die Krippe vor. In der Folge werden zwar im September 2021 zwei und im April 2022 weitere vier Plätze frei, doch durch die Geburten der Jahre 2019 mit zehn Kindern und 2020 (bis jetzt 15 Kinder) wird mit weiteren Voranmeldungen gerechnet.

Entspannter sieht dagegen die Situation im Kindergarten aus, denn von 50 Plätzen sind 49 belegt. Unabhängig von der jetzigen Situation sind An- und Abmeldungen durch Zu- oder Wegzug von Eltern aber nicht vorhersehbar.

Das katholische Pfarramt ließ die Gemeinde auch wissen, dass die vorschulische Betreuung der Kinder und die Hortbetreuung eigentlich eine Aufgabe der Kommune ist: "Wir bitten Sie, die Situation zu beraten und entsprechende Beschlüsse zu fassen, in welchem Rahmen und Umfang eine zukunftsorientierte Betreuung der Kinder gewährleistet werden soll."

Bürgermeister Marc Benker merkte in einem Schreiben an das Pfarramt an, dass in Bayern ab 2026 auch ein Rechtsanspruch auf einen Hortplatz bestehen wird. Angesichts der zu erwartenden weiteren Entwicklung ist auch er der Ansicht, dass für die Zukunft eine Lösung gefunden werden muss. Benker wörtlich: "Ich würde eine Lösung beziehungsweise Kapazitätserweiterung für das ‚Haus für Kinder‘ gern auch im Kontext mit der Frage nach einem möglicherweise kombinierten Angebot für Senioren in unserer Marktgemeinde diskutieren."

Durch eine Dokumentation im TV-Sender Vox mit dem Titel "Wir sind klein und ihr seid alt" wurde Benker auf die seiner Meinung nach ideale Verbindung im Zusammenwirken dieser beiden Personengruppen aufmerksam: "Dies habe ich in den Gesprächen mit der Kita-Leiterin bereits schon einmal anklingen lassen und freue mich sehr über die grundsätzliche Offenheit in dieser Frage, auf die ich hier gestoßen bin", so Benker.

Der Bürgermeister hat die Thematik bereits am Rande eines Gemeindebesuches der Abgeordneten Martin Schöffel und Emmi Zeulner (beide CSU) auf diese für Marktschorgast sehr große Herausforderung hingewiesen und um Unterstützung gebeten. Den FW-Landtagsabgeordneten Rainer Ludwig will Benker demnächst auch einbinden.

In seinem Schreiben brachte der Bürgermeister auch seinen Dank für die Arbeit aus, die im "Haus für Kinder" geleistet wird: "Gerne möchte ich in einem offenen und zielgerichteten Dialog treten. Ich freue mich auf diese gemeinsame Arbeit zum Wohle der Menschen von Marktschorgast."

Zum weiteren Vorgehen: Zunächst müssen die Grundlagen für die rechtliche Situation im Hinblick auf die auslaufende Sondergenehmigung für den Hort und eine Bedarfsfeststellung sowie die Informationen für Fördermöglichkeiten zu verschiedenen Lösungsansätzen ermittelt werden.

Denkbar seien, so Bürgermeister Marc Benker, kurzfristig eine Containerlösung oder die Auslagerung des Kinderhorts in ein anderes Gebäude. "Hier habe ich eventuell das Schulgebäude ins Gespräch gebracht, um kurzfristig Kapazitäten frei zu machen. Auch hier sind im Bestandsgebäude Umbaumaßnahmen erforderlich, und langfristig muss ein Anbau eventuell mit einer Sanierung des bestehenden ‚Hauses für Kinder‘ sowie ein Ersatzbau und Neubau an anderer Stelle mit in unsere Überlegungen einbezogen werden."

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