Kulmbach Kulmbacher Künstlerin malt mit der Maus

Klaus Klaschka

Waltraud Caroline Keyn kann auf viel Erfahrung aus ihrer künstlerischen Arbeit zugreifen. Jetzt richtet sich ihr Blick auf Fotografie und auf Kunstdrucke auf Seide.

 
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Kulmbach - "Ich bin ja froh, dass ich zwei Vornamen habe," sagt Waltraud Caroline Keyn, denn "Waltraud auszusprechen wäre für Italiener unmöglich gewesen." 1997 war sie nach Italien ausgewandert. "Im Süden leuchten Farben ganz anders", nennt sie einer der Gründe für den Ortswechsel. Und die Mentalität kam ihr auch gelegen. Leutescheu war sie nie, und Kontakte zu finden ist mit Südländern viel einfacher, erinnert sie sich. Kontakte hat sie immer noch nach Italien; "ich könnte jedes Jahr wieder in Venedig ausstellen", sagt die Malerin. Dass sie 2012 wieder zurück in ihre angestammte Heimat ist, hat einen ganz banalen Grund: Als sie nach einem Unfall "die italienischen Krankenhäuser von innen kennen gelernt hat..." deutet sie nur an. "Am Ende zog es mich doch wieder zu meinen Franken zurück." Mit ihrem Umzug hat sich zunächst nicht viel, mittlerweile aber doch einiges geändert.

Zur Person

Waltraud Caroline Keyn wurde 1946 in Sanspareil geboren.

Von 1963 bis 1966 studierte sie Bildende Kunst an der Fachhochschule für Gestaltung in Augsburg bei Prof. Heinz Butz und unterrichtete dann an allgemeinen Schulen und am Gymnasium Augsburg/Aichach und Friedberg.

In Aichach hatte sie parallel zu ihrer Lehrtätigkeit ab 1967 ein Atelier als freie Künstlerin.

1997 siedelte sie nach Italien um und eröffnete in Diano Castello ein Atelier, von dem aus sie über zunehmende Kontakte mit Galerien weltweit ausstellte. 2012 kehrte sie nach Kulmbach zurück.


Jahrzehnte hatte sie ihr eigenes Atelier. Auch noch nach der Rückkehr in Franken. Mittlerweile bewohnt sie aber eine Etagenwohnung im ersten Stock in Kulmbach. Ihrer künstlerischen Arbeit tut diese räumliche Reduzierung aber keinen Abbruch. Hatte sie früher möglichst große abstrakte Bilder gemalt, - für die sie auf weltweiten Ausstellungen Anerkennung bekam, in jüngster Zeit unter anderem für ihre "hervorragende Umsetzung der abstrakten Malerei" im Jahr 2014 den Kunstpreis 1. Platz der Stadt Savona/Italien - so konzentriert sie sich jetzt immer mehr auf fotografische Arbeiten im weiteren Sinn.

Zum einen zitiert sie Picasso: "Was ich fotografieren kann, das brauche ich nicht mehr zu malen", und zum andern ist sie im Geist des Bauhaus ausgebildet worden, in dem es um nicht unbedingt gegenständliche Struktur und Farbkomposition geht. Beides verbindet sie jetzt auf ihre eigene Art. Waren und sind ihre abstrakten Bilder Ausdruck ihres Innersten, so sind ihre jetzigen Arbeiten bestimmt vom Eindruck, den sie von natürlichen Dingen wahrnimmt, denen sie begegnet. Deren Weiterverarbeitung ist ihr jetziger künstlerischer Prozess.

Seit 2001 ist auch die Fotografie als Kunst anerkannt, doziert die ehemalige Kunstlehrerin. Damit hat sich ihr Status geändert; sie hat die gegenständliche Malerei abgelöst. Gleichzeitig ist die technische, geometrische und mechanistische Abstraktion mittlerweile auch nichts Revolutionäres mehr wie vor 100 Jahren. Diese beiden Strömungen sucht Waltraud Keyn nun zu vereinen. Denn neben ihrer Malerei hatte sie sich schon immer mit Fotografie beschäftigt. "Mein Vater war Werkmeister bei Agfa, und so hatten wir auch immer Zugang zu den besten Geräten", erklärt sie ihre Affinität zum Fotografieren. Aber erst 2001 schuf ich eine Serie von - analogen - fotografischen Arbeiten in Doppel-Belichtung. Die ließ sie in Großformaten drucken und stellte sie erstmals mit dem Thema "The power of feminity" bei der internationalen Künstlermesse "New Artists 2001" im Kongresshaus Zürich aus.

2019 interessierte sie sich wieder neu für Fotokunst - "allerdings diesmal digital," und dabei bezieht sie nun auch Computertechnologie in ihre kreative Arbeit mit ein. "Ich habe früher mit dem Pinsel gemalt, jetzt male ich mit der Maus", sieht sie darin aber gar keinen Unterschied.

Mit ihren "figürlich-abstrakten Farbkompositionen" strebt sie nun eine "ästhetische Wiedervereinigung der technischen und organischen Stilformen an, um eine möglichst Verstand und Gefühl ansprechende und spannende Gesamtkomposition zu erreichen." Konkret verändert sie ein gegenständliches Fotomotiv, meist aus der Natur, indem sie diesem farbliche Akzente aufsetzt, beziehungsweise, indem sie die meisten der vielfarbigen Nuancen ausfiltert. Damit betont sie im Sinn der abstrakten Malerei dann die prinzipielle Struktur des Ausgangsmotivs und verstärkt oder verändert durch ausgewählt dominante Farben die "Stimmung".

Behielt sie mit ihren Ölbildern vorher alles in der eigenen Hand, so muss Waltraud Keyn mit ihren Fotoarbeiten aber jetzt den letzten Produktionsprozess aus der Hand geben - vergleichbar mit einem Skulpteur, der seine Figuren formt und sie anschließend in eine Gießerei gibt, die letztendlich die "Bronze" anfertigt. Auch damit musste sie erst Erfahrungen machen, erzählt sie. Eine ihr empfohlene spezielle und renommierte Kunstdruckerei konnte wirklich exzellente Drucke liefern. Allerdings zu heftigen Preisen, die Keyn ihren Sammlern nicht zumuten wollte. Inzwischen hat sie aber in der Region ihre Druckerei gefunden.

"Hier kennt jeder jemanden, der jemanden kennt, der...", reißt Waltraud Keyn den Kontakt zur AFW Creativ-Stickerei an. "Toni Uome ist dort Produktionsleiter und gleichzeitig der Bruder einer guten Freundin", erklärt die den ersten Kontakt. "Ich habe mir die Firma angeschaut. Das sind alle ganz liebe Leute, und mit Toni habe ich mich gleich gut verstanden."

"Für AFW ist Kunstdruck ein neues Metier, aber auch nichts so ganz Fremdes," erklärt Toni Uome dazu auf Anfrage. "Wir sticken Fahnen, Wimpel und anderes, aber wir können sie auch im Sublimationsverfahren auf Polyesterstoffe drucken. Dabei wird die Vorlage zunächst mit Spezialfarben auf eine Trägerfolie übertragen und von dort in den Trägerstoff eingedampft, ,sublimiert‘. Dass Caroline unbedingt Seide haben wollte, war für uns eine neue, aber lösbare Herausforderung. Den Druck werden wir in einen fast unsichtbaren Alu-Rahmen spannen."

Mit ihrer "neuen" Kunst kommt Waltraud Caroline Keyn an. Für ihre Bearbeitung eines eher zufällig entstandenen Schnappschusses am Kulmbacher Marktplatz erhielt sie bei der letzten Ausstellung des Bundes fränkischer Künstler auf der Plassenburg den 1. Preis des Publikums. - Die nächste Ausstellung mit ihren Werken neuer Art ist ab dem 12. September in der Akademie für Neue Medien in Kulmbach geplant.

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