Kulmbach Kulmbacher in Kauflaune

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Auch heimische Anleger beobachten kritisch, was an den Börsen geschieht. In der Kulmbacher Bank haben es die Fachleute aber eher mit Käufern als Aussteigern zu tun.

 
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Kulmbach - Von Panik bei seinen Kunden will Harald Michel, Bereichsdirektor Vermögenskundenbetreuung bei der Kulmbacher Bank, in keinem Fall sprechen. "Lebendig" sei vielmehr das richtige Wort für das derzeitige Geschäft im Wertpapierbereich. "Wir beobachten bei unseren Kunden kaum Verkäufe. Im Gegenteil nutzen viele die günstige Gelegenheit, bei niedrigem Niveau ins Aktiengeschäft einzusteigen." Auch Harald Michel wagt, wie fast alle Fachleute in Börsenfragen, trotzdem keine Prognose, wie es nun dauerhaft weitergehen wird. Nur eins scheint dem Experten sicher: "Wenn der Markt so nervös ist, dann ist das mit ein, zwei Tagen in aller Regel nicht ausgestanden. Wenn ein Auto ins Schleudern gerät, bewegt es sich auch nicht nur einmal in eine Richtung, sondern öfters." Es würde ihn jedenfalls, sagt Michel, nicht wirklich wundern, wenn der Index noch mehrmals um mehrere hundert Punkte fällt und dann wieder steigt.

Wie hoch der DAX wieder klettern wird? Diese Frage hat Harald Michel öfter gehört in den vergangenen turbulenten Tagen. Das einzig sichere sei, dass die Prognosen der Banken, der DAX werde Ende 2011 bei 7900 Punkten stehen, gerade erst deutlich nach unten korrigiert worden seien. Jetzt werde der Dax zum Jahresende bei 6200 Punkten erwartet, berichtet Michel. Die Korrektur um immerhin mehr als 20 Prozent sei nicht "ohne".

Als Hintergrund dieser Situation dürfe man wohl davon ausgehen, dass sich das Vertrauen in eine auch künftig weiter wachsende Wirtschaft eintrübt. Es herrsche, sagt Harald Michel, verbreitet die Meinung, die Konjunktur werde schlechter, die Unternehmensgewinne würden nicht weiter steigen, sondern bestenfalls stagnieren. An Zuwächse bei den Gewinnen von durchschnittlich 15 Prozent mag kaum einer mehr glauben. Harald Michel meint deshalb: "Die Kurse werden wohl auch nicht besonders steigen."

Für Deutschland selbst sieht der Börsenexperte der Kulmbacher Bank die Lage eigentlich gar nicht so schlecht: "Innerhalb der Weltwirtschaft haben wir eine gute Position, bezogen auf Europa sogar die beste. Im Moment sieht es bei uns tatsächlich noch am besten aus. Allerdings können auch wir nur dann gut bleiben, wenn die Weltwirtschaft funktioniert." Zurückhaltung bei Investitionen und der Sparzwang, dem vor allem die Staaten auf Grund ihrer Verschuldung unterliegen, werden nach Michels Einschätzung in nächster Zeit die Konjunktur weltweit negativ beeinflussen.

Von verschiedenen Faktoren, die in diesen Wochen die Finanzmärkte beeinflussen, spricht auch der Vorstand der Kulmbacher Bank, Stephan Ringwald. Auch er sieht vor allem die Verschuldung der europäischen Staaten, aber auch der USA, als eine der Wurzeln für die Verunsicherung. Aber auch der erwartete Rückgang der gerade wieder auf Touren gekommenen Wirtschaft spiele eine Rolle. Dass die Konjunktur abflaut, könne man nach Ringwalds Worten am Sinken des Ölpreises deutlich erkennen. Für die meisten Verbraucher, die in den vergangenen Wochen sorgenvoll auf die Heizölpreise und die Anzeigen an den Zapfsäulen der Tankstellen geschaut haben, ist das allerdings zunächst einmal ein gutes Zeichen. Als "Drama" will Stephan Ringwald nicht bezeichnet wissen, was sich in den vergangenen Tagen an den Börsen getan hat. Zunächst sei es wichtig, fundamentale Werte von psychologischen zu trennen: "Wer Aktien hält, bei denen er von dem dahinter liegenden Geschäftsmodell überzeugt ist, bleibt drin. Wer allerdings sagt, er kann nicht abschätzen, wie es weitergeht, geht raus." Problematisch kann die Lage nach Ringwalds Einschätzung dann werden, wenn die Gewinnerwartungen der börsennotierten Unternehmen nach unten korrigiert werden müssen. Aber bislang gilt: "Wir sind nicht in einer Rezession. Davon kann man nur nach zwei Quartalen hintereinander mit einem negativen Wirtschaftswachstum sprechen."

Stephan Ringwald würde sich vor allem von der Politik mehr Stärke und gute Konzepte wünschen. Im Bereich der Staatsschuldenkrise herrsche große Unsicherheit bei der Bevölkerung. Die Salamitaktik, mit der Reparaturversuche unternommen würden, findet Ringwald nicht überzeugend. Viele einzelne Faktoren seien am Ende für das Gesamtbild verantwortlich

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