Kulmbach Kunst der Entschleunigung

Rainer Unger

Im Schatten der Pandemie: 78 Mitglieder des Bundes Fränkischer Künstler präsentieren auf der Plassenburg 134 ihrer Werke.

 
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Kulmbach - Im kleinen Kreis ist gestern die 91. Jahresausstellung des Bundes Fränkischer Künstler in der Großen Hofstube der Plassenburg durch dessen Vorsitzende Anita Magdalena Franz und durch Oberbürgermeister Ingo Lehmann eröffnet worden. 134 Werke, einige zum Thema Corona, von 78 Künstlern sind dort vom Sonntag an bis zum 5. September täglich von 10 bis 18 Uhr zu sehen.

Anita Magdalena Franz führte aus, dass heuer einiges anders als sonst gewesen sei. So hatten sich bis zum Ende der Deadline der Bewerbung nur wenige Künstler angemeldet, vermutlich weil viele dachten, die Exposition würde heuer ausfallen. Nach einer Verlängerung der Frist gab es schließlich doch über hundert Teilnehmer. Eine neunköpfige Jury suchte die Werke für die Ausstellung aus. Anders als sonst berieten sich die Jury-Mitglieder dieses Mal online.

"Wir können auf der Plassenburg ein weiteres Mal wunderbare Künstler präsentieren, die wieder eine immense Bandbreite an Exponaten zeigen", sagte Anita Magdalena Franz.. Es gebe Öl- und Acrylbilder, Aquarelle, Airbrush-Kunst, Filz-, Holz- und Tonarbeiten, Skulpturen, Collagen, Fotografien, Mischtechniken, eine Video-Installation und andere Exponate. Ihr Dank galt vor allem Hermann Müller vom städtischen Kulturamt und seinem Team, ohne die die Ausstellung nicht möglich gewesen wäre, aber auch den ehrenamtlichen Aufsichten, die in den nächsten Monaten hier tätig sein werden.

An den Samstagen und Sonntagen werden wieder Künstler vertreten sein und auch Führungen durch die Ausstellung anbieten. Bei einem kurzen Rundgang durch die Große Hofstube stellte die Vorsitzende die Künstler und ihre Werke vor. Mitgemacht hat auch wieder Rose Meerwein, die mit 87 Jahren die älteste Teilnehmerin ist. Sie stammt aus Kulmbach, lebt aber schon lange Zeit in Berlin und zeichnet sich stets durch progressive, politische Arbeiten aus. In ihren Collagen hat sie sich dieses Jahr mit Corona beschäftigt.

Oberbürgermeister Ingo Lehmann freute sich über die große Resonanz der teilnehmenden Künstler, die nicht nur aus Franken kommen, sondern auch aus Berlin, Essen und aus Tschechien. Dadurch könne die Ausstellung wieder in so einem großen Ausmaß stattfinden. Er erinnerte daran, dass ja in den vergangenen Monaten viele Veranstaltungen und Projekte ausfallen mussten und auch das gemeinsame Malen und Kreativsein war teils verboten. Leider könne die Schau deswegen auch nicht mit einer feierlichen Vernissage beginnen. Er hoffe aber, dass sie im Herbst mit einer Finissage abgeschlossen werden kann.

Trotz aller Einschränkungen hätten die Künstler die entschleunigte Zeit genutzt, um ihrer großen Leidenschaft, dem Erschaffen von Kunstwerken, nachzukommen. Bei einem ersten Blick in die Hofstube könnte man meinen, es handle sich um eine "gewöhnliche" Ausstellung wie immer mit exzellenten Kunstwerken aus diversen Materialien, die verschiedenste Blickwinkel aufzeigen. Überall gebe es Blickfänge, die zum Staunen und Nachdenken einladen. Da man aber wisse, dass viele Werke während des Lockdowns entstanden sind, lohne es sich, diese aus einer anderen Perspektive zu betrachten und sich auch die Titel näher anzusehen. Dadurch werden nochmals ganz andere Interpretationsmöglichkeiten geboten. Vermutlich wären viele der beeindruckenden Werke gar nicht entstanden, wenn das Leben mit seiner Hektik, seinem Lärm und seinem Übermaß an Eindrücken normal weitergelaufen wäre. "Vielleicht ist das heuer das Besondere an dieser Ausstellung, das Wissen, dass vor allem Ruhe und Entschleunigung, der soziale Abstand und das Alleineschaffen die Voraussetzungen vieler Kunstwerke waren", sagte der Oberbürgermeister.

Zu den ausstellenden Künstlern zählen unter anderem Helga Hopfe aus Mainleus, Carmen Kunert aus Thurnau, Pubea Jaksarn aus Grafengehaig, Günther Wolfrum aus Presseck, Sabine Kage, Marion Kotyba, Sabine Neunert und Waltraud Caroline Keyn aus Kulmbach sowie Anita Magdalena Franz selbst. Die Vorsitzende, die das Amt der Vorsitzenden im Frühjahr 2019 übernahm und in Offenhausen lebt, setzt sich in ihren Bildern, Figuren, Skulpturen und Objekten mit dem archaischen Material Ton auseinander, zu dem sie eine tiefe Verbundenheit fühlt. Das Miteinanderverflechten von Erlebtem und Erfahrenem, sowohl beruflich wie privat, wird in ihren Arbeiten sichtbar. In ihrem Arbeitsprozess lässt sie sich von Inspiration und Intuition leiten.

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