Bayreuth/Kulmbach Landgericht erhöht Strafe gegen Schläger

Landgericht erhöht Strafe gegen Schläger Quelle: Unbekannt

Richter Werner Kahler verhängt zehn statt acht Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung gegen einen Mann aus dem Landkreis Kulmbach. Dazu kommen 200 Arbeitsstunden.

 
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Bayreuth/Kulmbach - Das Landgericht Bayreuth hat der Staatsanwaltschaft Recht gegeben. Eine vom Amtsgericht verhängte Strafe wegen gefährlicher Körperverletzung war zu niedrig. Der Täter aus dem Landkreis Kulmbach, der im Nebenberuf für einen Sicherheitsdienst im Landkreis Bayreuth arbeitet, bekam in einer Berufungsverhandlung am gestrigen Montag anstatt acht Monate eine einjährige Bewährungsstrafe. Im Hauptberuf ist der Mann Sachbearbeiter im Büro einer Firma.

Die Staatsanwaltschaft war mit dem im März verhängten Urteil nicht zufrieden und deshalb in Berufung gegangen. Der Täter hatte zweimal mit einem Radmutterschlüssel zugeschlagen. Die Schläge trafen das Opfer am Kopf - an der Schläfe und auf dem Schädel. Das Amtsgericht Bayreuth hatte den Mann wegen gefährlicher Körperverletzung in einem minderschweren Fall zu einer Bewährungsstrafe von acht Monaten verurteilt. Dabei war anfangs sogar wegen versuchten Totschlags ermittelt worden. Die Staatsanwaltschaft hatte sich für eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten ausgesprochen.

Der Konflikt zwischen dem Security-Mann und einer Gruppe Disco-Besucher war im Oktober 2017 ausgebrochen. Nach einem vorausgegangenen Wortgefecht platzte dem Mann der Kragen. Er nahm das Werkzeug und haute einem jungen Mann damit auf den Kopf. Das Opfer hatte zuvor versucht, in das abgeschlossene Auto des Sicherheitsmannes einzudringen. Eine Scheibe ging zu Bruch.

Die Tatsache der gefährlichen Körperverletzung sei unbestritten, sagte Richter Werner Kahler. Das Werkzeug sei geeignet gewesen, dem anderen lebensgefährliche Verletzungen zuzufügen. Doch der Sicherheitsmann sagte, er habe nur seiner Aufgabe nachgehen wollen, den Parkplatz und die Gasfackeln zu bewachen. "Die Herrschaften", womit er die betrunkenen Männer meinte, hätten randaliert und herumgegrölt. Er habe den Radmutterschlüssel aus dem Auto geholt, um sie zu vertreiben. "Ich habe gedroht, die Polizei zu holen." Außerdem habe er versucht, seinen Chef zu informieren. Der hörte den Anruf aber nicht. Als die Typen fragten, ob er sie für 20 Euro heimfahren würde, habe er "Verpisst euch!" gerufen. Schließlich sei er ausgestiegen .

Pflichtverteidiger Wolfgang Schwemmer sagte, sein Mandant sehe sein Fehlverhalten ein. Er sei froh, dass das Opfer keine bleibenden Schäden erlitten habe. "Das Ganze geschah aus einer gewissen Überforderung heraus." Richter Kahler hinterfragte die Heftigkeit der Schläge: "Da kann einer aber ganz schnell auf dem Seziertisch landen", sagte er. Auch Staatsanwältin Janina Leinhäupl hakte nach: "Warum schlagen Sie gleich auf den Kopf?" Es hätten auch der Oberkörper oder die Beine sein können.

Der damals Angegriffene, ein 23-Jähriger aus dem Landkreis Bayreuth, gab zu, dass der den Sicherheitsmann zur Rede habe stellen wollen. "Ich wollte das klären. Dann ging alles ganz schnell." An Details könne er sich nicht mehr erinnern, etwa wie und wo er gestanden habe, als er die Schläge abbekam. Danach sei er zirka zwei Wochen krank gewesen. Die Wunden am Kopf seien mit einem Pflaster versehen und getackert worden. Die einzigen Langzeitfolgen seien die zurückgebliebenen Narben.

Staatsanwältin Leinhäupl fand, dass die Tat von einer hohen Brutalität und kriminellen Energie zeuge. Gerade ein Sicherheitsmann habe sich seine Reaktion genau zu überlegen. Sie hielt eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und zwei Monaten auf Bewährung für erforderlich. Der Mann hat bereits einige Vorstrafen. Die einzige wegen Körperverletzung wurde in seiner Jugend ausgesprochen und ist 15 Jahre her.

Richter Kahler verhängte schließlich eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und ordnete 200 Stunden gemeinnützige Arbeit an. Die Situation sei zwar "aufgeheizt" gewesen. Der Mann habe offensichtlich "aus der Situation heraus" gehandelt. "Ihre Reaktion war aber grundfalsch", stellte Kahler fest. Es habe die Option gegeben, im Auto zu bleiben und wegzufahren. Wer mit so einem Werkzeug zuschlage, wisse: "Da ist Zug dahinter."

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