Ludwigschorgast Laufprojekt hilft der Gesundheit auf die Sprünge

Michael Kraus

Beim Abschluss der Aktion Lauf 10! der LG Ludwigschorgast gab es am Wochenende nur strahlende Gewinner. Kerstin Stäsche und Iris Völkel haben dabei ganz besondere Erfahrungen gemacht.

 
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Ludwigschorgast - Trotz der Corona-Krise oder vielleicht gerade deshalb!? Das Projekt Lauf10! der Laufgemeinschaft Ludwigschorgast stieß auf eine großartige Beteiligung. Man hatte das Gefühl, dass die Menschen einen gesteigerten Bewegungsdrang verspüren und von der Pike auf das Laufen, gemeint ist der sportliche Ausdauerlauf, richtig lernen wollen. Über 50 Teilnehmer aus Kulmbach und dem Landkreis trainierten zehn Wochen lang um eine Zehn-Kilometer-Strecke zu bewältigen. Die Altersspanne reichte von 14 bis 62 Jahre.

Angebote der LG Ludwigschorgast

Die LG Ludwigschorgast veranstaltet nicht nur den beliebten Frankenwaldlauf, wo um Medaillenplätze gekämpft wird. Es wird auch noch der Vollmond-Lauf (Benefizlauf) und Sunset-Lauf angeboten. Da sind vor allem die Fitness- und Hobbyläufer angesprochen, die ohne Stoppuhr die Strecke im lockeren Tempo bewältigen können.

Die sportlichen Treffs der Laufgemeinschaft Ludwigschorgast finden immer montags im Freien oder im Winterhalbjahr in der Turnhalle statt. Zudem werden Lauftouren in der LG-Whats-App-Gruppe "laufend-unterwegs" vereinbart. Auch die Geselligkeit kommt nicht zu kurz: Die Fackelwanderung hat schon eine 29-jährige Tradition und Mehrtagesausflüge, auch ins Ausland, finden immer eine zahlreiche Resonanz.


Mitte Juni fiel bayernweit der Startschuss des Projekts Lauf10!, initiiert von der TU München und der Abendschau der Bayerischen Fernsehens. Die Maxime lautete, untrainierte Menschen in zehn Wochen fit zu machen, um eine zehn Kilometer lange Strecke zu bewältigen. Die Betonung liegt auf Untrainierte oder auch welche, die mit gesundheitlichen Problemen belastet sind. Laufexperte Michael Kraus weiß aus seiner jahrelangen Erfahrung, "da ist es wichtig, mit einem gewissen Fingerspitzengefühl die Leute an die Belastung heranzuführen". Ziel ist es, das persönliche Fitness-Level kontinuierlich zu verbessern, unabhängig von Alter und Geschlecht. "Bereits zum vierten Mal wurde Lauf10! von der LG Ludwigschorgast angeboten und bisher über 150 Laufneulinge zu Zehn-Kilometer-Finishern gemacht", resümierte Michael Kraus, der auch Lauftutor im Bayerischen Leichtathletikverband ist und Inhaber der F-Lizenz für Leichtathletik.

Es gibt zwei bemerkenswerte Beispiele von zwei Frauen, die sich aufgerafft und den Mut gefasst haben, bei dem Projekt mitzumachen und ihre Geschichte zu erzählen. Beide Frauen haben das von Anfang bis Ende bravourös durchgezogen und sind mit einem Lächeln im Gesicht überglücklich ins Ziel gelaufen.

Die 40-jährige Kerstin Stäsche, Mutter von zwei Kindern (11 und 7 Jahre) erhielt Ende 2019 die schlimme Diagnose Brustkrebs. Seitdem hat sich ihr Leben gravierend verändert. Ihr seelisches Befinden war, wie sie selbst sagt, wie eine Achterbahnfahrt: "Am Anfang stand ich ziemlich unter Schock und es lief alles ab wie im Film, dann kam eine Zeit, wo ich Angst hatte, das ich meine Kinder nicht aufwachsen sehe." Über 20 Bestrahlungen täglich musste die Arzthelferin Mitte März über sich ergehen lassen. Doch jetzt geht es ihr wieder besser: "Zum Lauf10! bin ich durch Jörg Angermann gekommen, weil ich ihm erzählt habe, dass ich gerne laufen würde und es selber aber nicht schaffe.". Wie sie sagt, hat sie im Laufe der letzten Monate über 30 Kilogramm an Gewicht verloren - und: "Das Laufen beim Lauf 10 hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich werde auf jeden Fall dabei bleiben".

Interessant ist auch die Geschichte von Iris Völkel. Bei ihr wurde vor fünf Jahren eine Autoimmunerkrankung diagnostiziert, die Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck oder Gelenkentzündungen mit sich bringen. "Oft fühlte ich mich müde, schlapp und unkonzentriert", sagte sie und bemerkte: "Nach zehn Wochen Lauftraining konnte ich zu meinem Erstaunen meine Blutdrucktabletten von der Dosis her halbieren und ich bin insgesamt körperlich und geistig ausdauernder und entspannter." Mit fester Überzeugung fügte sie noch an: "Ich bin so begeistert über meinen körperlichen Zustand, dass ich auch nach dem Lauf10! weiterhin laufen möchte".

Beim Abschlusslauf mit 51 Teilnehmern war eine leicht wellige Strecke, gespickt mit einem kurzen Anstieg, zu bewältigen, die ausschließlich auf gut zu laufenden Naturwegen im schattigen Schorgasttal und Perlbachtal verlief. Viel Spaß hat den Sportlern aber auch der Single-Trail-Abschnitt gemacht. Nach genau 10,3 Kilometern wurden die Athleten unter den lauten Anfeuerungsrufen ihrer Familienangehörigen mit großem Applaus im Ziel am Campingstellplatz in Wirsberg empfangen. Unüberhörbar war der Familienfanclub "Oberland".

Der Parcours wurde gemeinsam und ohne Zeitnahme, angeführt von den Lauftrainern, in mehreren Gruppen absolviert. Auf der Strecke gab es zwei Getränkestationen, wo Verpflegung entsprechend der Hygieneregel ausgegeben wurde. Alle Teilnehmer erreichten nach einer schönen Tal-runde locker laufend die Ziellinie.

Marianne Mertel aus Mainleus zeigte sich im Ziel höchst erfreut und meinte: "Das war der beste Schritt, hier mitzumachen. Es hat von Anfang an Spaß und Freude gemacht. Nette Leute, super nette und rücksichtsvolle Trainer."

Auch Sven Rettner aus Kupferberg sparte nicht mit Lob: "Ich wollte schon seit langem mit dem Laufen aus sportlichen und gesundheitlichen Gründen beginnen. Für mich ist das Lauf10-Projekt gut geleitet, um Einsteigern das Laufen näher zu bringen und um Defizite, wie Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination, die über die Jahre anfallen, wieder aufzufrischen."

Monika Ewald und Ursl Reinert-Münch bedankten sich im Namen aller Teilnehmer für die schöne Lauf10!-Zeit und überraschte das Trainerteam mit einem Präsent und hatte zudem noch für alle Lauf10!-Trainer rote Rosen parat.

Für die LG Ludwigschorgast war es auf Grund der Corona-Krise eine organisatorische Herausforderung. Insgesamt wurden 29 Trainingseinheiten absolviert, das heißt, drei Mal pro Woche durften die Lauftrainer zehn Wochen lang ihre Laufschuhe schnüren. Wenn etwa bis zu 50 Teilnehmer zum Training kommen, braucht man auch viele engagierte Leute. Kursleiter Michael Kraus zollte allen 15 Lauftrainern ein großes Lob: "Ohne euren großartigen Einsatz und eure Verlässlichkeit die ganze Zeit hindurch wäre das Projekt nicht durchführbar gewesen." Er bedankte sich mit einem persönlichen Geschenk bei jedem. Sein Dank galt auch der Kulmbacher Brauerei und Intersport Leithner für die Unterstützung sowie der Marktgemeinde Wirsberg für die Bereitstellung des Geländes. Bei der Urkundenübergabe gab es für alle Teilnehmer ein kleines Präsent, im Anschluß eine Verlosung. An diesem schönen Sommerabend bot es sich an auch noch etwas im Freien zu feiern, entsprechend den Hygienebestimmungen. Zu sehen gab es auch eine amüsante Multivisionsshow auf Großbild-Leinwand von den "schweißtreibenden Lauf10!-Trainingseinheiten". red

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