Stadtsteinach Magische Ausblicke

Klaus Rössner

Der Hainberg bei Stadtsteinach ist ein bekannter und beliebter Ausflugspunkt. Nun soll das Areal der einstigen Opferstätte aufgepeppt werden.

 
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Stadtsteinach - Sie gehört zweifelsohne zu den schönsten Punkten des Frankenwalds: Die Opferstätte auf dem Hainberg bietet einen sagenhaften Ausblick. Von hier aus kann man das 20 Kilometer entfernte Kronach ebenso sehen wie die umliegenden Ortschaften oder auch das Bayreuther Land. Ein Fest fürs Auge, besonders in der Abenddämmerung, wenn überall die Lichter angehen. Kein Wunder, dass diesen Punkt gerne Wanderer ansteuern oder Erholungssuchende. Doch das Areal, von dem aus gerne Drachenflieger und Hängegleiter starten, macht keinen einladenden Eindruck.

Die Opferstätte

Die Opferstätte ist ein sagenumwobener Platz. Allein schon die Lage hoch über der Stadt Stadtsteinach, ausgestattet mit einem gigantischen Rundumblick, macht diesen Punkt an den westlichen Ausläufern des Frankenwalds einzigartig. Hinzu kommen Vermutungen, dass hier eine altgermanische Kultstätte lag. Allerdings gibt es auch Stimmen, die dies bezweifeln.

Karl Dill schreibt in seinem Buch über Flurdenkmäler im Landkreis Kulmbach (Kulmbach, 1984, Seite 135) zu diesem Objekt: "Zirka zwei Kilometer östlich der Stadt [Stadtsteinach] steht auf dem 524 Meter hohen Hainberg ein Steintisch im Staatswald. Die große Steinplatte ist durchschnittlich 130 Zentimeter lang, 90 Zentimeter breit und 30 Zentimeter stark und liegt auf drei hochgestellten Steinplatten von 35 bis 40 Zentimetern Breite und 30 Zentimeter Stärke. Die Gesamthöhe des Tisches aus hellem harten und ortsfremden Gestein beträgt 75 Zentimeter.

Der Überlieferung nach soll dieser Steintisch ein germanischer Opfertisch aus vorchristlicher Zeit sein. Verschiedene Sagen sind bekannt, so von der Weißen Frau, die große Schätze hüte; oder dass ein Licht dort brenne, wo der Schatz liegt, und der Teufel hätte sich dort schon öfters gezeigt.

Der Gipfel des Berges ist künstlich eingeebnet und hat eine ovale Form von etwa 8 x 12 Meter. Etwas unterhalb ist noch einmal eine künstliche Verebnung. Die Vermutung, dass dieser Berggipfel eine Opferstätte, Gerichtsort oder Versammlungsort war, kann zutreffen, denn schon der Name Hainberg deutet auf einen alten eingefriedeten Ort hin. An dieser "Opferstätte" zog eine Altstraße vorbei, es war eine sehr wichtige West-Ost-Verbindung. Diese Altstraßenführung war dann auch der alte Wallfahrtsweg nach Marienweiher."


Dynamisches Trio: Das muss anders werden, beschloss der Stadtsteinacher Matthias "Harry" Baer. Zusammen mit Freunden will er den Aussichtspunkt wieder aufpeppen. Harry Baer schätzt schöne Landschaften. Gerne zieht der Fotograf mit seiner Kamera durch die nahe Umgebung, um stimmungsvolle Aufnahmen anzufertigen. Er mag Landschaftsmotive. Schon allein wegen seines Hobbys hat der junge Mann ein großes Interesse an einer möglichst intakten Umwelt. So ist es nur allzu verständlich, dass Harry Baer traurig und wütend zugleich war, als er bei seinem jüngsten Besuch den Zustand der Opferstätte sah. "Überall lagen Zigarettenstummel herum", sagt Baer, der die Facebook-Seite "Stanich-meine Heimat" betreibt.

Ein trauriges Bild bieten auch die Sitzgelegenheiten. Wind und Wetter haben den Bänken zugesetzt. Sicher auch mancher Zeitgenosse, der an den Sitzmöbeln sein Mütchen gekühlt oder seinen Frust abreagiert hatte. Deshalb beschloss Harry Baer, selbst etwas zu unternehmen und nicht darauf zu warten, bis sich die Stadt der Sache annehmen würde. Der gehört nämlich das Gelände, das im Stadtwald liegt. Harry Baer will über den Winter eine komplett neue Sitzgarnitur bauen, um sie dann im kommenden Frühjahr auf dem Berggipfel aufzustellen.

Unterstützung bekommt er von seinem Kumpel Rene Kienzle (34), der Harry nicht selten bei seinen Touren zur Opferstätte begleitet: "Wir laufen da oft rauf. Dauert so eine Stunde", sagt der Ludwigschorgaster. Der Dritte im Bunde ist Jens Hertel. Der 31-jährige Pressecker findet die Idee toll, eine neue Sitzgruppe zu bauen. Sofort hat er sich dazu bereit erklärt, mitzumachen. Mehr noch: Der Pressecker arbeitet in der Land- und Forstwirtschaft und spendet das Material. "Es wird wahrscheinlich Kiefernholz werden. Das ist beständiger gegen die Witterung", sagt er.

Spendenaufruf: Das ist aber nur ein Teil der Ausgaben, die auf das Trio zukommen. Sie wollen die Sitzgruppe sichern, damit die Teile nicht mehr wie bisher wild in der Gegend herumgeworfen werden. So sollen die Möbel fixiert werden. Dazu braucht es unter anderem Anker, Flacheisen. Schrauben und Muttern. Und eine Menge Schleifpapier. Denn das Holz muss nicht nur gesägt, sondern auch geschliffen und entgratet werden. Lasur, die auch nicht gerade billig ist, macht das Material widerstandsfähig gegen die Unbilden der Witterung. Für diese Materialien fehlt noch Geld: Und so sind die drei jungen Männer dankbar für Spenden (Matthias Baer, IBAN DE 03 7715 0000 0000 882381, Sparkasse Kulmbach-Kronach). Damit hoffen sie, die noch klaffende Finanzierungslücke zu schließen.

Stadt begrüßt Initiative: Unterstützung hat schon die Brauerei Schübel in Aussicht gestellt: Weniger in Form von Geld, sondern durch Sachleistungen. Die Brauerei spendet eine Kiste Bier, damit die drei Männer nicht verdursten müssen über ihrer Arbeit. Begrüßt wird das Projekt auch von der Stadt Stadtsteinach. Bürgermeister Roland Wolfrum gefällt das uneigennützige, private Engagement. Dadurch wird die Opferstätte attraktiver und aufgewertet für heimische Besucher, aber auch für Touristen und Wanderer. Die Initiative spart der Kommune Arbeit und Ausgaben, da sonst der Bauhof hätte tätig werden müssen.

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