Stadtsteinach Mit Grünpflege für Grundstück revanchiert

Klaus Rössner
Die Herbergssuche hat ein Ende. Auf dem Gelände der Schützengesellschaft Stadtsteinach hat der Gartenbauverein eine Gerätehütte errichtet. Unser Bild zeigt die Aktiven mit (von links) Vorsitzendem Andreas Dremer, den Besitzern Reinhard Titze und Josef Dremer, Kassier Klaus Göldel und Stellvertretendem Vorsitzenden Jürgen Schultheiß. Foto: privat

Ein Joint Venture unter Vereinen: In Stadtsteinach betätigen sich die Hobbygärtner auf dem Gelände der Schützen. Im Gegenzug durften sie dort eine Lagerhütte bauen.

 
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Stadtsteinach - Viele Vereine stecken in einer Krise. In Zeiten der digitalen Erlebniswelt sehen immer weniger Jugendliche einen Anreiz darin, sich gemeinschaftlich zu organisieren. Die Folge: Die Mitgliederzahlen schwinden. Das führt nicht nur zu einer Flaute bei den Einnahmen, sondern sorgt für Probleme ganz anderer Art: Zahlreiche Zusammenschlüsse verfügen über ein eigenes Vereinsgelände, das unterhalten und gepflegt sein will. Angesichts immer weniger Freiwilliger kann das zu einem Problem werden. Doch mit kreativen Lösungen und einem Blick über den Tellerrand hinaus kann man auch solche Hürden meistern.

Ein Paradebeispiel dafür liefert die Königlich Privilegierte Schützengesellschaft Stadtsteinach. Mit dem örtlichen Gartenbauverein hat sie ein Abkommen geschlossen - zum Vorteil beider Seiten. Die Stadtsteinacher Schützen besitzen ein großes Vereinsgelände, das am Güterbahnhof liegt. Unter der Ägide des ehemaligen Schützenmeisters Armin Kotschenreuther hat die Gesellschaft das dortige Areal und die Gebäude erworben, die vormals von einer Weberei genutzt waren. Wenn auch kein Baumbestand vorhanden ist, gibt es doch immer was zu tun. Der Bewuchs ist zu pflegen und zurückzuschneiden. Besonders die Hecken am Schützenhaus und zur Straße hin brauchen immer wiederkehrende Zuwendung.

Die gewährleistet nun der Gartenbauverein. Dieser Tage rückten die Aktiven um Vorsitzenden Andreas Dremer, Stellvertreter Jürgen Schultheiß, Kassierer Klaus Göldel sowie die Beisitzer Josef Dremer und Reinhard Titze an, um das Gelände aufzuhübschen. Die Aktiven jäteten Unkraut, mähten Gras und schnitten die zweieinhalb Meter hohe Hecke zurück. Klaus Göldel transportierte das Material zur Kompostieranlage. Einige Stunden dauerte es, bis die Arbeit verrichtet war.

Mit dieser Aktion lösten die Aktiven des 150 Mitglieder zählenden Vereins ein Versprechen ein, das sie der Schützengesellschaft gegeben hatten. Im Gegenzug stellte diese den Helfern einen Teil ihres Geländes zur Verfügung. Das nutzten die Gartenfreunde, um dort eine Holzhütte zu errichten. Im westlichen Teil des Grundstücks bauten sie die 20 Quadratmeter große Behausung, in der fortan diverse Gerätschaften untergebracht sind: Ein Rollsieb etwa oder Pavillons, ein Grill, ein Fräser und weiteres Kleinwerkzeug sind eingelagert.

Die Hütte hatte der Verein erworben und selbst aufgestellt. Dabei erhielten die Aktiven Unterstützung von diversen Stadtsteinacher Betrieben wie etwa der Dachdeckerei Spindler, Heiß-Transporte oder etwa Bernhard Korkisch, der das Fundament anlegte. Und die Gastgeber stellten Humus und Schotter bereit.

Mit der Errichtung der Unterkunft geht für die Gartenfreunde eine wahre Odyssee zu Ende. Denn ihre Geräte mussten in den vergangenen Jahren an mehreren Orten untergestellt werden. Zunächst waren sie bei der Gastwirtin Hedwig Behrschmidt untergebracht. Als diese verstarb, wurde ihr Anwesen umgebaut: Die Ausrüstung musste raus. "Wir sind dann im Jahr 2018 auf die Suche nach einer neuen Unterstellmöglichkeit gegangen", erinnert sich Vorsitzender Andreas Dremer.

Die fand der Verein im Form einer städtischen Scheune neben der ehemaligen Discothek "Tarantella". Doch auf längere Sicht erwies sich der Stadel als weniger geeignet. Deshalb zog man abermals um in eine Halle des ehemaligen Bauunternehmers Günther-Bau in Stadtsteinach. Aber die Immobilie wurde veräußert, und der Gartenbau musste sich erneut auf Herbergssuche machen.

Durch die Vereinbarung mit den Schützen scheint die wechselvolle Geschichte nunmehr passé zu sein. Die Gartenfreunde sind von den Gastgebern freundlich aufgenommen worden, und es herrscht ein harmonisches Miteinander. "Beide Vereine profitieren davon", erklärt denn auch Erster Schützenmeister Reinhard Kraus. Somit ergibt sich eine klassische Win-Win-Situation. Die sogar noch ausgebaut werden kann. So erscheint es realistisch, dass beide Vereine künftig auch die eine oder andere gesellige Aktion miteinander unternehmen. Denn wer miteinander arbeitet, der darf auch miteinander feiern… red

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