Kulmbach Mit Humor und dem richtigen Dreh

Rainer Unger

Kultur geht auch in Zeiten von Corona: Eine Akrobatik-Show der besonderen Art begeistert die Zuschauer in der Kulmbacher Stadthalle. Initiator Rüdiger Baumann ist zufrieden.

 
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Kulmbach - Mit Akrobatik vom Feinsten begeisterte die Artistengruppe Pepe Arts am Sonntagabend in einer gut einstündigen Darbietung knapp 90 Besucher in der Dr.-Stammberger-Halle. Im Rahmen der Spinnalto-Veranstaltungen stellte der Auftritt mit Sicherheit einen Höhepunkt dar. Initiator Rüdiger Baumann zeigte sich in einer Zwischenbilanz mit dem bisherigen Verlauf zufrieden, auch wenn der wegen Corona anders sein muss wie geplant und weniger Leute gekommen sind.

Schon bei ihren Auftritten in fünf Kulmbacher Senioreneinrichtungen hatte das Artistik-Ensemble aus München die alten Menschen und das Personal in den Heimen schwer beeindruckt. Der Rotary-Club Kulmbach hatte es ermöglicht, dass das Quartett den Senioren eine besondere Freude machen konnte. In der Stadthalle setzten Daniela Maier, Jakob Vöcki, Jonas Dürrbeck und Michael Heiduk nun noch eins drauf. Dies zum einen, weil sie auf der Bühne ein spezielles Gerüst aufbauen und dadurch noch einige zusätzliche Show-Elemente darbieten konnten, und zum zweiten durch die hervorragende Akustik und Technik, mit der die Dr.-Stammberger-Halle aufwarten kann. In ihrem extra aufgrund von Corona einstudierten Programm "ISO + Creation Summer 2020" präsentierten die Künstler Szenen aus der Isolation.

So stellte Michael Heiduk zu Beginn fest, man habe versucht, die Ausgangsbeschränkungen in eine Geschichte zu verpacken, die mit erstaunlichen Bewegungen zu tun hat. So gab es witzige Elemente, in denen er selbst Klopapier hortete und damit den unverständlichen Kaufrausch der Deutschen zu Beginn des Lockdowns auf die Schippe nahm. Vergnüglich auch das von ihm dargebotene Lied "Halt Abstand One Fifty, oder es trifft di."

In einer anderen Szene ging es darum, dass die Bürger mit ihren ursprünglichen Urlaubsplänen abschließen und die Koffer wieder auspacken mussten. Im Mittelpunkt des Abends standen aber Artistik, Akrobatik und Körperbeherrschung und damit faszinierte das Quartett das Publikum ein ums andere Mal und erntete dafür immer wieder reichlich Applaus. Da präsentierte Jonas Dürrbeck beispielsweise einen einarmigen Handstand und gleichzeitig grandiose Körperverdrehungen, da ließ Daniela Maier eine kaum zu zählende Menge an Ringen um Arme und Beine oder ihren Körper kreisen.

Rüdiger Baumann erläuterte in einem kurzen Statement, die Organisation von Spinnalto 2020 sei wesentlich schwerer als die des Vorjahres, schließlich konnte man das gewohnte Programm nicht durchführen und müsse mit verschiedenen Vorgaben wie Abstandsregeln zurechtkommen. Im vergangenen Jahr haben Menschen im Vorfeld gemeinsam etwas entwickelt, teils unter Anleitung, sodass zu Beginn von Spinnalto quasi schon ein Gerüst stand. Heuer haben die Teilnehmer jeder für sich etwas vorbereitet - oder beginnen in der Baumwollhalle der Mainleuser Spinnerei mit ihren Kunstwerken (die Frankenpost berichte). Er überlege sich, dies auch im kommenden Jahr wieder so zu machen.

Bisher waren heuer deutlich weniger Leute bei den Veranstaltungen dabei, wohl weil sie in geschlossenen Räumen stattfanden wie im vierten Stock im Einkaufszentrum "Fritz", in das man ausweichen konnte, oder in der Baumwollhalle. Die Hörspiel-Show "Der letzte Kuss", die Klanginstallation mit Beka Gigauri, die Veranstaltung "Raum und Klang" mit Hartmut Reuter am kommenden Freitag um 18 Uhr in der Baumwollhalle sowie andere können aber nur innen stattfinden, einfach weil man die spezielle Raumakustik benötige. Im Freien wären diese Veranstaltungen nicht möglich, weil sich die Klänge verlieren würden. In Gesprächen habe er festgestellt, dass sich viele Menschen scheuen, zu Veranstaltungen, die innen sind, zu gehen, während andere wiederum toll damit umgehen können.

Ab dem Herbst stehe für ihn nun die Vorbereitung auf 2021 auf dem Programm. Dabei möchte er ein Theaterprojekt auf die Bühne bringen, bei dem viele Menschen zusammenwirken können und das draußen stattfinden soll. Die Herangehensweise, die künstlerischen Ausdrucksformen und die Techniken müsse er noch ausarbeiten. Auch was Bühnenbild, Ausstattung und Requisiten betrifft, müsse er sich noch Gedanken machen.

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