Kulmbach Mit viel Ehrgeiz ans Ziel

Stephan Stöckel

Die Hans-Wilsdorf-Schule verabschiedet ihre Absolventen. Den Rolexpreis bekommt in diesem Jahr Katrin Vögl aus Tiefenbach in der Oberpfalz.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Kulmbach - Ihre Berufe könnten nicht unterschiedlicher sein: Christoph Schüßler aus dem Stadtsteinacher Ortsteil Vorderreuth ist gelernter Metzger, Jan-Paul Fóri aus dem Kulmbacher Ortsteil Windischenhaig Kaufmann für Büromanagement. Tierisch geht es in beiden Berufen zu, auch wenn sich das auf den ersten Blick nicht gleich erschließt. Während Schüßler im elterlichen Betrieb tierische Produkte zu wohlschmeckenden Fleisch- und Wurstkreationen verarbeitet, jongliert Fóri bei seiner Arbeit in der Kulmbacher Börsenmedien AG souverän mit zwei tierischen Begriffen aus der Finanzwelt. "Der Bulle, der mit seinen Hörnern von unten nach oben sticht, steht für steigende Kurse, der Bär, der mit seiner Pranke von oben nach unten schlägt, steht für fallende Kurse", erklärt der junge Mann fachmännisch.

Die Preisträger

Rolex-Preis: Katrin Vögl (Notendurchschnitt 1,0/Tiefenbach in der Oberpfalz/Fachkraft für Lebensmitteltechnik/The Lorenz Bahlsen Snack GmbH in Neuburg vorm Wald in der Oberpfalz).

Staatspreis der Regierung von Oberfranken (jeweils 75 Euro): Jan-Paul Fóri (1,0/Windischenhaig/Kaufmann für Büromanagement/Börsenmedien AG in Kulmbach), Christoph Schüßler (1,0/Vorderreuth/Fleischer/Metzgerei Schüßler in Stadtsteinach) und Anna-Lena Zimmermann (1,0/Knetzgau/Fachkraft für Lebensmitteltechnik/Maintal Konfitüren in Haßfurt).

Preis des Landkreises Kulmbach (jeweils 50 Euro): Luca Fischer (1,0/Frammersbach/Technischer Systemplaner/Calor GmbH in Frammersbach), Michelle Lawson (1,0/Knetzgau/Fachkraft für Lebensmitteltechnik/Coca-Cola in Knetzgau), Lena Mainardy (1,0/Marktrodach/Brauer- und Mälzerin/Kulmbacher Brauerei) und Dario Streller (1,0/Mainleus/Mechatroniker für Kältetechnik/Glen Dimplex in Kulmbach).

Buchpreis für die Klassenbesten: Bastian Meile (Kulmbach/Industriekaufmann/Kulmbacher Brauerei), Philipp Koßmehl (Pegnitz/Berufskraftfahrer/Transport Spedition GmbH in Creußen), Svenja Lindner (Weidenberg/Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk - Fleischerei/Hausmetzgerei Linder in Weidenberg), Alina Sartison (Marktleugast/Kauffrau im Einzelhandel/REWE Markt Ludwigschorgast), Benjamin Morales (Stadtsteinach/Tischler/Bodenschlägel GmbH & Co. KG in Rugendorf), Ferdinand Fiedler (Bindlach/Kaufmann für Büromanagement/Zanner Fahrzeugbau in Himmelkron), Anton Bartenstein (Rodach/Bauzeichner/Staatliches Bauamt in Bamberg), Jannik Brehm (Pettstadt/Berufskraftfahrer/Deutsche Post AG in Würzburg), Nicolai Mühleck (Waigolshausen/Berufskraftfahrer/Spedition Geis GmbH & Co. KG in Gochsheim), Selina Löhner (Hof/Bauzeichnerin/Architekturbüro H.-J. Wittig in Hof), Jonathan Weyel (Bayreuth/Mechatroniker für Kälteanlagen/Glen Dimplex GmbH in Kulmbach) und Philip Neuß (Bindlach/Technischer Systemplaner/Schlenck Service GmbH in Bayreuth).

Meisterpreise der Bayerischen Staatsregierung für Schüler der Staatlichen Fachschule für Bautechnik Kulmbach: Johannes Grzonka (1,08/Mistelgau-Obernsees/450 Euro), Benedikt Bergmann (1,28/Schwarzenbach an der Saale/250 Euro) und Johannes Steeb (1,40/Döhlau/150 Euro).


Beide glänzen an der Hans-Wilsdorf-Berufsschule in Kulmbach mit einem Notendurchschnitt von 1,0. Dafür werden sie mit dem Staatspreis der Regierung von Oberfranken ausgezeichnet.

Seit Donnerstag glänzt es aber auch am Handgelenk einer ehemaligen Schülerin: Katrin Vögl aus Tiefenbach im oberpfälzischen Landkreis Cham erhält für die Traumnote 1,0 den renommierten Rolex-Preis, der zum 38. Mal verliehen worden war. Die junge Dame hatte bei dem Oberpfälzer Unternehmen The Lorenz Snack GmbH mit Sitz in Neuburg vorm Wald den Beruf der Lebensmitteltechnikerin erlernt.

"Sie waren pflichtbewusst, verlässlich und hilfsbereit", hob Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner in Ihrer Laudatio hervor. "Mit viel Motivation und Ehrgeiz kann man alles im Leben schaffen. Dabei sollte man nie die Freude am Leben verlieren", sagte die Preisträgerin in ihrer Schülerrede.

Für insgesamt 356 junge Frauen und Männer endet die Schulzeit an der Hans-Wilsdorf-Berufsschule. Um in Coronazeiten das Abstandsgebot zu wahren, nahmen an der Feier in der Aula des beruflichen Schulzentrums nur die Preisträger teil. Vögl, Schüßler und Fóri sind nicht die einzigen, die an der Berufsschule mit der Traumnote 1,0 glänzen. Neben ihnen gelang das Kunststück auch noch fünf weiteren Schülern (siehe Infobox). Bei der Entscheidung, wer den Rolex-Preis erhält, zählt nicht nur der Notendurchschnitt, sondern werden auch Alter, Kammerergebnis, Vorbildung und soziales Engagement berücksichtigt. 81 Schüler haben nicht nur ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen, sondern auch den Abschluss der Mittleren Reife erworben. Sechs Schüler, die die Berufsintegrationsklasse besucht haben, und sieben Jugendliche aus dem Berufsvorbereitungsjahr freuen sich über den Mittelschulabschluss.

Die Staatliche Fachschule für Bautechnik Kulmbach, die 14 Techniker ins Berufsleben entlassen hatte, ehrte im Rahmen der Feier ihre drei besten Absolventen mit dem Meisterpreis der Bayerischen Staatsregierung (siehe Infobox). Der Förderverein spendierte jedem der drei Schüler einen Geldbetrag.

Für Fori, der an der Carl-von-Linde Realschule die mittlere Reife erworben hatte, ist die kaufmännische Lehre bei der Börsenmedien AG das Sprungbrett, um Wirtschaftsjournalist zu werden. Hier eignet er sich das kaufmännische Fachwissen an. Bei dem Unternehmen, das die Fachzeitschrift "Der Aktionär" herausgibt, absolviert er seit dem 24. Juli ein journalistisches Volontariat. Parallel dazu bildet er sich an der Abendschule der IHK Bayreuth zum Wirtschaftsfachwirt weiter.

Der Absolvent, der über sich selbst sagt "Ich bin vom Börsenfieber infiziert", hatte sich von seinem Konfirmationsgeld mit 15 Jahren seine ersten Aktien gekauft. "Mit 100 Prozent Gewinn veräußerte ich meine Wertpapiere der Covestro AG, die Polymerwerkstoffe herstellt und sich einst von der bekannten Bayer AG abspaltete", erzählt der Einser-Absolvent nicht ohne Stolz.

Nicht die Aktie, sondern die Bratwurst spielt bei Christoph Schüßler die erste Geige. In der praktischen Prüfung der Handwerkskammer musste er eine grobe Bratwurst auf den Teller zaubern, die den Gaumen der Prüfer begeisterte. "Dabei kommt es auf die ausgewogene Komposition der Gewürze an", erklärt der Fachmann. An seinem Beruf schätzt er, dass man bei der Herstellung von Fleisch- und Wurstwaren seiner Kreativität freien Lauf lassen könne.

Wie ist es, eine Lehre im elterlichen Betrieb absolvieren zu dürfen? Der Ansporn zu arbeiten, sagt Schüßler, sei viel größer gewesen. "Schließlich möchte man, dass die Eltern stolz auf einen sind." Eine Sonderbehandlung habe es für ihn nie gegeben. "Ich war immer der Stift und nie der Sohn vom Chef", betont der Vorderreuther. Nach einem Jahr als Geselle im elterlichen Betrieb will sich der frisch gebackene Fleischer in Kulmbach zum Lebensmitteltechniker weiterbilden."Finden Sie den Bereich, in dem ihre Leidenschaft liegt. Mit ihrer abgeschlossenen Lehre haben Sie bereits bewiesen, dass sie auf ein Ziel erfolgreich hinarbeiten können", sagte Schulleiter Alexander Battistella. Landrat Klaus Peter Söllner, der auch für Kulmbachs zweiten Bürgermeister Frank Wilzok sprach, bescheinigte den Absolventen, im Distanzunterricht Eigenverantwortung und Kreativität an den Tag gelegt zu haben.

Die Sängerin und Gitarristin Johanna Dupke, die unter dem Künstlernamen "Colourful" auftritt, umrahmte die Feier mit leidenschaftlich intonierten Popsongs.

Bilder