Musikalisch hat sich Dannhorn dabei etwas ganz besonderes vorgenommen: Keine geringere als Beethovens Hammerklaviersonate Opus 111 möchte der Pianist an beiden Abenden zum Besten geben. Diese galt lange als unspielbar und auch heute noch vielen als der "Mount Everest der klassischen Musik". Adorno bezeichnete sie auch einmal treffend als "Mausoleum des Weltschmerzes". Dannhorn schwärmt: "Das Stück gehört zu Beethovens absoluten Meisterwerken und verdient es, einfach gespielt zu werden." Dass ihm dies überzeugend gelingt, konnte er bereits 2001 bei dem renommierten Beethoven-Klavierwettbewerb in Wien unter Beweis stellen, bei dem er mit diesem Stück zum Preisträger wurde.
Wie immer in diesen Zeiten ist der organisatorische Aufwand enorm. Abstandsregeln müssen eingehalten, Ticketkäufer nach ihren Begleitpersonen befragt und stets mit einer kurzfristigen Absage gerechnet werden. "Genau aus diesem Grund haben wir uns auch dazu entschlossen, dieses Jahr keine weiteren Künstler einzuladen", erläutert Dannhorn. An beiden Abenden wird deshalb das gleiche Programm aufgeführt. Passenderweise trägt das Kempff-Festival dieses Jahr übrigens das Motto: "Auseinander-Setzung" - eine Anspielung sowohl auf die strengen Infektionsschutzmaßnahmen als auch die Philosophie der Veranstaltung.
Aber nicht nur organisatorisch stellt die unsichere Corona-Lage die Veranstalter vor Herausforderungen. "Wenn es schlecht läuft, zahle ich drauf", erklärt Ingo Dannhorn. Dies liege nicht zuletzt daran, dass heuer weniger Sponsoren als sonst das Festival unterstützen. "Wir müssen deshalb etwas minimalistischer als sonst arbeiten. Der Anspruch an die Qualität bleibt jedoch gleich", verspricht Dannhorn.
Trotz aller Widrigkeiten: Dem Pianisten war es wichtig, dass das Festival stattfindet - gerade jetzt. "Anstatt über die Dunkelheit zu klagen, möchte ich mit dem Konzert zumindest ein kleines Licht anzünden."