Kulmbach/Thurnau Musik, die Geschichten erzählt

Vom 7. bis 8. Oktober findet das Wilhelm-Kempff-Festival zum vierten Mal im Schloss Thurnau statt. Die Zuschauer erwartet eine besondere Veranstaltung - nicht nur wegen Corona.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Kulmbach/Thurnau - Klassische Musik kann einschüchtern. Begriffe wie Partitur, Synkope oder Köchelverzeichnis wirken wie eine Geheimsprache, ohne die sie sich niemandem erschließt. Völliger Quatsch - zumindest, wenn man Klassik wie Ingo Dannhorn versteht. "Mir geht es nicht darum, von der Bühne herab höhere Weihen zu erteilen - ich möchte Geschichten erzählen", erklärt der Pianist in einem Gespräch.

Kartenvorverkauf

Die Konzerte finden am 7. und 8. Oktober im Schloss Thurnau mit identischem Programm statt. Einlass ist jeweils um 19 Uhr. Karten können im Vorverkauf online (www.wilhelm-kempff-festival.com oder in der Buchhandlung Friedrich in Kulmbach erworben werden.

Zum vierten Mal veranstaltet der Pianist mit seiner Frau vom 7. bis 8. Oktober das Wilhelm-Kempff-Festival im Schloss Thurnau. Anlässlich des 250. Geburtstags Beethovens ganz im Zeichen des weltberühmten deutschen Komponisten. Aber auch Wilhelm Kempffs, schließlich lebte der Pianist selbst mehrere Jahre im Schloss, gilt bis heute vielen Kritikern als einer der legendärsten Interpreten Beethovens. Doch damit nicht genug - Dannhorn verbindet auch persönlich viel mit dem Organisten, Pianisten und Komponisten Kempff: "Ich bin in der deutschen Musiktradition aufgewachsen. Zwei meiner Lehrer haben sogar noch bei Kempff gelernt", erzählt Dannhorn.

Sein Anliegen ist daher auch ein persönliches: Der Pianist möchte Beethoven und Kempff den Menschen näher bringen. Sie selbst ihre Geschichten erzählen lassen. Gelingen soll dies durch Bild- und Tonaufnahmen, die vor allem die menschliche Seite der beiden Komponisten betonen.

Musikalisch hat sich Dannhorn dabei etwas ganz besonderes vorgenommen: Keine geringere als Beethovens Hammerklaviersonate Opus 111 möchte der Pianist an beiden Abenden zum Besten geben. Diese galt lange als unspielbar und auch heute noch vielen als der "Mount Everest der klassischen Musik". Adorno bezeichnete sie auch einmal treffend als "Mausoleum des Weltschmerzes". Dannhorn schwärmt: "Das Stück gehört zu Beethovens absoluten Meisterwerken und verdient es, einfach gespielt zu werden." Dass ihm dies überzeugend gelingt, konnte er bereits 2001 bei dem renommierten Beethoven-Klavierwettbewerb in Wien unter Beweis stellen, bei dem er mit diesem Stück zum Preisträger wurde.

Wie immer in diesen Zeiten ist der organisatorische Aufwand enorm. Abstandsregeln müssen eingehalten, Ticketkäufer nach ihren Begleitpersonen befragt und stets mit einer kurzfristigen Absage gerechnet werden. "Genau aus diesem Grund haben wir uns auch dazu entschlossen, dieses Jahr keine weiteren Künstler einzuladen", erläutert Dannhorn. An beiden Abenden wird deshalb das gleiche Programm aufgeführt. Passenderweise trägt das Kempff-Festival dieses Jahr übrigens das Motto: "Auseinander-Setzung" - eine Anspielung sowohl auf die strengen Infektionsschutzmaßnahmen als auch die Philosophie der Veranstaltung.

Aber nicht nur organisatorisch stellt die unsichere Corona-Lage die Veranstalter vor Herausforderungen. "Wenn es schlecht läuft, zahle ich drauf", erklärt Ingo Dannhorn. Dies liege nicht zuletzt daran, dass heuer weniger Sponsoren als sonst das Festival unterstützen. "Wir müssen deshalb etwas minimalistischer als sonst arbeiten. Der Anspruch an die Qualität bleibt jedoch gleich", verspricht Dannhorn.

Trotz aller Widrigkeiten: Dem Pianisten war es wichtig, dass das Festival stattfindet - gerade jetzt. "Anstatt über die Dunkelheit zu klagen, möchte ich mit dem Konzert zumindest ein kleines Licht anzünden."

Autor

Bilder