Kulmbach Neue Hiobsbotschaften aus Nepal

Von Stefan Linß

Drei Mitglieder der Nepalhilfe Kulmbach machen sich bei ihrem Besuch im Erdbebengebiet ein Bild von den gewaltigen Zerstörungen. Ihre mühsame Aufbauarbeit geht jetzt erst richtig los.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Kulmbach - Mit dem Schlimmsten haben die Mitglieder der Nepalhilfe Kulmbach vor ihrer Reise ins Katastrophengebiet gerechnet. Vor wenigen Tagen sind sie aus dem Land am Himalaya-Gebirge zurückgekehrt. Nun haben sie Gewissheit: Nach dem verheerenden Erdbeben Ende April wird der Wiederaufbau schwieriger als alle Hilfsprojekte, die der Verein bislang umgesetzt hat.

Den Ärmsten der Armen gibt die Nepalhilfe Hoffnung. Sie lässt Schulen bauen, vergibt Minikredite für Bauern und kümmert sich um die medizinische Versorgung. Stück für Stück ging es aufwärts. Nach der Naturkatastrophe fängt die Arbeit der Kulmbacher nicht etwa von vorne an, sondern bei minus 35. Denn das Erdbeben hat das Land um 35 Jahre zurückgeworfen.

Ganze Straßenzüge sind eingestürzt, es sieht aus wie nach einem Bombenangriff und überall liegt ein unerträglicher Staub in der Luft, berichten die Kulmbacher. Die Shree-Bageshwaree-Schule im 3000-Einwohner-Dorf Malekhu, 70 Kilometer von der Hauptstadt Kathmandu entfernt, liegt den Kulmbachern besonders am Herzen. Entsprechend groß ist der Schmerz für Vereinsvorsitzenden Peter Pöhlmann, der sich zusammen mit Stellvertreterin Sonja Promeuschel und Schriftführer Andreas Rebhan auf den beschwerlichen Weg gemacht hat.

Beide Schulhäuser haben beim Erdbeben erhebliche Schäden erlitten. "Vor unserer Reise haben wir mit Reparaturkosten in Höhe von 20 000 Euro gerechnet", sagt Pöhlmann. In Malekhu untersuchten die Kulmbacher zusammen mit zwei einheimischen Ingenieuren die Gebäude. "Dort hieß es dann, dass die Renovierung 120 000 Euro kostet."

Stahlbetonsäulen und Wände müssen verstärkt werden. Doch auch das reicht offenbar nicht aus. "Am Sonntag habe ich eine fürchterliche E-Mail aus Nepal bekommen", sagt Pöhlmann. Beide Schulen sollen aus Sicherheitsgründen verkleinert werden. Es sei notwendig, das jeweils zweite Obergeschoss zurückzubauen, um die Statik zu verbessern. "200 000 Euro werden dafür sicher nicht ausreichen", sagt der Vereinsvorsitzende.

Wie die Nepalhilfe das Geld aufbringen soll? In den vergangenen Wochen war die Spendenbereitschaft sehr hoch. Die Künstlergala in der Kulmbacher Stadthalle hat einen ansehnlichen Betrag eingebracht. Pöhlmann dankt allen Spendern, ohne deren Hilfe die Menschen in ihrem Elend ganz alleine wären. Er hat zudem Kontakt mit der Aktion "Sternstunden" aufgenommen. Das Benefizprojekt des Bayerischen Rundfunks habe Bereitschaft signalisiert, sich erneut für die Nepalhilfe stark zu machen. Trotzdem ist völlig unklar, ob es für die Menschen in Malekhu reichen wird.

Der Schulunterricht läuft provisorisch weiter. Nur eines der Gebäude darf genutzt werden. "In einem Klassenzimmer sind bis zu 130 Kinder eingepfercht", sagt Sonja Promeuschel. "Der Unterricht läuft in zwei Schichten. Die erste Schicht beginnt um sechs Uhr."

Trotz aller Hiobsbotschaften verbreitet die Nepalhilfe nicht etwa Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, sondern Zuversicht. Dasselbe Gefühl prägt die Einheimischen in dem asiatischen Land. "Die Menschen sind es gewohnt, zu improvisieren", sagt Promeuschel. Und selbst in der größten Not haben sie ihr Lächeln nicht verloren. "An jeder Ecke begegnen uns dort Menschen mit einer Grundzufriedenheit und positiven Einstellung", bestätigt Andreas Rebhan.

Dabei definiere jeder, der Nepal besucht, den Begriff "Armut" für sich neu, sagt Promeuschel. Es fehlt an elementaren Dingen wie sauberes Wasser und Nahrung. Und nach dem Erdbeben hat sich die Situation noch verschlimmert.

In der Region sind ringsum alle Schulen eingestürzt oder schwer beschädigt worden. "Das führt dazu, dass die Eltern ihre Kinder in unsere Schule nach Malekhu schicken wollen", erklärt die stellvertretende Vorsitzende. Doch die Shree-Bageshwaree-Schule kann zum jetzigen Zeitpunkt unmöglich neue Schüler aufnehmen.

"Wir haben in Nepal wirklich schwere Probleme", sagt Peter Pöhlmann. Ohne die beiden ehrenamtlichen Verbindungsleute Shyam Neupane und Professor Bishal Upreti wäre die Nepalhilfe Kulmbach ohnehin nur die Hälfte wert, sagt der Vorsitzende. Nun sind die beiden Koordinatoren gefordert wie nie zuvor. Nach dem Erdbeben liegt es an ihnen, die Wiederaufbauhilfe aus Deutschland zu steuern.

Die Nepalhilfe weiß, dass ihr Geld ankommt. In Kulmbach gibt es derweil Überlegungen, weitere Spendenaufrufe zu starten und die Künstlergala regelmäßig stattfinden zu lassen.

Verglichen mit dem großen Leid in Nepal ist die Unterstützung aus Oberfranken ein sehr kleiner Beitrag. Das Bild vom "Tropfen auf dem heißen Stein" mag Sonja Promeuschel gar nicht. Vereinsvorsitzender Pöhlmann sagt: "Für die 3000 Einwohner von Malekhu ist unsere Hilfe wie ein strömender Regen."

Wir haben in Nepal wirklich schwere Probleme.

Peter Pöhlmann

Die Menschen sind es gewohnt, zu improvisieren

Sonja Promeuschel

Nepalhilfe Kulmbach

Um die Menschen in Nepal auch nach der Erdbebenkatastrophe weiter unterstützen zu können, ist die Nepalhilfe Kulmbach dringend auf Spenden angewiesen. Das Geld kommt zu 100 Prozent den Menschen in Nepal zugute, versichert Vereinsvorsitzender Peter Pöhlmann.

Die Nepalhilfe Kulmbach hat

ihr Konto bei der Sparkasse Kulmbach-Kronach, IBAN:

DE48 77150000 0000 110130,

BIC: BYLADEM1KUB.

Informationen gibt es im Internet unter der Adresse

www.nepalhilfe-kulmbach.de .

Bilder