Thurnau Neue Hoffnung für den Schlosspark

Der Thurnauer Schlossweiher ist bereits ein beliebtes Ausflugsziel. Jetzt will die Gemeinde dafür sorgen, dass auch der Schlosspark wieder zugänglich wird. Quelle: Unbekannt

Der einst hochherrschaftliche Garten am Thurnauer Schloss soll wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dafür hat der Gemeinderat nun ein Entwicklungskonzept in Auftrag gegeben.

 
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Thurnau - Für viele Thurnauer ist es ein Herzenswunsch: Einmal wieder den einstigen Schlosspark zu betreten. Seit einem Unwetter vor Jahrzehnten ist er für die Bevölkerung nicht mehr zugänglich. Der Gemeinderat unternahm jetzt einen Schritt, um den Traum doch noch wahr werden zu lassen. In der Sitzung am Montagabend diskutierte das Gremium rege über das Thema Schlosspark. Denn klar ist: Jeder würde den Park gern aus dem Dornröschenschlaf erwecken.

Romantisches Kleinod

Die Lindenallee mit 300 Linden wurde zwischen 1698 und 1703 angelegt, wahrscheinlich vom früheren Tischdecker Schmalz. Der Steingarten enthielt Blumenbeete, Rasenflächen und eine Fontäne. Im Schlosspark war der Stumpf einer 185 Jahre alten Rieseneiche zu finden, die im Jahre 1896 gefällt wurde. Der "Koppengarten" wurde nach dem Jäger Kopp benannt. Darin befanden sich ein Gewächshaus und die Orangerie. Die Begründer der deutschen Romantik, Ludwig Tieck und Wilhelm Heinrich Wackenroder, haben den Garten 1793 besucht.


In einem Reiseführer aus dem Jahr 1912 wird der Schlossgarten als "ein Hauptanziehungspunkt für die Thurnau besuchenden Fremden" beschrieben. Der Schlosspark liegt hinter der südöstlichen Seite des Schlosses. Auf der Seite also, auf der heute das Gasthaus Schlossbräu steht. Die Gartenanlage bestand früher aus einem Steingarten und dem "Koppengarten", heißt es in der Beschreibung von Fritz Ferchl (siehe Infokasten). Der Steingarten wurde an der Stelle eines früheren Steinbruchs angelegt. Durch ihn führte die bis heute berühmte Lindenallee, in der der Hof sich - wie dereinst auch in Himmelkron - zum Maille-Spiel traf.

Doch zurück zur Gegenwart. Und in der ist es kompliziert. Die aktuelle Eigentümerin des Parks lebt in Au-stralien. Der Grundbesitz des früheren Barons und letzten Eigentümers wird von Deutschland aus verwaltet. Bürgermeister Martin Bernreuther (CSU) steht mit den Verwaltern in Verbindung. Erste Gespräche wurden geführt. "Das Parkentwicklungskonzept entscheidet nun darüber, welche Finanzierung wir bekommen", erläuterte Bernreuther im Gespräch mit unserer Zeitung.

Denn die Gemeinde will zur Finanzierung auf das Geld zurückgreifen, das die Projektierer von Windkraftanlagen als Ersatzleistung für den Eingriff in die Landschaft gezahlt haben. Zwölf Windräder stehen bei Lochau, Alladorf und Tannfeld. Das sind rund 1,1 Million Euro, die aus diesen Zahlungen zusammenkommen. Das Geld ging an den Bayerischen Naturschutzfonds, eine Naturschutzstiftung mit Sitz in München. Ausbezahlt würden die Finanzmittel von der Unteren Naturschutzbehörde, die am Landratsamt Kulmbach angesiedelt ist. "Aber die Ausgleichsprojekte müssen nicht zwingend dort gemacht werden, wo der Eingriff war", stellte Bernreuther fest.

Im Rathaus wurden 25 mögliche Projekte in den Ortsteilen beschrieben. Doch der Großteil sei abgelehnt worden. Darunter sei der Vorschlag gewesen, den Park anzukaufen und wieder begehbar zu machen. Nach Gesprächen mit der Eigentümerin sowie einem Besuch mit Landrat Klaus Peter Söllner bei Umweltminister Thorsten Glauber einigte man sich, erst ein Parkentwicklungskonzept erstellen zu lassen. Erst danach könne geprüft werden, ob der Naturschutzfonds Zuschüsse bezahle. Bernreuther bat den Gemeinderat um seine Zustimmung, "sonst stockt das Projekt noch weitere Jahre". Zusammen mit dem Leiter des Ökologisch-Botanischen Gartens der Universität Bayreuth sei der Park bereits besichtigt worden. Das Ergebnis: Das Gelände könnte naturschutzfachlich und landschaftlich aufgewertet werden. Ein Gutachten sei dies allerdings nicht.

Obwohl Bernreuther bat, nicht mehr groß darüber zu diskutieren, wollten einige Räte es sich nicht nehmen lassen, ihre Meinung zu äußern. So bedauerte Erwin Schneider im Namen der FW-ÜWG-Fraktion zwar, dass "im Oberland" nichts investiert werde, begrüßte aber die neue Initiative. Dietmar Hofmann (SPD) steht ebenfalls hinter dem Vorhaben. Er bat aber darum, dass die Gemeinde ein Mitspracherecht behalten sollte.

Am kritischsten äußerten sich Christian Schwarz (CSU) und Veit Pöhlmann (FDP/UB). Und zwar im Hinblick auf die Untere Naturschutzbehörde. "Fast alle unsere Vorschläge wurden abgelehnt. Das ist für die Bevölkerung nur schwer nachvollziehbar", stellte Schwarz fest. Ein Drittel des Geldes werde für die Personalstelle in der Behörde verwendet. "Das ist eine Hausnummer, die es so nicht gebraucht hätte." Auch Pöhlmann unterstrich, dass das Geld als Ausgleich für die Natur und Landschaft vor Ort einzusetzen sei. So sehe es das Gesetz vor. "Aber wir beißen uns da seit Jahren die Zähne aus", stellte Pöhlmann fest. "Hoffentlich können wir auf der Basis jetzt den gordischen Knoten lösen."

Dem Erarbeiten eines Parkentwicklungskonzeptes stimmten schließlich alle zu. Ein Fachbüro aus Bamberg wurde damit beauftragt. Die Kosten liegen bei rund 25 000 Euro, der Eigenanteil der Gemeinde beläuft sich auf 8200 Euro.

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