Kulmbach Niedrigwasser wird zur Gefahr

Stefan Linß

Im Kulmbacher Land trocknen die ersten Bäche und Weiher aus. Pflanzen und Tiere sterben. Das Wasserwirtschaftsamt appelliert, kein Wasser mehr zu entnehmen.

 
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Kulmbach - Viele Quellen sind versiegt. Nach und nach verschwinden die Bäche, Tümpel und Weiher. Die extreme Trockenheit wirkt sich massiv auf die Pegelstände in den Gewässern und auf den Grundwasserspiegel aus. Im Kessel unterhalb des Kulmbacher Rehbergs wundern sich die Spaziergänger, wo der kleine Teich geblieben ist. Auch der obere Teil des Lindigsgrabens in der Nähe von Höfstätten ist betroffen. Normalerweise plätschert in dem Wäldchen der Bach. Nun ist es dort knochentrocken.

Mehrere Gewässer in der Region sind bereits verschwunden, sagt Christian Weiß, der stellvertretende Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Hof. "Die Situation wird sich in den nächsten Wochen sogar noch verschärfen. Das Wetter bleibt extrem."

In den Landkreisen Lichtenfels und Bamberg ist es seit Mittwoch verboten, Wasser aus Bächen und Flüssen zu entnehmen. Nach Auskunft der Landratsämter darf bei Niedrigwasser auch nicht im Fluss gepaddelt werden, weil die Paddel auf dem Grund Schäden anrichten können.

Das Wasserwirtschaftsamt appelliert auch an die Menschen im Landkreis Kulmbach, kein Wasser aus Bächen zu pumpen und zu schöpfen. "Sonst geht der letzte Rest, der den Tieren zum Überleben hilft, auch noch verloren", erklärt Christian Weiß. Das derzeitige Niedrigwasser lässt zahlreiche Pflanzen und Tiere sterben. "Bedroht werden alle Arten, die auf Feuchtigkeit angewiesen sind." Wenn Fische merken, dass das Wasser schwindet, versuchen sie zwar, flussabwärts zu gelangen. Aber nicht alle können flüchten. Sie bleiben auf der Strecke und verenden wie viele weitere Lebewesen, die in den Gewässern oder drumherum heimisch sind.

Die Wasserorganismen sind die ersten Opfer. Die fehlenden Niederschläge und die sinkenden Flusspegel führen zu einer Reihe von Folgeproblemen. Wenn in den oberen Schichten der Nachschub fehlt, sinkt auch der Grundwasserspiegel. Nach der Trockenheit im Vorjahr bleibt heuer ebenfalls der Regen aus. Das führt dazu, dass die tiefer liegenden Reserven wieder nicht aufgefüllt werden. Noch ist die Trinkwasserversorgung gesichert. Kunden der Stadtwerke Kulmbach und die Fernwasserversorgung Oberfranken können weiterhin ohne Probleme den Hahn aufdrehen. Doch in anderen Gegenden wird es wohl eng, wenn es so weitergeht.

Das Wasserwirtschaftsamt ruft die Menschen in Oberfranken vorsorglich zum Wassersparen auf. Die letzten Regenschauer waren zwar vergleichsweise ergiebig. Trotzdem reicht die Niederschlagsmenge bei weitem nicht aus, um die extreme Dürreperiode zu beenden. Das Gras sei wieder ein bisschen grüner geworden, sagt Christian Weiß. Aber wer ein paar Zentimeter tief gräbt, merkt sofort, dass der Boden immer noch komplett ausgetrocknet ist. Auf die Pegelstände in den Flüssen hatten die Regentage im Juli so gut wie keine Auswirkungen.

Das oberflächennahe Wasservorkommen ist zuerst betroffen. Quellen, die sonst die kleineren Bäche wie den Lindigsgraben oder den Teich im Kessel speisen, gibt es nicht mehr.

Der Niedrigwasser-Informationsdienst (NID) am bayerischen Landesamt für Umwelt meldet immer neue Rekorde. Es sind die niedrigsten Werte aller Zeiten, die an einigen oberfränkischen Messstationen angezeigt werden. Die aktuelle Hitzewelle bringt eine hohe Verdunstung mit sich. Damit werden die Pegel noch weiter sinken. Nach Auskunft des NID ist an der Station Melkendorf am vergangenen Freitag die Meldestufe von "niedrig" auf "sehr niedrig" gewechselt. Das Grundwasser liegt bereits 1,54 Meter unter der Erdoberfläche. In den vergangenen zwei Monaten ist es um einen halben Meter abgesackt. Damit ist das Wasser weiter gesunken als während der Tiefststände von 2018.

Auch in Höferänger und Stadtsteinach, im Trebgasttal sowie in Limmersdorf, Schirradorf und Michelau befindet sich das Grundwasser auf einem sehr niedrigen Stand. In der Messstation Weißbrunnen bei Kronach ist die Quellschüttung auf 1,42 Liter gesunken. Im März dieses Jahres waren es dort noch 25 Liter. Die Station Ottmannsreuth bei Creußen verzeichnet seit Tagen immer neue Niedrigstwerte. Messergebnisse wie derzeit hat es in Ottmannsreuth noch nie zuvor gegeben.

Die Niedrigwasserlage bleibt bestehen und wird sich auf weitere Regionen ausweiten. So lautet die Prognose des NID. "Wir hoffen auf Regen", sagt Christian Weiß vom Wasserwirtschaftsamt. Nur ergiebige Niederschläge über einen längeren Zeitraum können die Misere beenden. Derzeit sieht es nicht danach aus, dass der Wunsch so schnell wahr wird.

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