Kulmbach Partyvolk muss auf die Bremse treten

Bilder wie das von der Party in der Oberen Stadt vom vergangenen Wochenende soll es künftig nicht mehr geben. Vertreter von Behörden und die Wirte haben sich jetzt auf ein gemeinsames Konzept geeinigt, wie Feiern in Zeiten von Corona nicht verboten, aber sicher gestaltet werden kann. Foto: Karl-Heinz Weber Quelle: Unbekannt

Das Feiern will den jungen Leuten keiner verbieten. Aber dicht gedrängt soll und darf es auch nicht zugehen. Für die Obere Stadt in Kulmbach gibt es jetzt ein spezielles Konzept.

 
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Kulmbach - Bei einer feucht-fröhlichen Fete mehrerer Hundert meist junger Leute in der Oberen Stadt am vergangenen Wochenende ist es hoch hergegangen. Dicht gedrängt und ohne Schutzmasken standen die Feiernden bis in die Nacht zusammen und verlagerten im Lauf der Zeit ihre Feier auch auf die Straße. Für Autos war am Samstagabend stellenweise kein Durchkommen mehr.

Mindestens so heiß wie in der Oberen Stadt geht es seit Sonntag im Internet her. Nach der Veröffentlichung eines Fotos von der Partykulisse verlaufen kontroverse Diskussionen. Verteidiger der Partyszene melden sich ebenso zu Wort wie die Mahner, die an Sicherheitsregeln appellieren. Und auch "Verschwörungstheroetiker" diskutieren mit. Mehr als 250 Kommentare stehen inzwischen unter dem Bild. Die Diskussion hat nun auch die Behörden auf den Plan gerufen. Die Stadt Kulmbach, das Landratsamt, die Polizei und auch die Wirte aus der Oberen Stadt haben sich auf ein Konzept geeinigt, das nun umgesetzt wird. Alle hoffen, dass sich auch die Besucher der Gaststätten in der Oberen Stadt daran halten. "Wir können nicht sagen, wir lassen zur Sicherheit Sportplätze zu und gleichzeitig feiern in der Oberen Stadt 300 Leute und die Autos kommen nicht durch", sagt der Sprecher der Stadt Kulmbach, Jonas Gleich. Niemand habe die Absicht, Feiern zu verbieten. Allerdings müsse der Infektionsschutz weiter oberste Priorität haben.

Diskussion im Netz

Die Reaktionen im Netz sind ganz unterschiedlich. "Was sollen die jungen Leute denn machen, wenn die Discos alle noch zu haben", fragt eine Nutzerin. "In Kulmbach gab es mindestens die letzten sieben Tage keine Neuinfektion mehr. Man sollte die Kirche auch mal im Dorf lassen", ergänzt ein anderer. Und weiter: "Kann mir bei solchen Bildern mal bitte jemand erklären, was es für einen Sinn macht, dass man beim Betreten oder Verlassen eines Wirtshauses immer noch eine Maske tragen muss?"

Das gemeinsame Konzept zur Steuerung des hohen Besucheraufkommens an den Wochenenden vor und in den Gastronomiebetrieben der Oberen Stadt haben die betroffenen Wirte, Vertreter der Stadt Kulmbach und der Kulmbacher Polizei zusammen mit der Koordinierungsgruppe Corona im Landratsamt Kulmbach erarbeitet. Gemeinsam haben die Beteiligten auch in einer Pressemitteilung klargemacht, worum es ihnen geht. Sie teilen auch mit, welche Regeln künftig in der Oberen Stadt gelten. "Nach den bereits in den Medien publizierten Fotos von Menschenansammlungen, waren sich alle Beteiligten einig, dass es angesichts der geltenden Corona-Vorschriften nicht erneut eine derart große Gästezahl im Bereich der Oberen Stadt geben darf, um mögliche Infektionen zu vermeiden", heißt es vonseiten der Macher des Konzepts, das aufgrund der aktuellen Ereignisse erarbeitet wurde.

Einvernehmlich haben sich alle auf folgende konkreten Maßnahmen geeinigt:

Getränke können innen wie außen nur an einem festen Sitzplatz zu sich genommen werden.

Ausschankschluss im Außenbereich ist um 22 Uhr (letztmögliche Bestellung). Die Wirte stellen sicher, dass nach 22.30 Uhr keine Sitzgelegenheiten mehr zur Verfügung stehen.

Das Ende des Ausschankes im Innenbereich ist individuell geregelt; Getränke der Gäste verbleiben im Innenbereich; die Maskenpflicht und das Abstandsgebot gelten gemäß dem "Schutz- und Hygienekonzept Gastronomie" entsprechend fort; eine gesonderte Zugangsregelung für Raucher wird gewährleistet.

Es gibt keinen "to-go"-Verkauf von alkoholischen Getränken jeglicher Art in Flaschen, Pappbechern und Ähnlichem nach 20 Uhr.

Bei einem "to-go" Verkauf bis 20 Uhr gilt weiterhin, dass diese Getränke nicht an Ort und Stelle verzehrt werden dürfen; die Gäste müssen den Außenbereich der jeweiligen Gastronomie weiträumig verlassen; darauf weisen die Wirte künftig ausdrücklich hin.

Diese Vereinbarungen stellen nach Ansicht aller Beteiligten einen gangbaren Weg dar, den notwendigen Gesundheitsschutz zu gewährleisten und dabei gleichzeitig den Gästen der Oberen Stadt ein Stück Kulmbacher Lebenskultur zurückzugeben, heißt es in der Erklärung. "Wir sind froh um jeden Gast, den wir am Tisch bedienen dürfen. Wir bitten unsere Gäste aber um Verständnis, dass wir auf die Einhaltung der Regeln achten werden", sagt einer der Wirte. Auch er wendet sich an die Gäste dieser "Partymeile": "Helft uns dabei, seid vernünftig und dabei zugleich anderen ein Vorbild", lautet der Appell an alle Besucher.

In den kommenden Wochen werde das weitere Geschehen in der Oberen Stadt beobachtet und gegebenenfalls neu eingeschätzt werden müssen, teilen die Behörden abschließend mit. Die derzeit erfreuliche Infektionssituation sei kein Anlass, wiedergewonnene Freiheiten über Gebühr zu beanspruchen. Es müsse weiterhin das Prinzip der Vorsicht und Umsicht gelten. "Wenn wir uns jetzt verstolpern, würde dies zu erneuten Einschränkungen führen. Das wollen wir alle gemeinsam vermeiden", so das einhellige Fazit.

Das macht auch Jonas Gleich für die Stadt Kulmbach nochmals deutlich. Er freut sich über die Bereitschaft der Wirte, künftig verstärkt regulierend einzugreifen, wenn die Feierlaune zu hohe Wellen zu schlagen droht. "Was möglich ist, wollen wir auch möglich machen", sagt er und macht zugleich deutlich: "Ein gewisser Grad darf dabei aber nicht überschritten werden."

Die Polizei Kulmbach saß mit Inspektionsleiter Peter Hübner und dessen Stellvertreterin Kathrin Weißert mit am Tisch, als das Konzept erarbeitet wurde. Kathrin Weißert macht unmissverständlich deutlich, dass die Polizei am Wochenende präsent sein wird in der Oberen Stadt. Der Landkreis Kulmbach sei, was die Corona-Zahlen angeht, nun seit geraumer Zeit bereits in einer sehr guten Position. "Es wäre keinem damit gedient, wenn man wieder einen Schritt zurückgehen müsste. Wir hoffen, dass es Bilder wie die vom vergangenen Wochenende so nicht mehr geben wird."

Ausdrücklich begrüßt die stellvertretende Inspektionsleiterin, dass alle an einem Strang ziehen, nicht nur die Behörden, sondern auch die Wirte. "Das war ein gutes Gespräch." Jetzt gelte es, das Wochenende abzuwarten und zu sehen, wie die getroffenen Maßnahmen greifen. Die Polizei werde sich die Lage genau anschauen. Dann müsse man sich gegebenenfalls wieder treffen und besprechen, ob die neuen Regeln angenommen und befolgt werden oder ob und eventuell wo noch nachgesteuert werden muss.

Kathrin Weißert ist zuversichtlich. "In der Vergangenheit haben sich die Kulmbacher sehr gut an die Regeln gehalten." Das habe zu der positiven Situation geführt, die jetzt hier herrscht. "Wir wollen, dass das so bleibt. Deswegen appellieren wir an die Vernunft aller, sich daran zu halten, was jetzt für diesen Bereich erarbeitet worden ist."

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