Kulmbach Polizei will mit Präsenz sensibilisieren

Mit Unterstützung durch die Bereitschaftspolizei haben die Inspektionen im Landkreis am Freitag an zahlreichen Stellen kontrolliert. Sieben Autofahrer hatten das Handy am Ohr.

 
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Kulmbach - Handy am Ohr, kein Gurt angelegt. Die Ausreden, weiß Verkehrssachbearbeiter Klaus-Peter Lang von der Kulmbacher Polizei, sind immer die selben, wenn solche Autofahrer erwischt werden. "Ich musste nur mal schnell..., ich hab nur kurz...., ich bin knapp dran und habe einen Termin." So oder ähnlich argumentieren die meisten Verkehrsteilnehmer, wenn sie die Polizei mit dem Mobiltelefon oder ohne Gurt erwischt. Am Freitagvormittag war das bei Katschenreuth nicht anders. Dort und an mehreren weiteren Stellen im gesamten Landkreis haben die beiden Polizeiinspektionen Kulmbach und Stadtsteinach mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei Großkontrollen durchgeführt. Rund 30 Beamte der beiden Inspektionen und der Bereitschaftspolizei waren im Kulmbacher Land bei diesen Schwerpunktaktionen im Einsatz, informiert die stellvertretende Leiterin der PI Kulmbach, Kathrin Weißerth.

Handy, Gurt, Tempo und allgemeine Verkehrskontrollen hatten die Beamten fest im Blick an diesem Tag. "Wir setzen mit dieser Aktion um, was Klaus-Peter Lang schon im Frühjahr angekündigt hatte: Wir werden unsere Verkehrssicherheitsarbeit weiterführen und vertiefen", sagt Kathrin Weißerth. Tempoverstöße seien eine der Hauptursachen gerade bei Unfällen mit Schwerverletzten oder gar Getöteten. "Gerade in diesem Bereich ist überhöhtes Tempo als Ursache überproportional vertreten."

Mit "Vorwarnung" sind die Aktionen der Polizei am Freitag über die Bühne gegangen. Radiodurchsagen haben die Verkehrsteilnehmer auf die verschiedenen Kontrollstellen aufmerksam gemacht. Vielleicht lag es daran, dass an dem Tag in Katschenreuth kein einziger Tempoverstoß festgestellt worden ist. Vielleicht lag es auch daran, dass Autofahrer die entgegenkommenden Verkehrsteilnehmer mit Lichthupe gewarnt hatten. Es ist auch gut möglich, dass alle noch rechtzeitig abbremsen konnten. Die Polizei war weithin sichtbar. Das, sagt Kathrin Weißerth, gehörte durchaus zum Plan für diesen Tag. Die Polizei will Präsenz zeigen und damit die Verkehrsteilnehmer erinnern, dass Schilder nicht nur zur Dekoration da sind und Regeln beachtet werden müssen, wenn man ohne Strafzettel davonkommen will. "Diese Kontrollpunkte sollen gar nicht versteckt sein. Wir wollen gesehen werden und die Menschen sensibilisieren."

Schwerpunkt-Aktionen wie diese sind nur möglich, wenn die "BePo" zur Unterstützung kommt. "Wir begrüßen diese Hilfe sehr", macht die Einsatzleiterin deutlich. Sie erklärt auch, dass die Örtlichkeiten für die Kontrollen ganz bewusst ausgewählt wurden. Die Aktion bei Katschenreuth zum Beispiel fand statt, weil sich da Anwohner immer wieder beschweren, dass sich viele Autofahrer nicht an das Limit von 70 km/h halten und damit mehr Verkehrslärm in der Ortschaft verursachen als den Menschen dort lieb ist. Auch am Schwedensteg in Kulmbach wurde am Freitag kontrolliert, ebenso wie an mehreren Stellen entlang der Bundesstraßen 85 und 289 im Bereich der PI Kulmbach. Auch Tempo 30-Zonen hatten die Einsatzkräfte im Blick. Die Stadtsteinacher Beamten positionierten sich zusammen mit der Bereitschaftspolizei unter anderem in Untersteinach in der Ortsmitte und in Himmelkron.

Bis zu einen Kilometer weit reicht die Laserpistole, die in Katschenreuth und an den anderen Einsatzstellen zum Einsatz gekommen ist. Das geeichte Gerät misst ganz genau. Geringfügige Überschreitungen lassen die Beamten gelten. Wer es übertreibt, wird sofort rausgewunken. Das gilt auch für diejenigen, die meinen, sich nicht an die Gurtpflicht halten zu müssen oder ihr Handy während der Fahrt benutzen. Wer wegen solcher Verstöße angehalten wird, hat keine Zeit mehr, schnell noch das Gerät wegzulegen oder den Gurt zu schließen. Weiter oben stehen Beamte in Zivil. Sie melden ihren Kollegen, welches Auto sie sich besonders genau anschauen sollen.

"Die Ablenkung durch ein Handy stellt eine große Gefahr dar", betont Klaus-Peter Lang. Er weiß, dass die Handynutzung als offizielle Unfallursache nur selten in der Statistik auftaucht, weil man das in der Regel nicht mehr nachvollziehen kann, wenn ein Unfall geschehen ist. "Es ist ja in den seltensten Fällen so, dass ein Gespräch noch verbunden ist, wenn es gekracht hat."

Telefonate sind übrigens nach Erfahrungen der Polizei meist nicht die Wurzel des Übels. Die meisten Fahrer haben inzwischen Freisprecheinrichtungen und nutzen sie auch. Meist sind es die Text- und Sprachnachrichten, die Autofahrer verlocken, sich regelwidrig zu verhalten, weiß Klaus-Peter Lang. "Aber gerade das sind ja die Ablenkungen, wenn jemand aufs Handy schaut statt auf die Straße." Solche Verstöße sind, wie Lang erzählt, übrigens keineswegs weitgehend auf junge Leute begrenzt. "Das zieht sich durch alle Altersschichten."

Die Autofahrer, die am Freitagmorgen in Katschenreuth an den Straßenrand gewunken wurden, mussten sich in den meisten Fällen lediglich einer allgemeinen Verkehrskontrolle unterziehen. Einer hatte das Handy in der Hand. Für ihn wird es teuer. 100 Euro und ein Punkt in der Verkehrssünderkartei stehen nun an. 150 Euro und zwei Punkte sind es, wenn durch die Handynutzung ein anderer gefährdet wurde. Kommt es deswegen gar zu einem Unfall, werden zwei Punkte und 200 Euro Bußgeld fällig.

"Die Verkehrssicherheit hat bei uns einen hohen Stellenwert. Durch die Kontrollen in der Stadt und dem Landkreis Kulmbach konnte ein weiterer Beitrag dazu geleistet werden", betont Kathrin Weißerth. "Für den Kontrolltag mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei am Freitag können wir eine positive Bilanz ziehen. Während der Kontrolldauer von etwa vier Stunden an verschiedenen Örtlichkeiten in Stadt und Landkreis wurden neun Geschwindigkeitsverstöße festgestellt, bei denen der "Spitzenreiter" die Höchstgeschwindigkeit um 22 km/h überschritten hatte. Insgesamt sieben Verkehrsteilnehmer mussten wegen Handynutzung am Steuer sanktioniert werden. Zudem wurden einige Fahrer wegen Verstößen gegen die Gurtpflicht verwarnt." Kathrin Weißerth hofft, dass die Kontrollen, die viele Verkehrsteilnehmer wahrgenommen haben, nun wieder einige Zeit vorhalten und die Menschen vorsichtiger handeln lassen.

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