Kulmbach Prozess: Mann soll Frau mit voller Wucht ins Gesicht getreten haben

Stephan Herbert Fuchs

Wegen gefährlicher Körperverletzung sitzt ein 42-jähriger Kulmbacher auf der Anklagebank. Weil das Opfer schweigt, gestaltet sich die Verhandlung allerdings schwierig.

 
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Kulmbach - Weil er seine Freundin brutal vermöbelt haben soll, muss sich ein 42-jähriger Mann aus Kulmbach vor dem Amtsgericht verantworten. Unter anderem soll der Angeklagte der am Boden liegenden Frau mit voller Wucht ins Gesicht getreten haben. Vor Gericht erlebten alle Prozessbeteiligten eine faustdicke Überraschung: Die Frau gab an, mit dem Angeklagten inzwischen verlobt zu sein. Sie konnte das sogar schlüssig erklären und hatte damit ein Aussageverweigerungsrecht. Der Angeklagte selbst beteuerte, alkoholbedingt keinerlei Erinnerungen mehr an den Vorfall zu haben. Also blieb dem Gericht nichts anderes übrig, als Zeugen zu vernehmen, doch die entscheidenden Zeugen waren nicht erschienen und teilweise sogar unbekannt verzogen. Nun wird die Verhandlung am 10. September fortgesetzt.

Der Vorfall soll sich am frühen Abend des 3. Januars vor dem Edeka-Markt am Goldenen Feld ereignet haben. Dort traf der Angeklagte auf seine Freundin. Laut Anklage schubste er sie unvermittelt zu Boden, schlug auf sie ein und trat mit den Füßen gleich mehrfach mit voller Wucht gegen ihren Oberkörper und gegen ihren Kopf. Er habe "keinen Schimmer" mehr, was den Vorfall betrifft, sage der Angeklagte und verwies auf seinen vorausgegangenen stundenlangen Alkoholkonsum. Tatsächlich stellten die Beamten eine Blutalkoholkonzentration von über 1,6 Promille fest. Erst später bei der Polizei will er erfahren haben, was er angestellt haben soll. Auch von Drogen war die Rede.

"Wir sind verlobt und wollen auf jeden Fall heiraten", erklärte die 36-jährige Frau feierlich. Im Übrigen wolle sie ihre Anzeige zurückziehen. "Das geht nicht", klärte sie Richterin Sieglinde Tettmann auf. Beim ursprünglichen Anklagepunkt der gefährlichen Körperverletzung habe die Staatsanwaltschaft ein öffentliches Interesse festgestellt. Die Verlobung und das daraus resultierende Aussageverweigerungsrecht musste das Gericht allerdings akzeptieren, nachdem Angeklagter und Opfer übereinstimmend das Datum ihrer Verlobung nennen konnten. Den Verlobungsring hatte die Frau allerdings zwischenzeitlich schon wieder versetzt, weil sie Geld brauchte.

Keine richtige Erinnerung mehr an den Vorfall hatte nach eigenen Worten ein 24-jähriger Zeuge, der in Fußfesseln aus dem Bezirkskrankenhaus vorgeführt wurde. Der Mann konnte sich lediglich an einen Beziehungsstreit erinnern. Alles andere hatte er von Dritten gehört.

Einer der Polizisten, die zuerst am Ort des Geschehens waren, meinte, dass die Frau keine sichtbaren schweren Verletzungen hatte. Er habe maximal eine Rötung im Gesicht der Frau feststellen können. Sie habe außerdem über Kopfschmerzen geklagt. Allerdings sagte der Polizeibeamte auch, dass der Angeklagte keinesfalls so betrunken gewirkt habe, dass er nicht mehr Herr seiner Sinne gewesen sei.

In zwei weiteren Anklagepunkten muss sich der Angeklagte außerdem wegen Hausfriedensbruch verantworten. Er hatte sich einmal im Dezember, das zweite Mal im Februar im Gebäude des Kulmbacher Bahnhofs aufgehalten, obwohl er Hausverbot hatte. Das räumte er unumwunden ein. Ein Beamter von der Bundespolizei sagte aus, dass der Angeklagte sich regelmäßig mit einer Gruppe Gleichgesinnter am Bahnhof getroffen hatte, um Alkohol zu konsumieren. Mittlerweile habe aber die gesamte Gruppe Hausverbot, so dass sich das Problem erledigt habe.

Bis zum 10. September will das Gericht nun den Aufenthaltsort der beiden Zeugen ausfindig machen, die der Verhandlung unentschuldigt fern geblieben waren. Außerdem soll eine weitere Zeugin vernommen werden, die den Fußtritt gegen den Kopf der Frau gesehen haben will.

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