Kulmbach Rudermannschaft gegen Rennboot

Melitta Burger Quelle: Unbekannt

Das war das erste Mal, dass keine plakative Aufbruchstimmung und Begeisterung herrschten, wenn es um den Campus Kulmbach ging. Ungewohnt still und ernst nahmen Mitglieder der Stadtratsfraktionen von CSU und WGK zur Kenntnis, dass vieles nicht so läuft, wie man sich das erhofft hatte.

 
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Das war das erste Mal, dass keine plakative Aufbruchstimmung und Begeisterung herrschten, wenn es um den Campus Kulmbach ging. Ungewohnt still und ernst nahmen Mitglieder der Stadtratsfraktionen von CSU und WGK zur Kenntnis, dass vieles nicht so läuft, wie man sich das erhofft hatte. Die Uni hat schon für ihren Mitarbeiterstab zu wenig Platz. Wenn nun die ersten Studenten kommen, dann gibt es für sie keine Mensa, keine Bibliothek, keine Aufenthaltsräume, ja nicht einmal einen festen Hörsaal. Die Übergangsquartiere werden nicht rechtzeitig fertig.

Gut möglich, dass das nicht nur für die gilt, die jetzt im November ihr Studium in Kulmbach aufnehmen, sondern auch noch für die kommenden Semester. An einen Einzug ins eigene Gebäude ist wohl erst in etlichen Jahren zu denken. Noch immer ist nicht einmal das Grundstück am Güterbahnhof im Eigentum des Freistaats, geschweige denn, dass wenigstens eine Planung steht. Unter anderem Corona hat den ehrgeizigen Plänen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Handwerker in der alten Spinnerei sind in Verzug. Doch das ist nicht alles. Die Verfahrensabläufe, die der Staat für öffentliche Bauten festgelegt hat, dauern zu lang. Das hat auch das bayerische Kabinett erkannt und beschlossen, das zu ändern.

Aber das hilft dem Campus erstmal nicht weiter, denn momentan ist es wie es ist. Und das ist nicht gut. Bislang könne man sich über Wasser halten, sagt der Gründungsdekan. Aber er weist auch darauf hin: Wenn im nächsten Sommer der erste Bachelor-Studiengang beginnt, müssen die Bedingungen besser sein. "Wir dürfen nicht an den Punkt kommen, wo wir die Nachteile nicht mehr kompensieren können", macht Stephan Clemens deutlich.

Da hat er recht. Damit das für Kulmbach so wichtige Projekt nicht ins Stolpern kommt, braucht die Uni so viel Unterstützung, wie sie nur kriegen kann. Die muss auch von Seiten der Stadt kommen, die in den vergangenen Monaten zu diesem so wichtigen Kulmbacher Zukunftsthema auffallend still geworden ist. Ein Ruck muss her, der die Dynamik wiederherstellt, die dieses Projekt überlebenswichtig braucht. Signale nach München müssen gesandt werden, dass die Kulmbacher darauf bauen, zu bekommen, was ihnen versprochen wurde.

Und das sind keine Provisorien. Das sind auch keine Studiengänge, die in der Mehrzahl online von sonst wo in der Welt aus absolviert werden. 1000 Studierende in Kulmbach wurden uns versprochen, ebenso wie der Bau eines Campus. Die Fakultät geht jetzt zwar mit einem spannenden und international beachteten Thema und international renommierten Professoren an den Start. Aber das darf angesichts des weltweiten Wettbewerbs zwischen den Universitäten auf Dauer nicht so aussehen, als würde in Kulmbach eine Rudermannschaft gegen ein Rennboot antreten. Sonst geht, um beim Beispiel zu bleiben, das Rennen verloren, das für die Zukunft Kulmbachs so wichtig ist.

melitta.burger@frankenpost.de

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