Im Notfall lassen sich die Türen durch einen Nothahn einfach öffnen. "Man braucht ihn bloß ein bisschen drehen und schon gehen die Türen auf", erklärt Will. An den Scheiben sind zudem Nothämmer angebracht. Allerdings dauert es relativ lange, bis die Doppelverglasung eingeschlagen ist und eine Möglichkeit zum Aussteigen bietet, sagt der Oberzaubacher. "Wenn auf einmal dichter Qualm im Bus ist und man nichts mehr sieht, dann hängt es von der schnellen Reaktion des Fahrers und der Fahrgäste ab." Die Türen seien die einzige Chance, bei einem Feuer zu entkommen.
So mancher habe die furchtbaren Bilder von der A 9 noch vor Augen. "Aber ich weiß, dass meine Fahrer gut sind", betont Will. Busfahren bleibe sicher. Die neuen Busse sind alle mit Auffahrschutz und automatischem Bremssystem ausgestattet.
Auf das Geschäft habe das Unglück von Montag bislang keine Auswirkungen. Aktuell läuft für Leonhard Will die Hochsaison. Bald geht es auf große Tour ans Nordkap, danach in die Schweiz. "Keiner hat storniert", sagt der Oberzaubacher Busunternehmer.
Was am Montag in der Nähe von Münchberg passiert ist, stelle für die gesamte Branche das "Worst-Case-Szenario" dar, sagt Dieter Rothemund. Der Inhaber von Merkel-Reisen in Neuenmarkt spricht von dem schlimmsten aller denkbaren Fälle. "Ein Alptraum, einfach entsetzlich." Seit 30 Jahren ist Rothemund mit seinen Reisebussen unterwegs und von Unfällen verschont geblieben.
Trotz dieser tragischen Ereignisse und der einzelnen Schicksale bleibe der Bus weiter das sicherste Landverkehrsmittel, sagt Rothemund. "Ich glaube, dass die Leute Vertrauen haben." Dennoch sei es möglich und nötig, weitere Verbesserungen auf den Weg zu bringen. "Die Industrie ist gefordert und sollte ihre Lehren daraus ziehen", sagt der Neuenmarkter Unternehmer. Beispielsweise könnten die Hersteller darauf achten, dass in Bussen nur noch schwer entflammbare Materialien verbaut werden. "Ein besserer Brandschutz wäre sinnvoll."
Bei Gefahr stünden in einem Bus prinzipiell genügend Notausgänge zur Verfügung, erklärt Dieter Rothemund. "Das ist nicht das Problem." Doch eine schnelle Evakuierung sei gerade bei einer Seniorengruppe sehr schwierig. Unter normalen Umständen dauere das Ein- und Aussteigen schon rund zehn Minuten. Dass ältere und gehbehinderte Menschen über eine eingeschlagene Fensterscheibe ins Freie klettern, sei kaum denkbar.
"Wir hinterfragen immer die Sicherheit", sagt Rothemund. "Ich gehe von Haus aus mit großem Respekt die Sache an." Vor Jahren habe er bereits Rauchmelder auf den Toiletten installiert. Sollte sich jemand dort unerlaubterweise zum Rauchen zurückziehen, meldet der Sensor sofort die Brandgefahr. Auch im Motorraum der Busse befinden sich Rauch- und Feuerwarnmelder. Für den Busunternehmer ist ein weiterer entscheidender Punkt, dass er sich auf sein Personal verlassen kann.
Die Mitarbeiterin eines anderen Busunternehmens aus dem Landkreis schätzt die Sicherheitsstandards als hoch ein. Die Hersteller arbeiten ständig an Verbesserungen. "Es ist uns deshalb völlig unerklärlich, wie es zu dem Unfall kommen konnte", sagt sie und wartet gespannt auf den Bericht der kriminaltechnischen Untersuchung.