Kulmbach Schlotfeger bringt Sicherheit

Von Stefan Linß

Vergiftungen mit Kohlenmonoxid durch defekte Gastherme wie jüngst in Berlin sind zum Glück sehr selten. Bezirkskaminkehrermeister Harald Will erklärt, wie Hausbesitzer die Gefahr minimieren.

 
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Guttenberg/Himmelkron - Die sechsköpfige Familie starb im Schlaf. Aus der Gastherme in der Berliner Wohnung strömte das giftige Gas Kohlenmonoxid und tötete dieser Tage zwei Erwachsene und vier Kinder. Vormieter sollen nach den bisherigen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft das Abzugsrohr mit Zeitungen verstopft haben. Jahrelang sei die Therme in dem Berliner Wohnhaus nicht in Betrieb gewesen. "Wenn sie wieder ans Gasnetz angeschlossen wird, muss sie unbedingt von einem Fachmann abgenommen werden", sagt Bezirkskaminkehrermeister Harald Will aus Guttenberg.

"Kohlenmonoxid ist sehr tückisch, weil man es weder riechen, noch sehen oder schmecken kann", erklärt der Experte. Es sei ausgesprochen gefährlich, weil es sich im Körper an die roten Blutkörperchen bindet und diese besetzt. "Dadurch ist für den Sauerstoff kein Platz mehr und man stirbt an Sauerstoffmangel. Eigentlich ist es ein schöner Tod, wenn man das so sagen kann", erläutert der 45-Jährige. Wer Kohlenmonoxid einatmet, schläft einfach ein, schon relativ geringe Konzentrationen genügen.

Unglücke wie jüngst in Berlin seien in Deutschland zum Glück sehr selten. Gasthermen und Schornsteine werden einmal im Jahr von einem Kaminkehrer überprüft. So ist es in Deutschland vorgeschrieben. In Frankreich gibt es laut Will hingegen keine strenge Überwachung. "Dort sterben deshalb jährlich etwa 700 Menschen an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung", sagt der Guttenberger.

Verhängnisvolle Spirale

Wie Will erläutert, zieht das bei der Verbrennung entstehende Kohlenmonoxid normalerweise nach außen ab. "Wir kontrollieren das bei den Abgaswegeuntersuchungen." Eine Gefahr besteht erst dann, wenn der Abzug aus irgendeinem Grund verstopft ist. Dann setzt sich mit dem austretenden Kohlenmonoxid eine verhängnisvolle Spirale in Gang. Die Sauerstoffkonzentration im Raum nehme immer weiter ab und es kommt zur Vergiftung.

"Nach jeder Veränderung der Anlage sollte auf jeden Fall der Kaminkehrer informiert werden", sagt Will. Auch beim Einbau neuer Fenster und Türen sei es sinnvoll, den Experten hinzuzuziehen - vor allem bei einer sogenannten raumluftabhängigen Feuerstätte, die keine Frischluft von außen ansaugt. Wenn das Haus dicht ist und keine Luft nachkommt, sinke der Sauerstoffgehalt.

"Das ist nicht nur bei Gasthermen ein Problem, sondern auch bei Kaminöfen", sagt Will. "Nur wenn beim Kachelofen etwas nicht stimmt, dann merkt man das gleich, weil es stinkt und qualmt. Im Gegensatz zum Kohlenmonoxid, das bei der Verbrennung von Gas entsteht, wenn zu wenig Sauerstoff vorhanden ist.

Um die Gefahr zu verringern, würden heute hauptsächlich raumluftunabhängige Anlagen installiert. Diese werden alle zwei Jahre überprüft.

Die Frankenpost durfte dem Bezirkskaminkehrermeister bei der Prüfung einer Gastherme in Himmelkron einmal über die Schulter schauen. Neben dem Klosterdorf gehören auch Neuenmarkt und Teile von Trebgast und Harsdorf zu Wills Gebiet, das insgesamt 2700 Häuser umfasst.

Freier Abzug ist wichtig

Mit der Kehrhaspel, dem typischen Handwerkszeug der Schornsteinfeger, prüft Wills Mitarbeiter Jörg Kotschenreuther auf dem Dachboden, ob der Abzug frei ist. "Bei einer Gasheizung ist das kein Problem, bei Holz und Kohle wird man vom Ruß aber immer noch sehr schmutzig", sagt der Kaminkehrermeister.

Harald Will inspiziert im Bad die Gastherme und arbeitet seine umfangreiche Checkliste ab. "Bei der Abgaswegeüberprüfung stellen wir die ungünstigsten Bedingung her", erklärt der 45-Jährige. Er schließt alle Türen und schaltet die Anlage ein, eine raumluftabhängige Gastherme. Durch die Lüftungsschlitze der Tür zieht Luft ins Bad. "Das kann im Winter schon frisch werden. Die Schlitze sind aber sehr wichtig, damit Sauerstoff ins Bad kommt", erklärt er.

Wirtschaftlich arbeiten

"Es geht nicht nur um die Sicherheit, wir messen auch den Wirkungsgrad, denn die Feuerstätte soll ja auch wirtschaftlich arbeiten", sagt Will. Bei der Gastherme in Himmelkron sind Flammenbild, Abgastemperatur und Kohlenmonoxidgehalt in Ordnung. In einem Jahr werden die Männer in Schwarz wieder an der Tür klingeln.