Kulmbach Schnelltests ersetzen nicht die Hygiene-Regeln

Einige Tausend Schnelltests hat der Landkreis am Mittwoch an die Senioren- und Pflegeheime geliefert. Die sollen nun Erfahrungen sammeln und dann entscheiden, ob und in welchem Umfang sie mit den Tests arbeiten. Foto: dpa

Das Landratsamt hat mehr als 4000 Schnelltests an die Pflegeheime im Kreis ausgeliefert. Jetzt müssen die Einrichtungen prüfen, wie sie vorgehen wollen.

 
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Kulmbach - Oliver Hempfling vom Kulmbacher Landratsamt spricht von "Starter-Kits", die seine Behörde am Mittwoch an die Senioren- und Pflegeheime im Landkreis ausgeliefert hat. 5400 solcher Schnelltests wurden dem Landkreis inzwischen als "Notration" zugeteilt. Über 4500 davon können jetzt die Heime verfügen. Sollten sich die Einrichtungen entschließen, mit den Schnelltests weiterzuarbeiten, nachdem sie praktische Erfahrungen gesammelt haben, sei die weitere Bestellung Sache der Träger. Sie können unter zahlreichen Anbietern auswählen. Mehr als 150 Hersteller seien zertifiziert. Die Kosten für die Schnelltests werden, wie Hempfling sagte, von den Krankenkassen übernommen.

Allerdings, das machte der Leiter der Koordinierungsgruppe Corona am Kulmbacher Landratsamt auch deutlich, dürfe man von den Schnelltests keine Wunder erwarten. Und vor allem: "Ein negativer Schnelltest ist kein Freibrief. Er hebt die Hygiene-Regeln nicht auf und stellt lediglich eine zusätzliche Sicherheit dar. Auch wer negativ getestet wurde, muss sich bei einem Besuch in einem Heim an die Abstandsregeln halten und eine Maske tragen."

Der Einsatz der Schnelltests sei zudem nicht ganz einfach. Die Tests funktionieren auf unterschiedliche Weise. Für manche braucht man Blut, andere werden aufgrund eines Rachen- oder Nasenabstrichs vorgenommen, erklärte Hempfling. Die Ergebnisse liegen je nach Test nach 10 bis 30 Minuten. Was alle Tests gemeinsam haben: Sie müssen von geschultem Personal gemacht werden und bringen damit einen gewissen Aufwand mit sich. "Sie binden Kapazitäten und kosten Zeit", erklärte Hempfling am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im Landratsamt. Nicht zuletzt müssen die Mitarbeiter, die die Abstriche machen, auch komplette Schutzkleidung tragen. Wenigstens ist die Beschaffung nicht mehr schwierig, wie das im Frühjahr der Fall gewesen ist. Inzwischen gibt es genügend Ausstattung auf dem Markt, informiert das Landratsamt in Kulmbach.

Mit der Lieferung der Test-Kits will der Landkreis den Heimen die Möglichkeit zur Erprobung geben. Das gilt nicht nur für das Testen selbst, sondern auch dafür, in welchem Bereich die Tests eingesetzt werden. Grundsätzlich könne man sie bei Bewohnern, Mitarbeitern oder auch Besuchern einsetzen. "Wo es dann wirklich sinnvoll ist, dürfte sich erst im konkreten Umgang damit erweisen", meint Hempfling.

Auch die Frage, wie die Einrichtungen mit Personen umgehen, deren Test positiv auf Covid-19 reagiert hat, müsse gestellt werden. Eine neue Allgemeinverfügung im Freistaat regle, dass jeder, dessen Schnelltest positiv anzeigt auch als offiziell "Getesteter" angesehen wird und sich damit sofort in Quarantäne zu begeben hat. Auch die Gesundheitsämter müssen informiert werden. Wer einen positiven Schnelltest hat, kann entweder zehn Tage in Quarantäne bleiben oder einen sogenannten PCR-Test in der Abstrichstelle oder bei seinem Arzt machen lassen. Sollte dieser Test dann negativ ausfallen, sei die Quarantäne beendet. Bestätigt auch der PCR-Test das positive Resultat, gelten die bekannten Regeln für die häusliche Isolation. Auch die Frage, ob die Heime positive Testergebnisse an die Gesundheitsbehörden weiterleiten dürfen, sei geklärt. Auch Schnelltests finden, wenn deren Durchführung auch an andere delegiert wurde, immer unter ärztlicher Leitung statt. Die Ärzte, die das verantworten, sind laut Oliver Hempfling zur Meldung positiver Ergebnisse ohnedies verpflichtet.

Der Landkreis Kulmbach werde nun Informationsmaterial und Verhaltenstipps für die Einrichtungen erstellen, kündigte Hempfling an. Darin werde auch genau erklärt, welche Kontaktmöglichkeiten zum Gesundheitsamt es für die Menschen gibt, deren Schnelltests positiv ausgefallen sind.

Die Träger der Einrichtungen begrüßen die Möglichkeit von Schnelltests grundsätzlich. Allerdings ist allen klar, dass wesentlich größere Mengen beschafft werden müssen, sollte sich diese Test-Praxis durchsetzen. Wie das künftig an welchem Ort gehandhabt wird, muss sich in den kommenden Tagen erst noch herausstellen.

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