In dem Forschungsprojekt arbeitete die Hochschule Coburg mit der Joseph-Stiftung zusammen. Rund die Hälfte der Wohnungen des kirchlichen Wohnungsunternehmens der Erzdiözese Bamberg sind öffentlich gefördert: 123 000 Quadratmeter Wohnfläche. Nach einem Semester Theoriearbeit waren die Studierenden bereit für den Praxisteil. In Bamberg und Nürnberg befragten sie Bewohner und Bewohnerinnen von Sozialwohnungen der Joseph-Stiftung, um herauszufinden, wie sich sozialer Wohnungsbau auswirkt. Im Mittelpunkt stand die Frage: Was wäre, wenn es keine Sozialwohnungen gäbe? Das Ergebnis war klar: Die Bewohner hätten weniger Geld, weniger Möglichkeiten für Konsum und für ein selbstbestimmtes Leben, und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben wäre erschwert. Sie wären weniger zufrieden.
Ein Punkt wurde nach den Worten von Marcus Hentschel deutlich herausgearbeitet: "Soziale Beziehungen zu Familie und Freunden sind besser, als wenn man in einer Bruchbude leben würde." Auch für Kinder habe der soziale Wohnungsbau positive Effekte, denn sie haben beispielsweise bessere Rahmenbedingungen, um zu lernen und einen guten Schulabschluss zu machen.
Ein wichtiger Faktor für ältere oder behinderte Menschen sei außerdem die Barrierefreiheit dieser Wohnungen. Hentschel: "Überraschend ist, dass viele ungern darüber reden, dass sie in geförderten Wohnungen leben. Aber in eine schwierige Situation kann jeder kommen, das betrifft häufig Alleinerziehende, Kranke oder Menschen mit geringem Einkommen. Darunter sind oft Berufe, von denen wir jetzt gelernt haben, dass sie systemrelevant sind, zum Beispiel im Einzelhandel oder der Krankenpflege." Aber auch von den Anlagen selbst hätten viele Menschen nach der Einschätzung von Marcus Hentschel ein falsches Bild: "Man denkt bei Sozialwohnungen an alte, heruntergekommene Häuser. Aber das sind gepflegte Wohneinheiten.”