Mainleus "Spinnalto 2020" sagt Tschüss

Klaus Klaschka

Auch Kreatives muss irgendwann einmal weichen. Edina Thern schickt in der Baumwollhalle Mainleus Geflochtenes "auf den Weg alles Irdischen".

 
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Mainleus - "Was zusammengedreht ist, ist eine stabile Sache; erst fest verknüpft ist alles widerstandsfähig - auch wenn es nicht geprobt (vorher geplant), sondern spontan geflochten ist." Diese Binsenweisheit war der Leitgedanke einer Aktion der Pressecker Textilkünstlerin Edina Thern mit 13 Gehilfen in der Baumwollhalle Mainleus - genau dem "Raum für Fantasie", den Rüdiger Baumann in diesem Jahr für das künstlerische Sammelsurium "Spinnalto 2020" in der Alten Spinnerei mit Leben erfüllen hat lassen.

Die diesjährige Saison ist nun vorüber. Aber es soll weitergehen. Denn Bürgermeister Robert Bosch sprach bei der Finissage von Plänen, die beiden Lagerhallen der Alten Spinnerei für bildende Kunst, Theater und Musik zu erhalten.

Um weiterhin Neues in einem neuen Jahr zu ermöglichen, musste deshalb auch das Kreative dieses Jahres weichen: "Der Zopf muss ab, ist eine lange schon beschloss‘ne Sache", wie Edina Thern ihre Zelebration der Finissage beschwor. Jedem einzelnen der langen Zöpfe widmete sie einen genüsslich vorgetragenen Nekrolog aus dem Tagebuch der Aktion, den sie mit einem Gong in den Raum schickte, bevor sie das Geflochtene auf den Weg alles Irdischen schickte. Und dabei ging sie rigoros, aber mit einem einladenden Lächeln, vor: Was in stundenlangen Treffen zusammengeknüpft war, schnitt sie in Sekundenschnelle entzwei oder "entdrei", um die zwei oder drei Teile weiterzugeben, damit deren Empfänger daraus vielleicht wieder etwas Neues machen könnte.

In diesem Sinn beschrieb in seinen Anmerkungen zu "Spinnalto 2020" schließlich auch Rüdiger Baumann den Begriff "Kunst" launig: Mit einem Stoff im weitesten Sinn etwas ausprobieren, dies aber nicht verbissen tun, denn: "Was daneben geht, ist nicht schlimm. Es ist ja nur Kunst". Mit dieser Leichtigkeit sollte man auch kreatives Schaffen verstehen. "Enge schaffen wir uns meistens selbst. In unserem Alltag muss alles einen Zweck erfüllen, zu einem Ziel führen, das andere vorgeben. Das engt uns ein. Unser Gehirn braucht aber Raum für Fantasie. Die findet es bei Spinnalto."

Mitmachen ist die Devise von "Spinnalto" - eine Spielwiese für Menschen jeden Alters, auf der alles Mögliche entstehen kann. Etwas Nützliches oder auch völlig Sinnfreies, Kunst oder Quatsch. Dabei geht es nur um die Idee; nicht um "warum", sondern ganz einfach um "warum nicht?" Mit dieser Devise ist "Spinnalto 2018" mit einem Picknick zwischen allen möglichen Ablenkungen gestartet. 2019 kamen weitere Ablenkungen für Ohren und Augen dazu. In diesem Jahr bot sich nun die Baumwollhalle als Werkstatt an mit einem völlig freien Raum, variierendem Tageslicht durch die verglaste Decke und richtig viel Platz nach oben. Schließlich "Spinnalto 2021" - man wird sehen. Es wird jedoch stattfinden, versprach Rüdiger Baumann.

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