Nur durch einen glücklichen Zufall gelang es ihm, nach diesem dreijährigen fürchterlichen Martyrium, in einem unbewachten nächtlichen Augenblick auf dem Bauch aus seiner Zelle zu kriechen, wegzulaufen und sich Hilfe zu holen. Sein Vater ermöglichte ihm die Flucht - zunächst durch Nordafrika. Nach einer extrem gefährlichen Überfahrt über das Mittelmeer gelangte er nach Italien und von da aus bis nach Schweden. Er war in dieser Zeit zutiefst traumatisiert und verwirrt. Das hatte traumabedingt zur Folge, dass es ihm nicht gelang, den schwedischen Behörden gegenüber das Erlebte überhaupt nur annähernd vollständig zu schildern. So hat er sich anfänglich noch nicht einmal getraut, von der Tatsache seiner Folterhaft zu berichten. Er wurde als Asylbewerber abgelehnt und wanderte mit der von Schweden erhaltenen Erlaubnis, einen anderen aufnahmebereiten Staat aufzusuchen, nach Deutschland weiter.
Als Hussen Adem Eshetu in Deutschland seinen Fall darstellte, warf man ihm dann vor, ihn nicht bereits in Schweden vollständig erzählt zu haben, und lehnte ihn erneut ab. Hanns-Georg Schmidt weiter: "Das Gefühl, nach dem dreijährigen Martyrium in Dunkelhaft hier in Europa unablässig erneut Ablehnung erfahren zu müssen, quälte ihn so sehr, dass er sich in psychiatrische Behandlung und Klinikaufenthalte begeben musste. Erst einem seit 2018 aktiven, ihn intensiv begleitenden Helferkreis ist es gelungen, den Mann ein wenig zu stabilisieren. Ohne dieses Helfernetzwerk wäre er nicht überlebensfähig."
Das Herausgerissenwerden aus diesem Netzwerk durch eine Rückkehr in das Land seiner Qualen würde der hochsensible Äthiopier nach Worten Schmidts nicht verkraften und nicht überleben. "Wir hoffen nun auf eine positive Entscheidung des Bayreuther Verwaltungsgerichts im Blick auf seinen Asylfolgeantrag. Denn da wir als Deutsche die Ressourcen haben, solche hilfsbedürftigen Menschen, die selber zu Helfern anderer werden, zu integrieren, erwarte ich von unseren Gerichten und Behörden, dass dies auch ermöglicht wird. Für solche Menschen und nicht für Gewalttäter sind wir berufen ein ,Vaterland‘, eine Heimat, zu sein, mit gegenseitigem menschlichem Gewinn."
Hussen Adem Eshetu ist nach Worten Schmidts inzwischen in Bayreuth gut integriert, arbeitet - mangels des ihm auferlegten Erwerbstätigkeitsverbots im Augenblick nur ehrenamtlich - als Muslim in einem christlichen Sozialcafé mit und wird dabei durch das Netzwerk seiner Helfer unterstützt.
Hanns-Georg Schmidt weiter: "Aus intensiver, inzwischen mehrjähriger Kenntnis seiner Person kann ich als gerichtlich bestellter Betreuer an Eides statt versichern, dass die ihm zur Last gelegten Unterschiede seiner Aussagen, die seine bisherige Anerkennung als Asylsuchender verhindert haben, ausschließlich der extremen Traumatisierung eines ganz und gar nicht abgefeimten, vielmehr total hilflosen und hilfsbedürftigen Menschen geschuldet sind, der sich infolge der erlittenen Misshandlungen und der dadurch verursachten Todesangst in einem Dauernotfallmodus befindet und mühsam um sein Überleben kämpft."