Das kommt häufiger vor als man glaubt: Fünf von 100 Patienten im alter zwischen 65 und 69 Jahren erleiden einen solchen Verwirrtheitszustand. Bei den 70- bis 74-Jährigen sind es bereits neun, bei den 75- bis 79-Jährigen zwölf. Bei den 80- bis 90-Jährigen steigt die Zahl auf 24 und bei den über 90-Jährigen sind 50 Patienten betroffen. "Die Chance, heutzutage über 90 Jahre alt zu werden, ist sehr groß, aber leider auch die Chance, dann an Demenz zu erkranken."
Glücklicherweise verließen die allermeisten alten Menschen, auch mit Demenzerkrankungen, unbeschadet das Krankenhaus wieder. Aber man müsse eben auch sehen, was es für einen alten Menschen bedeute, in einem Krankenhaus zu liegen, in dem alles für ihn fremd ist, betonte Dr. Kneitz und warb um Verständnis, dass Patienten in dieser Stress-Situation furchtbar aufgeregt seien, nicht mehr wüssten, welcher Tag sei oder wo er sich befinde. Der Teufelskreis der möglichen Hospitalisierung müsse immer im Blick sein.
Zahlen steigen stetig
Die Zahlen sind erschreckend, die Tendenz noch mehr: 35 Millionen Menschen sind weltweit an Alzheimer oder Demenz erkrankt. In Deutschland sind es derzeit rund 1,4 Millionen Betroffene. Hochrechnungen haben ergeben, dass bis zum Jahr 2050 die Zahl der Menschen mit Demenz auf 115 Millionen angestiegen sein wird. Das liegt daran, dass es immer mehr alte Menschen gibt und dass die Menschen insgesamt älter werden. Christina Flauder, Vorsitzende des Seniorenbeirats in Kulmbach, hält angesichts dieser Entwicklung eine umfangreiche Aufklärung über diese Krankheit für das oberste Gebot.
Leben mit Alzheimer verändert ganze Familien
Leben mit Alzheimer verändere die Familien, die ihre erkrankten Angehörigen pflegen, stellte Oberbürgermeister Henry Schramm fest, der die Schirmherrschaft für die Kulmbacher Veranstaltung zum Welt-Alzheimertag übernommen hatte. "Diese Erfahrungen sind oft schmerzhaft", konstatierte der OB und betonte, es sei um so wichtiger, dass Betroffene als auch Angehörige und das Umfeld nicht alleine gelassen werden, sondern kompetente und unterstützende Anlaufstellen haben. Kulmbach könne sich freuen, dass es mit der Deutschen Alzheimer Gesellschaft und der Selbsthilfegruppe unter Leitung von Helga Kern, dem Klinikum Kulmbach, der Fachklinik Stadtsteinach und dem Seniorenbeirat sowie auch dem BRK und den Johannitern und weiteren Organisationen gleich eine ganze Reihe solcher kompetenter Anlaufstellen gebe. Diese Arbeit, sei es nun im Bereich der Beratung oder der Unterstützung in der Betreuung und Pflege, sei wertvoll, wichtig und unterstützenswert: "Nur wer mehr über diese tückische Krankheit weiß und sich informiert, der kann verstehen, wie schwierig es für Betroffene und deren Angehörige oft sein muss, mit dieser Diagnose Tag für Tag zu leben. Alzheimer ist eine Krankheit, die Betroffenen, aber auch uns als Gesellschaft knallhart die Grenzen des eigenen Lebens aufzeigt."