Tirschenreuth 30 Euro für jeden erlegten Frischling

Für jeden im Landkreis Tirschenreuth erlegten Frischling gibt es für die Jäger nun zusätzlich 30 Euro Prämie aus dem Kreissäckel. Foto: tr

Der Kreis Tirschenreuth lobt eine Jagdprämie aus. Sie soll die Gefahr, dass sich die Schweinepest ausbreitet, verringern.

 
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Tirschenreuth - Für jeden erlegten Frischling bekommen die Jäger im Landkreis Tirschenreuth einen zusätzlichen Obolus von 30 Euro. Die Kreisräte hoffen, mit der einstimmig beschlossenen Abschussprämie für junge Wildschweine die Gefahr der Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) weiter zu verringern. Die Verwaltung schlug vor, diese Finanzspritze rückwirkend ab 1. September 2019 bis zum Ende des Jagdjahres am 31. März 2020 zu gewähren. Das ging der CSU im Kreisausschuss nicht weit genug. Roland Grillmeier beantragte für die Fraktion, die Prämie auf 50 Euro aufzustocken und auch für alle Frischlinge zu zahlen, die seit 1. April 2019 geschossen worden sind. Ansonsten wären ja die Jäger benachteiligt, die von sich aus schon fleißig Jagd auf den Wildschwein-Nachwuchs gemacht hätten, argumentierten die Christsozialen.

Mit der Ausweitung des Zeitraums konnte sich Landrat Wolfgang Lippert durchaus anfreunden, die Erhöhung der Prämie fand er jedoch nicht so gut. Auch der Landkreis Neustadt gebe 30 Euro. "Wir müssen aufpassen, dass wir uns da nicht gegenseitig hochschaukeln", warnte der Landrat. Immerhin rechne die Verwaltung schon bei 30 Euro mit Kosten von etwa 30 000 Euro pro Jahr. "Ich finde einen finanziellen Anreiz auf jeden Fall gut, wenn man bedenkt, wie lange ein Jäger sitzt, bis er ein Wildschwein erwischt", meinte Ely Eibisch (Freie Wähler). Und schließlich sei die Reduzierung des Wildschweinbestands mittlerweile eine gesamtgesellschaftliche Mammutaufgabe.

Der Vorschlag der Verwaltung für die Frischlings-Kopfprämie kommt nicht von ungefähr. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen tragen die Jungen ganz entscheidend zum Zuwachs der Populationen bei. Jagdpraktiker sehen in der konsequenten Bejagung des Nachwuchses mittlerweile den Schlüssel zum Erfolg für eine Verringerung des Schwarzwildbestands. Da die Vermarktung von Frischlingen schwierig, oft wenig lukrativ und mit viel Aufwand verbunden ist, sollen die Abschussprämien die Jäger motivieren, in dieser Richtung mehr zu tun.

Bislang nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat hingegen die Einführung der Konfiskat-Tonnen, über die Jäger Aufbruch, Schwarten und Schlachtabfälle der Wildschweine kostenlos entsorgen können. Der Landkreis übernimmt nach einem Beschluss des Kreisausschusses vom vergangenen Jahr die Abfuhr- und Entsorgungskosten bis zu maximal 20 000 Euro pro Kalenderjahr. Das Modell ist in der Jägerschaft äußerst umstritten. "Hauptsächlich wird kritisiert, dass die Tonnen nicht gekühlt sind, was verständlicherweise zu Geruchs- und Hygieneproblemen führt. Aktuell beteiligt sich nur die Hälfte der Hegegemeinschaften an dem System", informierte die Verwaltung in der Sitzungsvorlage. Im Vorjahr musste der Landkreis deshalb "nur" 2400 Euro für das Modell zahlen. Heuer sind bislang Kosten von 1700 Euro aufgelaufen.

Der Krummennaaber Bürgermeister Uli Roth (SPD) äußerte sich äußerst kritisch zu diesem Modell, das unter anderem vorsieht, die Sammeltonnen für die tierischen Abfälle in den Kläranlagen aufzustellen. Er habe eine entsprechende Anfrage abgelehnt. Denn damit sei ein ganzer Rattenschwanz von Problemen verbunden, angefangen von der Geruchsbelästigung bis hin zu Ratten, die angezogen würden, sagte Roth. Er sah den Bauernverband und die Jägerschaft in der Pflicht, bessere Standorte vorzuschlagen. Landrat Lippert war der Meinung, dass sich dieses Problem wohl nur durch gekühlte Sammeltonnen lösen ließe. "Die kosten aber ein Vielfaches." wb

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