Marktredwitz BI macht mobil gegen Südostlink

Willi Pöhlmann
Der Arzberger Bürgermeister Stefan Göcking stellte sich in Brand den Fragen des Bayerischen Fernsehens. Foto: Willi Pöhlmann Quelle: Unbekannt

Eine Bürgerinitiative in Brand will sich nicht nur mit dem vorgeschlagenen Trassenverlauf nicht zufrieden geben. Die Redner bezweifeln gar den Sinn des gesamten Projektes.

 
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Brand bei Marktredwitz - Das Thema "Südostlink" brennt den Menschen auf den Nägeln. So ist die Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative (BI) Brand "Wir sagen Nein zur HGÜ-Trasse 041 und 042" im TSV Sportheim auf großes Interesse gestoßen. Das Fehlen der Land- und Bundestagspolitiker honorierten die zahlreichen Anwesenden mit Pfiffen - waren sie doch gespannt auf deren Meinung zum Thema.

Einspruch möglich

Die Bürger der von den Trassenkorridoren betroffenen Gemeinden werden in den nächsten Tagen Vordrucke für den Einspruch erhalten. Diese sollen baldmöglichst ausgefüllt an die Bürgerinitiative zurückgegeben werden. Die BI möchte damit den Planungsverantwortlichen zeigen, dass die Menschen im Landkreis die Trasse nicht wollen.

"Diese beiden Trassen mitten durch das Fichtelgebirge zerstören unsere Landschaft mit Flora und Fauna", begann die Vorsitzende der BI, Johanna Kropp. Zudem habe der Bau negative Auswirkungen auf den aufstrebenden Tourismus. "Unsere Region wird mit Windrädern, großen Solarfeldern und dem neuen Ostbayernring mit elektromagnetischen Strahlungen versiegelt", sagte die Vorsitzende. In Oberbayern sei von alle dem nichts zu sehen. Diese Trasse diene nur der Versorgung von Oberbayern, die Region habe nichts davon, müsse aber bezahlen und Einbußen hinnehmen.

Die Firma Tennet habe drei Trassenvorschläge für den Verlauf der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung (HGÜ) unterbreitet. Die Haupttrasse 041, verläuft östlich von Brand über den Ruhberg. Als Alternative gilt Trasse 042, die westlich von Brand über den Hammerberg und die katholische Kirche Brand verlaufen soll. Eine dritte Variante entlang der A 9 sei, so wurde gemunkelt, bei Tennet nicht mehr im Gespräch.

Die Marktredwitzer Stadträtin Brigitte Artmann erklärte, dass in bereits drei Wochen die Antragskonferenz stattfinde. Wer bis dahin seine Bedenken nicht angemeldet hat, könne im Nachhinein auch keinen Einfluss mehr auf das anschließende Planfeststellungsverfahren nehmen. "Warum sollen immer wir alles bekommen was andere nicht wollen? ", fragte Brigitte Artmann. Derzeit hätten auch nur Grundstücksbesitzer im Umkreis von einem Kilometer um die Trasse und Umweltverbände das Recht zu klagen. Dies sei jedoch mit hohen Kosten verbunden. Laut Stadtrat Matthias Standfest hat die Stadt Marktredwitz bereits in mehreren Stellungnahmen die Trassen abgelehnt.

Wie der Arzberger Bürgermeister Stefan Göcking erklärte, ist speziell der Ortsteil Seußen von der Trasse betroffen und die Stadt nehme die Sorgen der Bevölkerung sehr ernst. "Der Ausbau ist von der Politik so gewollt" unterstrich Göcking. "Unsere Aufgabe muss es nun sein, schlagende Argumente gegen diese Trassen zu finden und diese gebündelt bei Tennet und der Bundesnetzagentur vorzubringen." Bürgermeister Stefan Göcking warnte jedoch vor dem Sankt-Florians-Prinzip. Die Region müsse geschlossen auftreten.

Karl Paulus vom Bund Naturschutz bezeichnete die neue Trasse als politische Sackgasse. Die Energiewende könne nur dezentral gelingen. "Der Landkreis hat in dieser Beziehung seine Aufgaben gemacht und es kann nicht angehen, dass er dafür mit der Trasse abgestraft wird", sagte Paulus. Er verwies auf die immensen Kosten des Projektes. Derzeit würde nur von den Baukosten nicht aber von den Zinsbelastungen der kommenden 40 Jahre gesprochen. Dafür nämlich müssten die Verbraucher aufkommen. Die Zuhörer bemängelten, dass weder die Politik noch die beteiligten Unternehmen reinen Wein einschenkten. Sie forderten die Verantwortlichen auf, reelle Zahlen auf den Tisch zu legen.

Andere Zuhörer äußerten ihre Sorge wegen des drastischen Eingriffs in den Boden und der Auswirkungen der Leitung auf Flora und Fauna. "Es gibt meines Wissens keine Studien, die die Auswirkungen der elektrischen Felder einer Gleichstromtrasse untersucht haben", sagte Anwohner Helmut Rößler. Rund um die Uhr seien Mensch und Tier den Belastungen ausgesetzt.

Ein weiterer Teilnehmer vermutete, dass es vermutlich nicht nur beim Ostbayernring und dem Südostlink bleiben werde, denn es werde bereits über eine Erweiterung der HGÜ gesprochen. Die Zuhörer sahen außerdem noch keine eindeutige Antwort auf die Frage, ob der Südostlink tatsächlich gebraucht werde. Überdies sei es besser, wenn der Strom da erzeugt würde, wo er verbraucht wird. Weiterhin stelle dieses Projekt keine Energiewende dar, damit würden lediglich Kabel für Kohlestrom in der Erde vergraben. Jürgen Marth aus Seußen bemerkte, dass es bei allen Aktionen darauf ankomme, "dass die Politik merken und begreifen muss, dass wir diese Trasse nicht brauchen und vor allem nicht wollen". Es sei zudem wichtig, dass die Bürger besser informiert würden, sagte Marth.

Die Vorsitzende der BI, Johanna Kropp, freute sich, dass ein Team des Bayerischen Fernsehens zur Veranstaltung gekommen war. Dieses war am Nachmittag in Seußen, um dort eine Demonstration im Arzberger Ortsteil Seußen zu filmen. In Brand holte das Team weitere Meinungen der Bevölkerung ein. Der Beitrag wird voraussichtlich am morgigen Donnerstag um 20.15 Uhr im Magazin "quer", ausgestrahlt.

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