Tirschenreuth Der kleine Hugo hofft auf Hilfe

Martin Maier
"Da war noch alles in Ordnung", sagt Berthold Walbrunn (links). Im Sommer 2018 lachen Papa, Tochter Eva, Sohn Hugo und Mutter Sabrina für ein Selfie gemeinsam in die Kamera. Quelle: Unbekannt

Der fünfjährige Tirschenreuther tanzt im Faschingsverein und spielt Fußball. Mitte Dezember dann der Schock: Der kleine Bub ist an Leukämie erkrankt.

 
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Tirschenreuth - Nichts deutet darauf hin, dass der 14. Dezember 2018 das Leben der Familie Walbrunn aus Tirschenreuth auf den Kopf stellen wird: "Wir sind in der Früh nur vorsichtshalber mit Hugo zum Kinderarzt, da er minimale Blutergüsse am Hals und Ellbogen hatte", erinnert sich Vater Berthold Walbrunn. Der Mediziner nimmt damals Blut von dem Jungen. "Das war alles."

Registrierungsaktion am 3. Februar

Die Registrierungsaktion für eine Knochenmarksspende findet am Sonntag, 3. Februar, von 11 bis 16 Uhr im Kettelerhaus in Tirschenreuth statt. Die Feuerwehr, Faschingsgesellschaft Tursiana, Stiftlandgriller und der ATSV Tirschenreuth packen kräftig mit an. "Alles läuft unter der Federführung der Deutschen Knochenmakrsspender-Datei (DKMS). Für die Leute, die sich registrieren lassen, wird es kostenlos Kaffee, Kuchen, Wienerle und Leberkäse geben. Zudem ist eine Spendenbox aufgestellt. Schließlich kostet die Typisierung einer Person 35 Euro. Der Städtische Kindergarten bietet an diesem Tag außerdem eine Kinderbetreuung an. Unter anderem soll es einen Schminktisch geben. So können sich die Eltern in aller Ruhe typisieren lassen.

Der weitere Tag läuft ganz normal ab. Der Fünfjährige schaut noch in den Kindergarten. Danach steht die letzte Stunde seines Schwimmkurses an. Am Nachmittag besorgt sich die Familie, zu der auch Mama Sabrina und die dreijährige Eva gehören, einen Weihnachtsbaum. Schließlich geht es nach Hause.

"An unserer Haustüre hing ein Zettel. Der Kinderarzt hatte darauf geschrieben, dass wir ihn sofort anrufen sollen", erklärt der 29-Jährige. Der Mediziner kommt zu den Walbrunns und überbringt die schreckliche Nachricht: Verdacht auf Blutkrebs. Die Überweisung für die Kinderklinik in Regensburg hat er schon dabei. Noch am Freitagabend fahren die Mutter und der Opa mit Hugo in das Krankenhaus. "Seitdem planen wir nur noch von Tag zu Tag", bekennt Berthold Walbrunn.

Seinen Sohn beschreibt er als sehr aufgeweckt und aktiv. In der Kindergarde der Faschingsgesellschaft Tursiana Tirschenreuth tanzt er. Außerdem spielt er beim ATSV Tirschenreuth Fußball. "Zudem gefällt ihm Schwimmen sehr gut und er ist ein leidenschaftlicher Radfahrer." Heuer würde Hugo in die Schule kommen.

In der Klinik sagt man ihnen, dass es bei diesem Krankheitsbild nicht oft vorkomme, dass ein Kind noch so fit eingeliefert werde. Die Blutergüsse hätten die Eltern schnell erkannt. "Auch unser Kinderarzt hat wirklich optimal reagiert", hebt der Tirschenreuther hervor. Das Wochenende nach der schrecklichen Nachricht ist die Hölle für die Eltern. "Wir sind auf glühenden Kohlen gesessen. Natürlich haben wir gehofft, dass ein Fehler vorliegt." Am Montag um 17 Uhr steht aber die niederschmetternde Diagnose fest.

Mutter und Vater wechseln sich die nächsten Wochen mit der Betreuung von Hugo alle drei bis vier Tage ab. "Es war immer einer bei ihm." Zum Übernachten gibt es neben der Kinderklinik ein Elternhaus. Weihnachten feiert die vierköpfige Familie für zwei Stunden im Krankenhaus. "Mehr war nicht möglich. Aber wenigstens waren wir alle wieder mal zusammen." Bisher habe der Fünfjährige alles relativ gut verkraftet. "Er ist in den letzten Wochen innerlich unwahrscheinlich groß geworden, obwohl es nicht sein müsste", ist der Vater auf seinen Sohn stolz.

Hugo habe schon angekündigt, dass er im Kindergarten ganz viele Geschichten erzählen werde. Berthold Walbrunn beschreibt dies alles ganz ruhig und überlegt. "Meine Frau und ich funktionieren nur noch", bekennt er. Es sei schließlich auch sehr wichtig, die dreijährige Tochter nicht zu vernachlässigen. "Eva darf nicht zu kurz kommen. Sie registriert schon alles." Anfang Januar gibt es aber den nächsten Rückschlag. Die Ärzte eröffnen Berthold und Sabrina Walbrunn, dass Hugo möglicherweise eine Knochenmarkspende benötigt.

Danach sei ihnen klar gewesen, die Krankheit ihres Sohnes in den sozialen Medien öffentlich zu machen. "Wir wollten keine Zeit vergeuden." Seitdem erfahren die Tirschenreuther eine Welle der Hilfsbereitschaft. Unter Federführung der DKMS (ehemals Deutsche Knochenmarkspenderdatei) und mit der Unterstützung von Feuerwehr, ATSV, FG Tursiana sowie Stiftlandgriller wurde mittlerweile eine Registrierungsaktion für den kleinen Hugo auf die Beine gestellt. Diese ist am Sonntag, 3. Februar, von 11 bis 16 Uhr im Kettelerhaus in Tirschenreuth (Äußere Regensburger Straße 44).

Offenbar ist es richtig, dass alle so schnell gehandelt haben. "Wie es ausschaut, braucht Hugo eine Knochenmarkspende", beschreibt Walbrunn am Mittwoch die aktuellen Entwicklungen. Umso dankbarer ist er, dass so viele Menschen und Vereine mit anpacken. "Das ist wirklich Wahnsinn. Wir bekommen Unterstützung von überall."

Einen geeigneten Stammzellenspender für einen Patienten zu finden, könne unglaublich schwer sein. Alle 15 Minuten erhalte in Deutschland ein Mensch die Diagnose Blutkrebs und jeder zehnte Betroffene suche vergeblich einen passenden Spender. Bis zum Samstag, 5. Januar, ist der kleine Bub in der Kinderklinik gewesen. Er hat erste Chemos, Lumbalpunktion und Knochenmarkpunktion hinter sich.

"Mittlerweile haben wir eine halbe Apotheke daheim", erklärt der Tirschenreuther. Momentan fährt ein Elternteil mit Hugo zweimal in der Woche zur Behandlung in die Klinik nach Regensburg. "Wenn er sich aber am Körper nur irgendwo ein wenig was aufreißt, müssen wir sofort runterfahren." Dies belastet die Familie auch in finanzieller Hinsicht. Bisher schaffen es die beiden, alles mit ihrer Arbeit zu vereinbaren. Der Vater arbeitet beim Kartonagenwerk in Liebenstein. Seine Frau ist bei der AOK in Tirschenreuth tätig. Einer müsse demnächst wohl komplett zu Hause bleiben. "Mindestens die nächsten zwei Jahre muss immer jemand bei Hugo sein. Da fällt dann irgendwann ein Verdienst weg", blickt der 29-Jährige sorgenvoll in die Zukunft.

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