Marktredwitz Doris Gimmel ist die neue Nummer 1

Fit und aktiv: Doris Gimmel löst Josef Groh ab, der den Marktredwitzer Stadtsportverband 16 Jahre als Vorsitzender leitete. Foto: Florian Miedl

Dieser Wechsel ging alles andere als geräuschlos vonstatten: Doris Gimmel vom TV Lorenzreuth ist die neue Vorsitzende des 22 Vereine und 4579 Mitglieder umfassenden Marktredwitzer Stadtsportverbands.

 
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Marktredwitz - Die Freie-Wähler-Stadträtin folgt Josef Groh, der 16 Jahre lang dieses Amt bekleidete und es 2004 von Gerhard Schwarz übernommen hatte.

Groh verzichtete am Donnerstag im Saal des Egerland-Kulturhauses kurzfristig und für alle überraschend nach 16 Jahren an der Spitze auf eine erneute Kandidatur. Er fühlte sich seit Anfang März - da hätte die Veranstaltung turnusgemäß stattfinden sollen, musste aber wegen Corona ausfallen - von seiner Nachfolgerin brüskiert. Doris Gimmel habe ihm gegenüber im Frühjahr erst auf Nachfrage bestätigt, dass sie sich als Gegenkandidatin aufstellen lasse und dafür eine komplett eigene Mannschaft mitbringe. Zudem habe sie ihn im Ungewissen gelassen, um wen es sich dabei handle.

Groh ist empört über "die Art und Weise", wie sie mit ihm und seinen Leuten umgegangen sei: "Ich vermisse das Fairplay, das bei uns schon immer gilt, weil ich gewohnt bin, dass man unter Sportlern ehrlich miteinander umgeht. Vermutlich habe ich die Namen nur darum noch kurz vor der Versammlung gekriegt, weil die Personen, die der Veranstaltung beiwohnen dürfen, aufgrund der Hygiene-Richtlinien erfasst werden müssen", glaubt Groh.

Immerhin galt es, die 50-Personen-Grenze für die Mitgliederversammlung einzuhalten. Das sei laut dem alten Vorsitzenden auch mit der Grund gewesen, dass kein Pressevertreter eingeladen war. Das kann sich allerdings Gimmel nicht vorstellen, die selbst unter Quarantäne stand, aber über Sprachnachrichten ständig über den Verlauf informiert war: "Ich glaube, da wäre bestimmt noch Platz gewesen." Pro Verein war übrigens nur ein Vertreter zugelassen. Nach Informationen unserer Zeitung wurde die Anzahl von 50 Personen nicht erreicht. Warum also war kein Berichterstatter eingeladen? Sollte die Öffentlichkeit von den sich offenbar verhärtenden Fronten und einem sich anbahnenden möglichen Eklat nichts erfahren?

Josef Groh vertritt insbesondere die Meinung, dass es für einen Amtsinhaber, der die Sportvereine vertritt, "überhaupt nicht gut" sei, "wenn sich Politik und Sport in einer Person vereinen". Bekanntlich gehört Doris Gimmel seit Mai dem neuen Stadtrat an. Außerdem ärgert sich der 63-Jährige, der im Jobcenter im Landratsamt Wunsiedel arbeitet, dass seine Nachfolgerin die bisherigen Amtsträger vollständig aufs Abstellgleis stellt. "Sie sagt mit ihrer Nominierung doch: Die tun nichts mehr, und darum muss jetzt die Jugend ran." Das habe er so nicht stehen lassen können und sei dann auch entsprechend "laut und grantig" geworden. Seiner Truppe habe er allerdings freigestellt zu kandidieren.

Gimmel selbst, deren Quarantäne seit Montag aufgehoben ist, hatte ihre Bereitschaft, bei positivem Votum den Vorsitz zu übernehmen, vorab schriftlich verfasst. Diese habe der Wahlleitung mit Oberbürgermeister Oliver Weigel, Stefan Reichel und Markus Kopatsch vorgelegen. "Groh hat mich auf der Versammlung runterlaufen lassen", wirkt die neue Vorsitzende tief getroffen. Über den genauen Wortlaut will sie sich nicht äußern. "Es war auf alle Fälle schrecklich, und ich saß daheim." Kollegen hätten ihr die Ausführungen zugespielt.

Dabei sei die Kandidatur nicht ihre Idee gewesen. Von ihren Freien-Wähler-Kollegen Peter Schreyer und Florian Gelius sei sie "dazu ermuntert" worden. Die Referentin für Jugendpflege im Stadtrat erteilte allerdings einer möglichen Option mit Josef Groh als ihrem Stellvertreter von Anfang an eine Absage. "Er hätte nicht loslassen können, und ich hätte nicht unbefangen beginnen können." Dass sich das Amt beißen soll mit ihrer Tätigkeit in der Politik, sieht die 49-Jährige nicht: "Oliver Weigel hat mir ausdrücklich versichert: Das sei überhaupt kein Problem und überschneide sich nicht!"

Nun will sie den Blick nach vorne richten. "Wir möchten frischen Wind reinbringen in den Stadtsportverband und Ideen umsetzen", sagt die gelernte Bankkauffrau. Dazu zählten beispielsweise "Fußballer-Events" und eine "Lange Nacht des Sports", bei der die Jugendlichen auch ihnen bislang ferne Sportarten ausprobieren könnten.

Auch Senioren suchten neben dem Reha-Sport nach gemeinsamen Aktivitäten. Sie plane, in die Vereine zu gehen und Interesse für mehr Gemeinsames zu wecken. "Wir wollen uns auch breiter aufstellen und in den sozialen Medien präsent sein, auf die dann jeder tagesaktuell zugreifen kann."

Dem bisherigen Gremium könne sie den Vorwurf nicht ersparen, dass er "überaltert" gewesen sei und dass von ihm bis auf die Verteilung der Hallenstunden und der Zuschüsse "nicht mehr viel kam". Deshalb baue sie jetzt ganz auf die Jugend. "Wir werden anfangs sicher auch Fehler machen, aber auch viel Neues präsentieren und Interesse wecken."

Doris Gimmels Stellvertreter ist Matthias Elsner (VGF Marktredwitz), zweite Stellvertreterin Jessica Spannig (TVO Marktredwitz). Als dritter Stellvertreter wurden Peter Müller und als Schriftführerin Julia Müller (beide Narhalla Rot-Weiß Marktredwitz) gewählt. Beisitzer sind Nico Fuchs, Lisa Kraus und Benjamin Schenkl.

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