Marktredwitz - Was haben die Disco-Queen, der Monaco-Prinz und ein Schmuckräuber gemeinsam? Sie gehören alle in gewisser Weise zur Heimatgeschichte des Fichtelgebirges, an sie alle und viele weitere Personen und Persönlichkeiten erinnert Werner Seelbinder, Wahl-Marktredwitzer und Mann der Oberbürgermeisterin Dr. Birgit Seelbinder, in seinem neuen Buch "Bad Berneck im letzten Jahrhundert".

Auch nachdem der Journalist und Bad Bernecker Werner Seelbinder in den Ruhestand getreten war, ließ ihn das Schreiben nicht los: Schon im vergangenen Jahr veröffentlichte er unter dem Titel "Bad Berneck vor 50 Jahren" ein Stadtbuch. An seinem Schreibtisch in Marktredwitz ist nun der nächste Band über die Geschichte seiner Heimatstadt entstanden. Seelbinder präsentiert darin einen bunten Zeitenmix und lässt Begebenheiten aus den Jahren 1959, 1969, 1979, 1984 und 1989 lebendig werden.

Dieser Zeitenmix ist besonders interessant, weil sich noch viele Bad Bernecker an die Ereignisse, Feste oder Unglücksfälle in diesen Jahren erinnern können. Werner Seelbinder ermöglicht eine Rückblende bis in die Zeit vor einem halben Jahrhundert, als in Bad Berneck Kur und Tourismus brummten. In diesen goldenen Zeiten waren auch viele schillernde Persönlichkeiten in dem Kurort zu Gast. Zu den Glanzlichtern in der Gästeschar zählten ein Bundespräsident, zwei Außenminister, Botschafter oder der Frauenschwarm Rudolf Schock.

Seelbinder listet in seinem Buch aber nicht nur Namen und Daten auf, er hat auch richtig aufwendige Recherche betrieben: Zum Beispiel als er auf den Namen Prince Pierre de Monaco stieß, der im Hotel Bube logiert und die Wagnerfestspiele in Bayreuth besucht hatte. Bei seinen Nachforschungen ist der Autor darauf gestoßen, dass es sich dabei um den Großvater des heute regierenden monegassischen Fürsten Albert gehandelt hat.

Aber nicht nur echter Adel verlieh Bad Berneck Glanz, vor 30 Jahren sorgte eine Disco-Queen in der Kleinstadt für Aufsehen. Die 19-jährige Angelika Stimpfl gewann in der Bayreuther Disco "Happy Night" einen landesweiten Wettbewerb und wurde oberfränkische Disco-Queen. Damit durfte sie in die weite Welt - auf Discobesuch nach New York.

Der Kurort hatte aber nicht nur Nachrichten über Menschen aus Politik und Gesellschaft zu bieten, sondern auch über Kriminelle: So kam es 1984 in einem Juweliergeschäft zum "Größten Raub seit Jahrzehnten", wie damals der Stadtanzeiger titelte: Dabei war Schmuck im Wert von 400 000 Mark erbeutet worden - aus Laden und Tresor.

"So ein Buchprojekt kostet viel Zeit", berichtet Werner Seelbinder. Er hat nämlich nicht nur alte Zeitungsberichte studiert, sondern auch Zeitzeugen befragt und sich erkundigt, wie es den Akteuren von damals heute geht. Doch der Autor ist trotz aller Mühen mit Freude bei der Sache und plant noch weitere Bücher. Ein Grund dafür: Die Veröffentlichungen stoßen auf großes Interesse. Zum Leserkreis gehören zum Beispiel auch ehemalige Kurgäste und ehemalige Bad Bernecker. "Ich habe sogar Bestellungen aus Honolulu oder Chicago."

Aber nicht nur in Chicago kann man das Buc h lesen, son-

dern auch in Marktredwitz. Das Stadtbuch "Bad Berneck im letzten Jahrhundert" mit rund 200 Seiten und über 150 Fotos gibt es für 14,95 Euro auch in den Marktredwitzer Buchhandlungen, im Reisebüro Otto und beim Autor.