Wie erklären Sie sich den Tod
des Vaters und seiner Tochter?
Ich vermute, Überschätzung könnte die Ursache gewesen sein. Selbst gute Schwimmer, die regelmäßig in einem Freibad trainieren, bedenken manchmal nicht, dass die Voraussetzungen im See anders sind. Im Extremfall kann ich mich hier nirgends festhalten, was im Schwimmbad nach jeder Bahn möglich ist. Hinzu kommt, dass der Vater seine kleine Tochter bei sich hatte. Die meisten Leute sind es nicht gewohnt, dass sich plötzlich jemand im Wasser panikartig mit seinem ganzen Gewicht an sie klammert. Wir Rettungsschwimmer lernen das und üben auch immer wieder, wie man sich in so einer Situation selbst weiter über Wasser hält.
Wie kann eine Laie erkennen,
ob jemand zu ertrinken droht?
Ertrinken läuft ganz anders ab, als Filme es normalerweise zeigen: Da schreit keiner, da winkt keiner, da platscht keiner. Ertrinken spielt sich geräuschlos ab. Erste Anzeichen: Ein Schwimmer bewegt sich plötzlich nicht mehr von der Stelle. Das kann bedeuten, dass seine Kraft ziemlich zu Ende ist. Dann muss ich auf den Kopf achten: Taucht dieser anfangs nur für Sekunden unter Wasser, bevor die Intervalle länger werden, bis der Kopf zum Luftholen wieder hochkommt, dann schwebt der Schwimmer schon in Lebensgefahr. Denn irgendwann taucht der Kopf dann gar nicht mehr auf.
Was kann am Feisnitz-Stausee
gefährlich werden?
Baden ist hier generell nur auf eigene Gefahr gestattet, aber es gibt auch Zonen, in denen es explizit verboten ist. Trotzdem schwimmen immer wieder Leute in diese Bereiche raus. Bei privaten Radtouren habe ich außerdem schon beobachtet, dass leichtsinnige Personen unterhalb der Stausee-Gaststätte von den Felsvorsprüngen aus ins Wasser runterspringen. Das ist wirklich gefährlich, weil der See da nur einen bis eineinhalb Meter tief ist.
Welche Tipps geben Sie
Schwimmern generell?
Die beste Empfehlung ist, in Gewässern mit Aufsicht baden zu gehen - da ist Wahrscheinlichkeit, dass jemand hilft, wenn es nötig sein sollte, einfach höher. Passt keiner auf, kann ein Schwimmer im Zweifelsfall einfach weg sein, ohne dass jemand Soforthilfe leistet. Außerdem sollte sich niemand überschätzen. Denn ein Unglück wie in Trebgast will keiner mehr erleben müssen. Besonders schlimm finde ich immer, wenn auch noch ein Kind beteiligt ist.
Wovor ich ausdrücklich warne: Wer nachts oder bei Dunkelheit irgendwo allein ins Wasser steigt, muss sich klar darüber sein, dass es voraussichtlich niemand bemerken wird, ob er Hilfe braucht. Wichtig ist außerdem, die normalen Baderegeln, die jeder kennt, tatsächlich einzuhalten: Beispielsweise sich immer abzukühlen, bevor es ins Wasser geht, sowie nicht mit vollem Bauch schwimmen zu gehen. Denn wenn sich das Blut zur Verdauung im Bauch konzentriert, wird man leichter ohnmächtig.
Ziel bleibt, das Risiko zu minimieren. Klar gesagt: Jeder sollte sich am Riemen reißen, dann läuft es vernünftig ab. Das Gespräch führte
Brigitte Gschwendtner