Marktredwitz Fachkräfte mit glänzender Zukunft

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Stefanie Kögler zeigt an einer Speckschwarte, wie eine Injektion gesetzt wird. Foto: Bäumler Quelle: Unbekannt

Die Altenpflege gilt als eine Branche, die boomt. Davon überzeugen sich am Freitag Hunderte Besucher beim Tag der offenen Tür in der Pflege-Akademie des bfz.

 
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Marktredwitz - Im Erdgeschoss gibt es Torte, zwei Stockwerke darüber liegen dicke Speckschwarten auf dem Tisch. Diese sind allerdings nicht zum Verzehr geeignet. Das Fleisch dient vielmehr als Versuchsobjekt für Injektions-Übungen. Reichlich etwas geboten war am Freitagnachmittag beim Tag der offenen Tür in der Berufsfachschule für Altenpflege und der Akademie für Pflege, Gesundheit und Soziales.

"Ich habe es noch keinen Tag bereut, hier eine Ausbildung zur Altenpflegerin begonnen zu haben", sagt Marianne Tröger. Die Frau weiß, was sie sagt: Sie ist 51 Jahre alt und hat vorher jahrzehntelang bei Schlecker gearbeitet. Die Einblicke, die Marianne Tröger während ihrer Altenpflege-Lehre erhält, möchte sie nicht missen. Egal ob es sich um Biografie-Arbeit mit Demenz-Kranken oder Wahrnehmungsschulung handelt, sogar für eine in der Arbeitswelt erfahrene Frau gibt es immer wieder Neues zu entdecken.

Genau diese Eigenschaft zeichnet moderne Altenpfleger aus. "Es geht heute nicht mehr nur darum, die den Pfleger anvertrauten Menschen körperlich gut zu versorgen. Der Anspruch ist weit höher", sagt der stellvertretende Leiter des Beruflichen Fortbildungszentrums, Rudi Kuhn. Die Auszubildenden lernten vielmehr, sich auch um das geistige Wohlbefinden des Menschen zu kümmern und sich dafür zu interessieren. Hierzu könne die Biografie-Arbeit viel dazu beitragen. "Die Pfleger konfrontieren an Demenz erkrankte Menschen zum Beispiel mit Gegenständen, die in deren Jugendzeit üblich waren. Dies schafft Zugänge und Bezüge, von denen beide Seiten profitieren."

Hunderte Besucher drängten sich während des gestrigen Nachmittages durch das Akademie-Gebäude. Auf jedem Stockwerk zeigten Schüler und externe Aussteller Trends der Altenpflege. Dabei ging es um technische Hilfen, etwa zum Lagern Bettlägriger, neuartige Betten oder Geräte zum Beatmen Schwerkranker.

Auch die Praxis brachten die Schüler den Gästen näher. Wer je einen Tremor-Handschuh getragen hat, der wird vor dem Alter höchsten Respekt haben. Viele Besucher zogen ihn über und erlebten mit Hilfe leichter Stromstöße wie es ist, einen Joghurtbecher zu öffnen, wenn die Hände zittern. Jeder Altenpflegeschüler muss sich während seiner Ausbildung immer wieder mal in die Lage eines älteren Menschen versetzen. Mal übt er mit einem Tremor-Handschuh, mal setzt er eine Grauer-Star-Brille auf und versucht sich damit in einem Raum zurechtzufinden, oder aber er lässt sich die Augen verbinden und füttern. "Nur so bekommt man ein Gespür dafür, wie es ist, im Alltag von anderen abhängig zu sein", sagt Kuhn.

Einen Tisch weiter demonstriert Schülerin Stefanie Kögler das richtige Setzen einer Injektion. "Hierfür verwenden wir Speckschwarten. Erst wenn wir die Technik aus dem Effeff beherrschen, dürfen wir richtig spritzen."

Dass Altenpflege keine Sackgasse ist, wird im Obergeschoss des Akademiegebäudes klar. Hier ist der berufsbegleitende Bachelor-Studiengang Gesundheits- und Pflegemanagement zu Hause. "Wir haben aktuell 25 Studenten", sagt Leiterin Elvira Eichhorn. Nach dem erfolgreichen Start vor zwei Jahren, sei das zurückliegende etwas unglücklich verlaufen. Laut Elvira Eichhorn hat die überwiegend von negativen Nachrichten geprägte Debatte um eine Hochschule in Marktredwitz viele Studienwillige abgeschreckt. "Die dachten, dass davon auch der Studiengang Pflegemanagement betroffen ist. Aber das war und ist nicht der Fall." Für das kommende Semester gebe es zum jetzigen Zeitpunkt mehr als 15 Interessenten. Am Freitagnachmittag hat sich übrigens ein Mann aus Kulmbach angemeldet.

Altenpflege gilt nach allen Prognosen als absolut zukunftsträchtiger Beruf. "Das gilt vor allem für die studierten Pflegemanager", sagt Elvira Eichhorn. Denn außer rein pflegerische Kenntnisse seien immer mehr auch ökonomische gefragt. Jede Altenpflegeeinrichtung müsse auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten geführt werden. "Hier haben unsere Absolventen beste Voraussetzungen ins mittlere oder gehobene Management einzusteigen. Sie sind Praktiker, die aus dem Beruf kommen und haben überdies fundierte theoretische Kenntnisse." Schon jetzt, noch bevor die ersten Studenten ihren Bachelor haben, gibt es erste Stellenangebote aus dem gesamten süddeutschen Raum.

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