Marktredwitz Fans sind noch in Wartestellung

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Die Trikots der deutschen Fußballerinnen verkaufen sich eher schleppend. Die Marktredwitzer Händler hoffen noch auf die große Begeisterung.

 
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Marktredwitz - Noch schweigen die Vuvuzelas. Vielleicht wird sich dies schon am Samstagabend ändern, wenn die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft im Viertelfinale der WM gegen Japan spielt.

Begeisterung durchaus, aber verhalten. Dies ist die Stimmungslage der Fußball-Nation nach den ersten beiden WM-Wochen, in denen das deutsche Team mit drei Siegen die Vorrundengruppe beendet hat. Ähnlich sehen es die Verkäufer der Fan-Artikel. Im Gegensatz zur Männer-WM vor einem Jahr gibt es in den Sportgeschäften noch immer Trikots. "Leider werden die bisher noch nicht so nachgefragt. Aber auch bei der Weltmeisterschaft in Südafrika hat es erst nach der Vorrunde den richtigen Boom gegeben", sagt Steffen Eichinger aus der Sportabteilung des Kaufhauses Frey. Dass die offiziellen Leibchen ausverkauft werden, sei deshalb durchaus noch möglich. Bisher hätten vor allem jüngere Frauen das Trikot mit den zwei Sternen über den Bundesadler gekauft. "Vielen gefällt auch der in den Kragen gestickte Spruch ,Blüh im Glanze dieses Glückes' aus der Nationalhymne".

"Weniger Umsatz als bei einer Männer-WM", sagt auch Alexandra Eisele, Verkäuferin bei Intersport Glass. Das Damen-Trikot gebe es an sich in einer Frauen- und einer Männer-Version. Letztere werde aber in Marktredwitz nicht verkauft. Bisher hätten Frauen aller Altersgruppen das offizielle Shirt verlangt.

Wie bei jeder WM hat sich Intersport Glass auch zur Frauen-Weltmeisterschaft mit schwarz-rot-goldenen Mützen und Schals eingedeckt. Laut Alexandra Eisele lassen sich im Gegensatz zum Frauen-Trikot die immer wieder verwendbaren Fan-Artikel derzeit gut verkaufen."

Tatsächlich scheint es, als steige von Tag zu Tag die Zahl der Autos, die mit Deutschland-Fähnchen geschmückt sind. Ein Rundgang durch mehrere Schnäppchenmärkte kann das Herz der Fans jedoch nicht gerade erquicken. Während sich in diesen Läden vor einem Jahr zur Südafrika-WM der gesamte Hausstand auf schwarz-rot-gold hätte trimmen lassen, gibt es diesmal kaum patriotisch gefärbte Tassen, Biergläser, Aschenbecher, Untersetzer und, und, und.

Johanna Heider aus Waldershof hat trotz des noch mäßigen Fan-Rummels ihre Freude an der WM. Die 18-Jährige ist selbst aktive Kickerin beim TSV Waldershof und nennt vier Fan-Shirts ihr Eigen. "Das Original-Trikot habe ich extra bei der Eröffnung in Berlin getragen", erzählt Johanna Heider stolz. Die Karten für das Spiel Deutschland-Kanada habe sie zu Weihnachten geschenkt bekommen.

Daheim in Waldershof sieht sie sich die WM-Spiele am liebsten zusammen mit ihrem Vater an. Klar gehe es da manchmal gehörig zur Sache. "Ein bisserl laut kann es schon werden, wenn unsere Mädels ein Tor schießen ..."

In der Schule trägt Johanna übrigens gerne mal ihre anderen Fan-Trikots. "Ich habe je eines mit den Namen von Lira Bajramaj, Simone Laudehr und Celia Okoyino da Mbabi." Während sich in Johanna Heiders Klasse nur wenige Mitschüler für die WM begeistern können, ist dies beim TSV Waldershof anders. "Demnächst wollen wir vom Damen-Team mal ein Spiel zusammen ansehen. Das wird sicherlich eine Gaudi."

Dass der Frauenfußball bei der Vermarktung dem Männer-Kick immer ähnlicher wird, zeigt sich auf den Schulhöfen. Waren es bisher fast ausschließlich die Buben, die Panini-Sammelbildchen ihrer Stars getauscht haben, erfasst derzeit erstaunlich viele Mädchen diese Leidenschaft. Auch Jasmin Sabathil von der gleichnamigen Bahnhofsbuchhandlung bestätigt, dass die Bilder zur Frauen-WM ein Renner sind. "Die werden eigentlich von allen möglichen Leuten gekauft, überwiegend allerdings von Mädchen." Auch die WM-Zeitschriften fänden durchaus Leser.

Nur eines haben die deutschen Fußballerinnen im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen bisher nicht vermocht: die Marktredwitzer Fans zu einem Autokorso zu animieren. Aber vielleicht schwappt die Begeisterung der Fans nach einem Sieg gegen Japan über und die Leopoldstraße verwandelt sich wieder in eine schwarz-rot-goldene Fanmeile.

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