Marktredwitz Freunde bewahren Hubert Heinl vor dem Herztod

Anne Spitaler
Alle sind froh, dass Hubert Heinl (Zweiter von links) noch lebt. Neben ihm sitzt seine Frau Doris Heinl. Andreas Heining (links) und Tobias Würstl (rechts) reanimierten den 51-jährigen Lochauer mit ihrem Defibrillator nach einer gemeinsamen Radltour. Foto: spi

Eine Reihe von Zufällen und eine große Portion Glück retten dem Lochauer das Leben. In den Hauptrollen: zwei Männer und ein Defibrillator, den es noch nicht lange gibt.

 
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Lochau - Gänsehaut schleicht über den Arm von Andreas Heining, als er zu erzählen beginnt, von diesem einen Sonntag im Juli. Sein Freund Hubert Heinl sitzt ihm gegenüber. Er lebt und das ist ein großes Wunder.

Was war passiert? Die drei Lochauer Freunde Hubert Heinl, Andreas Heining und Tobias Würstl radeln an diesem Juli-Abend gemeinsam rund 35 Kilometer über Neusorg, Marktredwitz und Pullenreuth und wieder nach Hause. 500 Meter vor der Ortsgrenze von Lochau kippt Hubert Heinl plötzlich ohnmächtig vom Rad. Der 51-Jährige bleibt im hohen Gras einer Böschung regungslos liegen. "Wir haben sofort gesehen, das ist lebensbedrohlich", erinnert sich Tobias Würstl. Doch die Freunde wissen sofort, was zu tun ist.

Tobias Würstl radelt so schnell er kann zum Lochauer Feuerwehrhaus, um das Auto mit dem nagelneuen Defibrillator zu holen. Den hatte sich die Ortsfeuerwehr erst vor rund drei Wochen gekauft. Andreas Heining, der Kommandandt der Feuerwehr, ruft die Integrierte Leitstelle an, die ihn anweist, das Herz seines Freundes zu massieren. Doch dann ist Tobias Würstl mit dem Defibrillator zurück. Die Lochauer schieben das Trikot ihres Freundes hoch, legen die Elektroden an. Das Gerät löst den ersten Impuls aus. Nichts. Der zweite Impuls. Hubert Heinl atmet noch immer nicht. Erst beim dritten Mal gelingt es den Ersthelfern, ihren Freund zurückzuholen. "Er war zwar bewusstlos, aber atmete wieder", sagt Heining. In seiner Stimme schwingt große Erleichterung mit.

Elf Minuten und 36 Sekunden hat es gedauert, bis er den Anruf bei der Leitstelle beendet. Solange ist Hubert Heinl nicht ansprechbar. Inzwischen sind Rettungsassistenten da, sie übernehmen. Die Diagnose lautet: Herzinfarkt mit Kammerflimmern. Ein Hubschrauber bringt Hubert schließlich ins Klinikum nach Weiden. Dort setzen ihm die Ärzte einen Stent ein.

Es sind viele Zufälle, die Heinl das Leben retten. Er ist nicht allein unterwegs, ein Defibrillator ist schnell zur Hand und die Ersthelfer kennen sich auch noch mit dem Gerät aus. Denn Kommandant Heining hatte kurzfristig eine Übung mit dem Defibrillator angesetzt. "Wir haben sogar noch zu zweit weiter geübt", erzählt Tobias Würstl immer noch fassungslos und deutet auf Andreas Heining, der neben ihm sitzt. Und noch ein Zufall: "Ich habe im Dorf so laut geschrien, dass meine Frau schon mit dem Schlüssel fürs Feuerwehrhaus da stand, bis ich bei der Haustür war", sagt Heining. Ebenfalls Glück, denn er hatte seiner Frau erst Tage zuvor erklärt, wo der Schlüssel liegt.

Inzwischen geht es Heinl wieder gut. "Ich weiß noch alle Passwörter vom Computer, bin geistig und körperlich fit", berichtet der 51-jährige Familienvater. Nur zwei Stunden davor und die Zeit während seines Herzinfarkts fehlen in seinem Gedächtnis. "Ich hatte den ruhigsten Job, ich habe nichts mitbekommen", kann er mittlerweile scherzen. Wären die Freunde aber mitten im Wald gewesen, hätte es anders ausgehen können. Ab sofort feiert Heinl jetzt jedes Jahr zweimal Geburtstag.

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