Marktredwitz Lucas braucht ein neues Zimmer

Gertrud Pechmann
Fröhlich trotz großer Herausforderungen: der kleine Lucas mit Mama und Papa zu Hause in Lorenzreuth. Foto: gp

Erst ein Jahr nach seiner Geburt stellt sich heraus, dass der jetzt Fünfjährige schwerbehindert ist. Das stellt seine Eltern vor eine schwierige Situation.

 
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Marktredwitz - Wer den kleinen Lucas besucht, sieht einen fröhlichen Jungen mit blondem Haar und großen braunen Augen. Der Fünfjährige sortiert gerade seine bunten v-tech-Autos und quietscht vergnügt, sobald er sie in eine Reihe gestellt hat. Hinter ihm hängt ein Foto von ihm und seiner großen Schwester, beide Kinder lachen glücklich in die Kamera. Daneben hängt ein Bild mit dem Titel "Mein Papa und ich". Das haben die Kindergärtnerinnen für Lucas gemalt. Denn der Junge kann kaum einen Stift halten. Erst auf den zweiten Blick sieht der Besucher den besonderen Therapiestuhl, auf dem Lucas sitzt. Dieser hat eine Kopfstütze und einen festen Gurt. Denn Lucas ist zu 100 Prozent schwerbehindert. Er kann nicht selbstständig sitzen, stehen oder laufen. Auch das Sprechen fällt ihm schwer.

Spendenkonto

Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, Familie Reinel unterstützen wollen, überweisen Sie Ihre Spende auf das Konto von "Hilfe für Nachbarn", der gemeinsamen Aktion von Frankenpost und Sparkasse Hochfranken:

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Auf Wunsch gibt es Spendenquittungen - bitte dazu Ihre Adresse auf der Überweisung vermerken.

"Lucas wurde als gesundes Kind geboren und hat sich im ersten Lebensjahr normal entwickelt", sagt seine Mutter Nadja Reinel. Ihr Sohn fängt früh an, zu laufen. Dann aber fällt den Eltern auf, dass Lucas immer öfter stürzt. Wenig später läuft der Kleine gar nicht mehr. "Er hat ganz plötzlich damit aufgehört und robbte nur noch über den Boden", erinnert sich Nadja Reinel. In der Universitätsklinik Erlangen untersuchen Mediziner Kopf und Rücken des Kindes, entnehmen Nervenwasser und führen Gentests durch. Das Ergebnis: Lucas leidet an einem seltenen Gendefekt. Dieser bewirkt eine spastische Lähmung der Beine. Ein neues medizinisches Gutachten bescheinigt Lucas eine Genveränderung, eine Sprachentwicklungsverzögerung und einen Hüftschaden.

Fakt ist: Lucas hat mit seinen fünf Jahren bereits einige Operationen hinter sich. Seine Füße, sein Becken, seine Wirbelsäule sind angegriffen. Nachts müssen seine Glieder mit Nachtlagerungsschienen stabilisiert werden. Deswegen schläft Lucas auf dem Rücken, kann sich nachts nicht drehen. Tagsüber trägt der Junge zusätzlich stundenweise ein Korsett. Wenn er in seinem Kinderzimmer an einem extra für ihn angepassten Tisch steht und fröhlich mit seinen Dinosaurier-Figuren spielt, hält ihn eine Stehhilfe auf den Beinen. Für einen Ausflug oder Spaziergang sitzt Lucas in einem Rollstuhl. Ohne diese Hilfsmittel könnte er kaum am Alltag seiner Familie teilnehmen.

"Als wir vor sechs Jahren gebaut haben, haben wir nicht geahnt, dass eines unserer Kinder so krank sein wird", erklärt Vater Daniel Reinel. Schlafräume und Bad liegen im ersten Stock. Die Treppe ist schmal, steil und gewunden, ungeeignet für einen Treppenlift. Wenn ihr Mann bei der Arbeit ist, trägt Nadja Reinel ihren Sohn und den Rollstuhl die Treppe hinauf. Und hinunter. Dabei sind Mutter und Sohn schon gestürzt. Die 29-Jährige ist am Ende ihrer Kräfte. Lucas wiegt inzwischen 18 Kilogramm. Ein behindertengerechtes Bad und ein Kinderschlafzimmer im Erdgeschoss sind unumgänglich. Doch das ist für die Familie unerschwinglich. Lucas' Vater ist Alleinverdiener, das Häuschen noch nicht abbezahlt. Nadja Reinel kann nichts dazuverdienen, Lucas braucht die Mama dringend. "Wir haben versucht, die Belastungen alleine zu tragen. Aber jetzt schaffen wir das nicht mehr", sagt die 29-Jährige.

"Die Not in diesem Fall steht fest", betont Sozialpädagogin Alexandra Söllner von der Diakonie Selb-Wunsiedel. Sie begleitet die Familie durch die schwierige Zeit mit Rat und Tat. Eine Zusage über einen Teilbetrag seitens der Pflegekasse liegt schon vor. Auch Freunde, Bekannte und Nachbarn wollen der Familie Reinel helfen: Die Feuerwehr in Schirnding ruft zum Beispiel auf Facebook zur Unterstützung auf. Die Dorfgemeinschaft Lorenzreuth engagiert sich ebenfalls. Sie spendet die Einnahmen aus ihrem traditionellen Christbaumaufstellen am ersten Adventssonntag ab 14 Uhr. Auch beim Kolpinggedenktag heute sollen Spenden gesammelt werden. Die Kindertagesstätte St. Josef gibt ihre Einnahmen, die beim Martinstag zusammengekommen sind, für Lucas. Und der Kindergarten "Guter Hirte" plant für Samstag, 9. Dezember, einen Plätzchenverkauf zugunsten von Lucas. "Für ein Projekt in dieser Größenordnung müssen viele Spender an einem Strang ziehen, damit die Hilfe gelingt", weiß Alexandra Söllner.

Nadja und Daniel Reinel versuchen, ihrem Sohn ein weitgehend normales Leben zu ermöglichen. Vormittags besucht Lucas den Kindergarten. Nachmittags geht die Mutter mit ihrem Sohn zur Logo-, Ergo-, und Physiotherapie.

Von den finanziellen Sorgen seiner Eltern ahnt Lucas nichts. Er bastelt gerade an seinem Wunschzettel für das Christkind, schneidet Spielzeug-Bilder aus einem Katalog aus und klebt sie mit der Hilfe seiner Eltern auf ein Blatt. Er wünscht sich zu Weihnachten: eine Dinosaurier-Figur, einen Playmobil-Piraten, ein Polizeiauto, ein Buch mit der kleinen Raupe Nimmersatt und einen CD-Spieler mit Mikrofon.

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