"Als wir vor sechs Jahren gebaut haben, haben wir nicht geahnt, dass eines unserer Kinder so krank sein wird", erklärt Vater Daniel Reinel. Schlafräume und Bad liegen im ersten Stock. Die Treppe ist schmal, steil und gewunden, ungeeignet für einen Treppenlift. Wenn ihr Mann bei der Arbeit ist, trägt Nadja Reinel ihren Sohn und den Rollstuhl die Treppe hinauf. Und hinunter. Dabei sind Mutter und Sohn schon gestürzt. Die 29-Jährige ist am Ende ihrer Kräfte. Lucas wiegt inzwischen 18 Kilogramm. Ein behindertengerechtes Bad und ein Kinderschlafzimmer im Erdgeschoss sind unumgänglich. Doch das ist für die Familie unerschwinglich. Lucas' Vater ist Alleinverdiener, das Häuschen noch nicht abbezahlt. Nadja Reinel kann nichts dazuverdienen, Lucas braucht die Mama dringend. "Wir haben versucht, die Belastungen alleine zu tragen. Aber jetzt schaffen wir das nicht mehr", sagt die 29-Jährige.
"Die Not in diesem Fall steht fest", betont Sozialpädagogin Alexandra Söllner von der Diakonie Selb-Wunsiedel. Sie begleitet die Familie durch die schwierige Zeit mit Rat und Tat. Eine Zusage über einen Teilbetrag seitens der Pflegekasse liegt schon vor. Auch Freunde, Bekannte und Nachbarn wollen der Familie Reinel helfen: Die Feuerwehr in Schirnding ruft zum Beispiel auf Facebook zur Unterstützung auf. Die Dorfgemeinschaft Lorenzreuth engagiert sich ebenfalls. Sie spendet die Einnahmen aus ihrem traditionellen Christbaumaufstellen am ersten Adventssonntag ab 14 Uhr. Auch beim Kolpinggedenktag heute sollen Spenden gesammelt werden. Die Kindertagesstätte St. Josef gibt ihre Einnahmen, die beim Martinstag zusammengekommen sind, für Lucas. Und der Kindergarten "Guter Hirte" plant für Samstag, 9. Dezember, einen Plätzchenverkauf zugunsten von Lucas. "Für ein Projekt in dieser Größenordnung müssen viele Spender an einem Strang ziehen, damit die Hilfe gelingt", weiß Alexandra Söllner.
Nadja und Daniel Reinel versuchen, ihrem Sohn ein weitgehend normales Leben zu ermöglichen. Vormittags besucht Lucas den Kindergarten. Nachmittags geht die Mutter mit ihrem Sohn zur Logo-, Ergo-, und Physiotherapie.
Von den finanziellen Sorgen seiner Eltern ahnt Lucas nichts. Er bastelt gerade an seinem Wunschzettel für das Christkind, schneidet Spielzeug-Bilder aus einem Katalog aus und klebt sie mit der Hilfe seiner Eltern auf ein Blatt. Er wünscht sich zu Weihnachten: eine Dinosaurier-Figur, einen Playmobil-Piraten, ein Polizeiauto, ein Buch mit der kleinen Raupe Nimmersatt und einen CD-Spieler mit Mikrofon.