Marktredwitz Marktredwitzer dreht mit Hollywood-Star

Im September steht Flurim Alija als Mafioso für einen Film vor der Kamera, der in Hollywood Premiere feiert. Foto: pr

Im September wird es ernst für Flurim Alija. Dann tauscht er die Eisdiele im Markt mit einem Filmset in der Schweiz. Dort spielt er an der Seite von Christopher Lambert.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Marktredwitz - Bei Flurim Alija aus Marktredwitz herrscht gerade Ausnahmezustand. In seinen E-Mails warten täglich neue Anfragen für Rollen und Modeljobs, seine Autogrammkarten sind - vor allem bei seinen weiblichen Fans - gefragter denn je, und rund einmal die Woche reist der 45-Jährige zu Drehorten nach Berlin, Holland, England oder in die Türkei.

"Es hat alles als Spaß begonnen", erzählt Alija. Ende 2017 überredete ihn ein Freund zur Teilnahme am Casting für die Sat 1-Sendung "Klinik am Südring", wo er schließlich als Patient mitwirkte, der sich beim Liebesspiel verletzt hat (wir berichteten). Nicht nur die Macher dieses Formats hat der gebürtige Kosovare seitdem überzeugt. Neben vielen Angeboten für kleinere Rollen locken mittlerweile auch namenhafte Produktionen.

Ende des Jahres strahlt Vox die Serie "Rampensau" aus, bei der Alija in fünf Episoden mitwirkt. Als verrückter Wissenschaftler ist er im Dokumentarfilm-Märchen "The way we were" zu sehen, das 2020 in die Kinos kommt. Sonntags flimmert er in seiner Heimat in der Sendung "Ich bin Albaner" über die Bildschirme, die der zweitgrößte Sender der Republik Kosovo produziert. "Wir beschreiben Albaner in Deutschland und nehmen dabei sämtliche Klischees auf die Schippe wie die Heirat zum Zwecke der Aufenthaltserlaubnis." In der Reality-Seifenoper "Berlin - Tag & Nacht" mimt er außerdem einen Türsteher.

Die bisher wohl bedeutendste Rolle als Mafioso im Thriller "Some-one dies tonight" steht dem Marktredwitzer jedoch noch bevor und könnte ihn seinem Traum von einer Karriere in Hollywood ein ganzes Stück näherbringen. Am morgigen Dienstag geht er dafür zum Dreh in die Schweiz nach Davos und im November nach Kroatien - zumindest ein linguistisches Heimspiel, denn seine Figur spricht albanisch.

Bevor es "Und Action!" heißt, steht Pauken auf dem Programm des "Nachwuchs"-Schauspielers. Den Text erhielt er vorab per E-Mail. "Es war wirklich eine Menge auswendig zu lernen." Aufgeregt sei er nicht: "Lampenfieber habe ich grundsätzlich keines, wenn ich vor der Kamera stehe. Ich freue mich einfach darauf, Christopher Lambert kennenzulernen."

Das Besondere: Der Streifen feiert kommendes Jahr in Hollywood Premiere. "Ich möchte auf jeden Fall dabei sein", wünsch sich Alija.

Nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Model ist der Lockenkopf gefragt. Die jüngste Anfrage kam vom Modelabel Joop. "Leider konnte ich den Job nicht machen. Als ich das Angebot erhielt, war ich gerade in Urlaub in Montenegro. Von dort aus ging kein Flieger nach Berlin", bedauert er.

Für seine Karriere tauscht der Geschäftsmann die Eisdiele im Markt und den Kiosk im Marktredwitzer Freibad, die er seit vergangenem Jahr betreibt, immer häufiger gegen Filmsets in und um Europa. "Glücklicherweise sind diese beiden Tätigkeiten vereinbar. Wenn ich nicht da bin, müssen meine Angestellten eben einen Schritt schneller laufen", sagt er schmunzelnd. "Nur Hollywood kann mich aus Marktredwitz wegbringen."

Die Konkurrenz in der Branche sei gigantisch. Bei dem Filmunternehmen Ufa, bei dem Alija unter Vertrag ist und das Serien wie "Gute Zeiten schlechte Zeiten" und "Unter uns" produziert, stünden sogar Anwärter für Komparsenrollen Schlange. "Ich bin unheimlich stolz darauf, dass Filmemacher mittlerweile auf mich zukommen", sagt der Schauspieler. Viele Rollen erhalte er vor allem wegen seines markanten Gesichts.

Nach Deutschland kam Alija wegen des Krieges vor 27 Jahren. Zunächst ging er in die Schweiz, anschließend in die deutsche Hauptstadt und von dort aus über Bamberg und Tirschenreuth nach Marktredwitz. Der Künstlername des Singles, "Flo" Alija, stammt übrigens von einem seiner Fußballtrainer. "Er konnte meinen Namen nicht aussprechen und nannte mich deswegen so. Das hat sich dann etabliert."

Beim Koordinieren seiner Termine unterstützt ihn sein Manager Thomas Häckel. Das nächste Projekt steht schon in den Startlöchern. Im Oktober steht der Marktredwitzer für das Drama "Je suis Karl" vor der Kamera.

Autor

Bilder