Marktredwitz Schmuckstücke aus Pappmachee und Ton

Von Richard Ryba

Krippenkunst aus Böhmen und Marktredwitz ist im Museum zu sehen. Das Motto lautet "Aus der Form". Im Mittelpunkt stehen historische Figuren aus den verschiedensten Materialien.

 
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Marktredwitz - Es war eine größere Runde, die am gestrigen Freitag zur Eröffnung der alljährliche Krippenschau im Egerland-Museum zugegen war. Denn diesmal sind um die Weihnachtszeit gleich zwei Sonderschauen zu bewundern. Außer den Krippenschmuckstücken ist eine Fotoausstellung zu sehen, die anlässlich des zehnten Jubiläums Einblicke in die Aktivitäten der "Freunde der deutsch-tschechischen Verständigung" bietet (siehe Bericht unten).

Der Schwerpunkt der traditionellen Ausstellung mit Krippenkunst aus Marktredwitz und Böhmen liegt heuer auf historischen Krippenfiguren. Unter dem Titel "Aus der Form" befasst sich die Schau mit Figuren, die durch Abformung aus Modeln entstanden sind. Die Bandbreite des Materials reicht von Ton, Porzellan, Zinn, Papier- oder Pappmachee über Gips bis zu Brotteig und Tragant, ein zuckerähnliches Naturprodukt, das vor allem in Karlsbader Krippen verwendet wurde.

Bisher habe man vor allem die individuelle kunsthandwerkliche Gestaltung in den Mittelpunkt gestellt, so Museumsleiter Volker Dittmar. "In diesem Jahr war die Idee, zu zeigen, was damals ab dem 19. Jahrhundert in Serie in den Manufakturen hergestellt wurde." Eine dieser Manufakturen war die Firma Marolin von Richard Mahr im südthüringischen Steinach, gegründet im Jahr 1900. In der Marktredwitzer Schau ist ein Querschnitt durch die Geschichte und die Produktion der berühmten Marolin-Figuren zu sehen.

Ein Enkelsohn von Richard Mahr lebt in Marktredwitz: Dr. Hans Joachim Berbig. Und er ist ein intimer Kenner der Firmengeschichte, die er bei einer Lesung am 10. Dezember näher beleuchten wird. Einen Vorgeschmack darauf gab er schon bei der Eröffnung der Schau am Freitag. So habe es für die Herstellung der Krippenfiguren eine bestimmte Rezeptur gegeben, die nach der Enteignung durch die DDR verloren schien. Zufällig habe man einen Zettel an einer Tür hängend gefunden, auf dem die Zutaten standen. In DDR-Zeiten blutete die Firma regelrecht aus, nach der Wende haben Enkel des Firmengründers den Neustart geschafft. Heute ist Evelyn Forkel Geschäftsführerin. Sie brachte die Exponate nach Marktredwitz - die Rezeptur, die auf Papiermachee basiert und mit Kleister, Holzmehl, Ton und Kaolin angereichert wird, bleibt geheim.

Eine Verbindung zu Marolin in Thüringen hat Museumsleiter Dittmar auch bei einer "Notbergung" in Marktredwitz gefunden: Drei Tage lang hatten Dittmar und seine Mitarbeiter Zeit, in der Dammstraße 19 aus der ehemaligen Töpferei Meyer, die hier einen Brennofen für Tonerzeugnisse hatte und seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch Krippenfiguren herstellte, zu retten, was zu retten war. Ein Querschnitt durch die Fundstücke vom "Damm-Hafner", so der Hausname, ist in der Ausstellung zu sehen.

Präsentiert werden auch wieder Krippenschmuckstücke des Pullenreuther Sammlers Karl Schenkl, den Oberbürgermeisterin Dr. Birgit Seelbinder herzlich begrüßte: "Sie sehen immer jünger aus", rief sie ihm zu. Was Schenkl, der nächstes Jahr 90 wird, so kommentierte: "Der Spiegel sagt mir etwas anderes." Größter "Hingucker" der Schau ist wie jedes Jahr die Landschaftskrippe, die Albin Artmann aufgebaut hat. Auf 14 Quadratmetern hat er in wenigen Tagen eine kleine Welt mit zahlreichen Details erschaffen, mit einigen Neuerungen wie einem Backofen. Wie viele Figuren er aufgestellt hat, kann Artmann nicht sagen: "Fragen Sie mich bitte nicht."

Die Krippen- und die Fotoausstellung sind bis zum 20. Januar im Egerland-Museum zu den üblichen Öffnungszeiten - täglich außer montags von 14 bis 17 Uhr - zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Die Idee war, zu zeigen, was damals in Serie hergestellt wurde.

Museumsleiter Volker Dittmar


Berbig liest

Dr. Hans Joachim Berbig wird am Montag, 10. Dezember, um 19 Uhr im Egerland-Museum eine Lesung halten, unter dem Motto: "Großelterliche Firma Marolin - vom Enkel präsentiert". Anekdoten- und episodenhaft wird Berbig über die südthüringische Firma seiner Familie und ihre berühmten Marolin-Figuren berichten.


Schau in Waldsassen

Auch im Stiftlandmuseum in Waldsassen ist am gestrigen Freitag eine große Krippenschau eröffnet worden. Zu sehen sind bis zum 6. Januar mehr als 150 Krippen sowie weihnachtliches Brauchtum aus dem Stiftland und dem Egerland. Auch Leihgaben aus Marktredwitz befinden sich darunter. Das Museum ist täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet, an Heiligabend und Silvester geschlossen.