Marktredwitz Seelbinder gibt sich kämpferisch

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Interessiert verfolgten die Marktredwitzer Bürger das Gespräch zwischen BR-Moderator Andreas Bönte und den Politikern. Foto: Bäumler Quelle: Unbekannt

Trotz des klaren Neins von Adalbert Weiß, Amtschef des Wissenschaftsministeriums, zur Hochschule, setzt sich die Oberbürgermeisterin weiter für das Projekt ein. Nach der "Jetzt-red-i-Sendung" in München erhält sie eine Menge Zuspruch.

 
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Marktredwitz/Unterföhring - Der Schlag hat gesessen. Konsterniert blickten die Marktredwitzer Oberbürgermeisterin Dr. Birgit Seelbinder, Landrat Dr. Karl Döhler und viele weitere Bürger aus Marktredwitz und Umgebung, als der Amtschef des Wissenschaftsministeriums, Adalbert Weiß, in der Live-Sendung des Bayerischen Rundfunks "Jetzt red i" dem Wunsch nach einer Hochschule für die Große Kreisstadt eine klare Absage erteilte. "Nein" hatte der Spitzenbeamte zuvor auf die Frage von BR-Moderator Andreas Bönte geantwortet, ob in einigen Jahren die Pläne für eine Hochschule doch noch einmal eine Chance zur Verwirklichung hätten.

Nach der 45-minütigen Sendung war diese Aussage bei einem Imbiss in der BR-Kantine das beherrschende Thema. Während Weiß bereits gegangen war, suchten die übrigen im Unterföhringer Sendestudio anwesenden Politiker das Gespräch mit den Marktredwitzern. Wie Umweltstaatssekretärin Melanie Huml in kleiner Runde sagte, hält sie die Aussage von Adalbert Weiß für "etwas ungeschickt". So etwas könne man so pauschal nicht sagen. "Das ist nicht die Antwort eines Politikers." Weiß, der in der Tat kein Politiker, sondern Behördenleiter ist, war kurzfristig für Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch ins Studio gekommen, da dieser an einer Kabinetts-Krisensitzung zum Thema Studienbeiträge teilnehmen musste.

Auch Oberbürgermeisterin Dr. Birgit Seelbinder hatte ihre Fassung schnell wieder gefunden. "Ich habe in dieser personellen Konstellation ehrlich gesagt nichts anderes als ein Nein erwartet. Aber ich lasse mich nicht so einfach abspeisen." Das Stadtoberhaupt will sich nun mit ihrer Forderung nach einer Hochschule an Ministerpräsident Horst Seehofer wenden. "Jetzt ist der Ministerpräsident gefragt. Der hat uns immerhin bei einem Termin in Marktredwitz zu verstehen gegeben, dass er sich in unserer Stadt eine Hochschule gut vorstellen könnte." Ähnlich hat sich übrigens auch Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch schon einmal geäußert, der die weitere Entwicklung der Hochschullandschaft in Marktredwitz an den Erfolg des im Oktober in der bfz-Akademie gestarteten Bachelorstudienganges Gesundheitsmanagement geknüpft hat.

Birgit Seelbinder hofft außer auf das Engagement von Horst Seehofer auf die kommende Landtags-Legislaturperiode. "Nach der Wahl werden die Karten wieder neu gemischt. Das bedeutet für uns, dass wir so lange dran bleiben, bis die Hochschule tatsächlich verwirklicht wird."

Unterstützt wird die Oberbürgermeisterin dabei von Landrat Dr. Karl Döhler, allen Bürgermeistern im Landkreis und von einem großen Kreis Bürger. So zeigte sich Heinrich Rhein, der Leiter des Europäischen Fortbildungszentrums Stein in Wunsiedel, enttäuscht darüber, dass in der "Jetzt-red-i"-Sendung die Diskussion über die Hochschule nur verkürzt dargestellt wurde. "Wir bestehen ja nicht darauf, unter allen Umständen eine eigene Hochschule in Marktredwitz zu gründen, sondern sind mit einer Außenstelle zufrieden." Wie Rhein sagte, sind zum Beispiel die Vertreter des Verbandes der Steinbearbeitungs-Industrie an einer Hochschulausbildung für ihr Personal sehr interessiert. "Ich denke hier an ein Modell analog dem für Holztechniker in Rosenheim. Warum soll so eine Einrichtung für Stein und Geologie nicht in Marktredwitz möglich sein?"

Die Reise nach Unterföhring bei München, an der 27 Bürger aus Marktredwitz und Umgebung teilgenommen haben, brachte auch positive Erkenntnisse. So zum Beispiel die Aussagen von Adalbert Weiß und Innenstaatssekretär Gerhard Eck zur Glasschleif. Weiß bezeichnete die Glasschleif als ein "imposantes, sehr interessantes Gebäude", das erhalten werden müsse. "Wir vom Wissenschaftsministerium sind grundsätzlich bereit, einen Beitrag zu leisten, wir wollen investieren." Eck sagte, dass der Stadt für die Planung keine Kosten entstehen würden. Auch nannte der Innenstaatssekretär noch "größere Spielräume bei der Finanzierung". So könne auch der Demografie-Faktor bei der Zuschussvergabe eine Rolle spielen. "Hier geht noch was." Diese Aussage quittierte Seelbinder, die wie die übrigen Marktredwitzer in der Kulisse saß und in der Livesendung immer mal wieder eingeblendet wurde, mit einem Lächeln.

Die Vertreter des Innen- und des Wissenschaftsministeriums fordern von der Stadt allerdings noch detailliertere Kostenplanungen.

Weitere Unterstützung für das Hochschul-Projekt und die anderen Wünsche der Marktredwitzer sagte nach der Sendung "Jetzt red i"-Redaktionsleiterin Margot Waltenberger-Walte zu. "Wir werden nachhaken, was denn aus den Zusagen geworden ist. Auch die Hochschule werden wir weiter thematisieren." Seelbinder sieht die Sendung trotz der negativen Aussage von Weiß zur Hochschule dennoch als Gewinn für die Stadt. "Wir haben wieder einen Stein ins Wasser geworfen. Langfristig wird sich daraus etwas Gutes für die Stadt entwickeln."

Den vorangegangenen Bericht zur Sendung "Jetzt red i" finden Sie hier.

In dieser personellen Konstellation habe ich nichts anderes als ein Nein erwartet. Ich lasse mich aber nicht so einfach abspeisen.

Dr. Birgit Seelbinder


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