Angesichts der Hitzewellen hofften einige Menschen darauf, dass es bald überflüssig sein werde, im Urlaub in den Süden zu fahren. In Bayern sei "Mittelmeerklima" aber unwahrscheinlich, sage Schödel. "Ja, das Klima ändert sich, aber unsere geografische Lage bleibt gleich." Konkret bedeutet das laut dem Revierförster, dass die Tage mit gemäßigten Temperaturen seltener werden. Die, an denen extreme Hitze herrscht, würden hingegen mehr. "Trotzdem gibt es weiterhin kalte Perioden in der Region. Für den Wald heißt das, dass die Bäume weiter mit niedrigen Temperaturen zurechtkommen, aber gleichzeitig auch sehr heißen Phasen trotzen müssen."
Die fehlende Hitzebeständigkeit der Fichten sei deshalb ein Problem. Hinzu komme die Bedrohung der Baumbestände durch den Borkenkäfer und den Schwammspinner. Deshalb stelle sich die Frage nach möglichen Alternativen zur Fichte.
Der Wald müsse umstrukturiert werden, "doch ein Waldumbau ist nicht von heute auf morgen möglich", erklärte Schödel. Man müsse "in Generationen denken". Der Fokus der Förster liege nun auf der Tanne, ihre Anzahl soll in den nächsten Jahren vergrößert werden.
Ein Vorteil des Nadelbaums sei, dass er als Pfahlwurzler auch aus tieferen Erdschichten Wasser ziehen kann, da seine Wurzeln weiter nach unten reichen. Die Wurzeln der Fichte wüchsen hingegen näher an der Oberfläche, weswegen es für sie nur schwer möglich sei, in trockenen Perioden Flüssigkeit aus dem dürren Boden zu gewinnen. Hinzu komme, dass die Tanne bis zu doppelt so alt werden könne wie die Fichte, außerdem sei ihr Holz beständiger.
Da die Tannen jedoch nur ein Prozent des Altbestands im Steinwald ausmachen, müssen die zuständigen Stellen viele neue Tannen setzen. Revierförster Schödel selbst hat bereits Tausende Exemplare gepflanzt. Ziel ist es, die Natur durch viele kleine Pflanzen zu verjüngen. Problematisch für das Wachstum der Bäume sei jedoch das Rotwild, sagte er. Besonders an jüngeren Pflanzen bedienten sich Rehböcke gerne. Ein nicht-chemischer Biss-Schutz mit kleinen Spitzen aus Plastik soll die Tiere davon abhalten, zu viele der kleinen Tannen anzugreifen. "Etwas Verbiss lässt sich nicht verhindern, macht aber auch nicht viel aus, solange sich der Schaden in Grenzen hält", sagte Schödel. Man könne nicht erwarten, dass alle Tannen unbeschadet bleiben, jedoch sei es wichtig, den Wildbestand mithilfe der Jäger so unter Kontrolle zu halten, "dass das Projekt nicht scheitern muss".
Doch ist die Tanne wirklich die einzige Lösung? Bei ihrer Exkursion durch den Steinwald stießen die Wanderer auch auf Douglasien. Die aus den USA stammende Baumart zeichnet sich durch ihre große genetische Vielfalt aus. Sowohl in kalten, trockenen als auch in warmen Küstenregionen könne sie bestehen. Die Anpassungsfähigkeit der Douglasie an das Klima sei zwar vorteilhaft, aber es sei trotzdem nicht leicht, die Pflanze in der Region großflächiger einzusetzen, berichtete Schödel. Das liege unter anderem daran, dass nicht viele Douglasien so lange leben, bis sie hochgewachsen sind. Der Wildverbiss sei auch hier eine Gefahr. Da die Baumart nach Zitrone dufte, sei sie für die Tiere sogar noch attraktiver als die Tanne, erläuterte Kräuterführerin Cornelia Müller.
Im Steinwald biete sich die Tanne als Alternative also durchaus an. Da es jedoch viele Faktoren gibt, die die Natur beeinflussen, könne man nur schwer kalkulieren, wie sich der Wald entwickelt, sagte Schödel. Deswegen sei es besonders wichtig, nicht nur auf eine einzelne Baumart zu setzen. Man könne nicht vorhersehen, welche Insekten, Pilze oder Wetterbedingungen der Natur in nächster Zeit zu schaffen machen werden. "Um für mehrere Eventualitäten gewappnet zu sein, sollte man deshalb mindestens vier verschiedene Arten von Bäumen relativ großflächig ansiedeln."