Münchberg Alarmstufe Rot für den Wald

Begehung im Stadtwald: Dierk Schüder, Leiter der Forststelle Sparneck, demonstriert den Zuhörern Schädigungen des Waldes. Foto: Margret Schoberth

Verbiss, Klimaerwärmung und Borkenkäfer: Die hiesigen Wälder haben viele Probleme. Diese erläuterte Förster Dierk Schüder bei einer Führung durch den Münchberger Stadtwald.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Münchberg - 30 000 Tannen und über 20 000 Buchen wurden in den vergangenen 20 Jahren im Münchberger Stadtwald gepflanzt - viele Bäume von Schülern der Münchberger Schulen in Ferienarbeit. So hat sich aus einem langweiligen Fichtenforst ein abwechslungsreicher stabiler Bergmischwald entwickelt. Er ist von Natur aus typisch für die tieferen Lagen des Fichtelgebirges. Der "Herr des Umbaus" ist Dierk Schüder, der Leiter der Forststelle Sparneck. Auf Einladung des Evangelischen Bildungswerkes Münchberg hat Schüder eine Gruppe von 20 Interessierten vom Wanderparkplatz Walpenreuth unterhalb des Waldsteins aus durch "seine" Wälder geführt und erläuterte an mehreren Stationen die Probleme des Waldes und mögliche Lösungen.

Immer wieder traten die Unterschiede zwischen dem umgebauten Bergmischwald und herkömmlichem Forst zutage. Solche Fichtenpflanzungen wurden vor allem nach dem Krieg angelegt. Manche Privatwälder spiegeln diese Zeit, als der Holzbedarf möglichst schnell gedeckt werden sollte, noch wider. Der Borkenkäfer spielte damals noch keine Rolle, Fichte war als Bauholz sehr begehrt. Erst mit der Zeit stellten sich die Nachteile für die Ökologie und Stabilität der Wälder heraus.

Dierk Schüder kümmert sich nicht nur um etwa 300 Hektar Stadtwald, sondern berät auch Gemeinden im Landkreis und Privatwaldbesitzer. Sie alle bemühen sich aufgrund des Klimawandels um eine Veränderung ihrer Forste. Schüder berät, welche Baumarten bei uns auch bei einer Klimaerwärmung noch lebensfähig bleiben und zum jeweiligen Standort und dem Boden passen. An einer Reihe von Beispielen konnten die Teilnehmer das in natura sehen und die Auswirkungen beurteilen.

Derzeit empfiehlt Dierk Schüder Mischwälder. Buche, Weißtanne, dazwischen Fichte, Ahorn und Birke spielen darin die Hauptrolle. Feuchte Standorte sind für Erlen geeignet, trockene Standorte eher für Eiche und Hainbuche. Fremde Baumarten wie die wuchsstarke Douglasie können beigemischt werden, im Frankenwald ist die Douglasie schon seit einigen Generationen heimisch.

Bestehende Wälder sollten gezielt in regelmäßigen Abständen durchforstet und aufgelichtet werden. Dazu werden Gassen vorgesehen, in die auch die großen Bäume gefällt werden können, ohne Schaden an den dazwischen gepflanzten Jungbeständen anzurichten.

In der Forstwirtschaft sollen Ökologie und Ökonomie optimal zusammenspielen. Daher werden auch alte, wenig wertvolle Buchen im Stadtwald als Totholz geschützt, um Pilzen Nahrung und Vögeln Brutplätze zu bieten. So fanden auch Raufußkauz und Sperlingskauz im Fichtelgebirge wieder ein Zuhause.

Probleme der Wälder sieht Schüder in der Klimaerwärmung und dem Mangel an Regen, der sich besonders im Frankenwald verheerend auswirkt. Der Holzmarkt ist wegen des Überangebotes auch aus dem Ausland nahezu zusammengebrochen, oft decken die Holzerlöse nicht einmal die Kosten der Aufarbeitung.

Ein Haupthindernis für den Waldumbau stellt die mangelhafte Bejagung des Reh- und Rotwildes dar. Das Rehwild verbeißt vor allem die eiweißreichen Leittriebe der Tannen und Buchen. Die Wildverbisskarten sind alarmierend, die wachsende Zahl der Wildunfälle bestätigt die Rehwilddichte. Das Rotwild frisst auch die Rinde größerer Bäume. Nur mit kostenintensivem Verbissschutz bringt Schüder Bäume über die schwierigen Anfangsjahre. red

Autor

Bilder