Helmbrechts Appell an die Herzen

Sein Geburtsort ist Hof, doch ob der kleine Wolid (hier mit Mutter Abmu Deso Fereh) bleiben kann, ist ungewiss. Gerhard Humm betreut die Familie. Foto: cs

Weil die Stadt Hof den Zuzug von Flüchtlingen stoppen will, gestaltet sich die Wohnungssuche in Helmbrechts schwerer. Gerhard Humm möchte Vorbehalte abbauen.

 
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Helmbrechts - Mit dunklen Kulleraugen blickt Wolid in die Kamera. Sechs Monate ist das Baby alt, in seinem Pass steht: Geburtsort Hof. Doch ob seine Eltern mit ihm in Deutschland blieben können, ist ungewiss. Sie stammen aus Eritrea. "Ihr Asylverfahren läuft noch", erklärt Gerhard Humm. Der 78-jährige Rentner kümmert sich seit Beginn der Flüchtlingsströme um all die Menschen, die in Helmbrechts landen. Aktuell leben hier 80 Asylsuchende, die Zahl bleibt konstant. Sobald jemand auszieht, kommt ein neuer Bewohner auf Zeit.

So wie am vergangenen Freitag: Als Gerhard Humm gerade zum Fototermin in die Unterkunft eilt, wird er von zwei jungen Männern überrascht, die in der Schillerstraße einziehen sollen. "Da hat wieder niemand Bescheid gesagt, dass sie heute ankommen", ärgert sich der Helfer.

Sofort versucht er, das Problem mit den nicht passenden Zimmerschlüsseln zu lösen. Ein paar Brocken Deutsch, ein paar Brocken Englisch, das meiste funktioniert über Gesten. Seit Oktober 2015 engagiert sich der ehemalige Bankdirektor im Helferkreis für Flüchtlinge. Eine gewisse Routine kehrt ein, doch die Herausforderungen ändern sich. Das ist auch der Grund, warum Humm erneut an die Öffentlichkeit geht und an die Helmbrechtser appellieren will. Größtes Problem aktuell: Es fehlen Wohnungen für die Menschen, die Asyl bekommen und die Unterkünfte verlassen müssen. "Ich würde mir wünschen, dass die Helmbrechtser ihre Herzen öffnen", sagt Gerhard Humm. Er erlebe immer wieder Vorbehalte gegen die Menschen, für die er zurzeit sucht - Menschen mit schwarzer Hautfarbe. Vermieter seien eher bereit, ihre Wohnung einem Syrer zu geben als einem Somalier oder Eritreer.

Die Situation verschärft sich auch deshalb, weil Hof dicht macht. Wie berichtet, hatte sich der Oberbürgermeister mit der Bitte an den Freistaat gewandt, dass keine Flüchtlinge mehr nach Hof ziehen mögen. Humm kann den Hilferuf verstehen. Auch er warnt schon lange vor Parallelgesellschaften in Hof, denn die Stadt sei bei fast allen Flüchtlingen Wunschziel Nummer eins.

Dabei gibt es nach Humms Meinung genug leere Wohnungen in Helmbrechts. "Ein leeres Haus verfällt; wenn Wohnungen entstehen, profitiert das Stadtbild." Aktuell braucht der Helferkreis acht Wohnungen. Die können auch klein sein. Denn die Großfamilien hat Humm bereits nach seinem Aufruf in der Frankenpost Ende 2016 untergebracht. Er spricht von einer Win-win-Situation. "Die Vermieter und Nachbarn sind sehr hilfsbereit, hier ist Integration wirklich gelungen." Humm betont, dass die Mieteinnahmen gesichert sind, weil die Kosten vom Job-Center übernommen werden, bis der anerkannte Flüchtling selbst eine Arbeit gefunden hat.

Auch wenn die Menschen die Unterkünfte verlassen, steht ihnen der Helferkreis zur Seite. Oft handelt es sich um Flüchtlinge, die gerade erst volljährig geworden sind. "Sie haben dann zwar Asyl, sind aber noch nicht fit genug, um ein Leben in Deutschland allein auf die Beine zu stellen." Deshalb bittet Gerhard Humm um Mithilfe der Bürger. Die Zahl der Flüchtlinge sei der Größe der Stadt angemessen, die Aufgabe stemmbar, findet er. "Doch wenn man Integration richtig machen will, braucht man noch mehr Helfer." Der Helmbrechtser Kreis ist von anfangs 30 Leuten auf sechs geschrumpft.

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