Münchberg "Braunschweiger Hof" macht Restaurant dicht

Ronald Dietel

Von Juli an bekommen im Münchberger Stadtzentrum nur Übernachtungsgäste noch Essen. Im Gespräch mit der Frankenpost verrät Gastronom Jürgen Klein die Gründe.

 
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Münchberg - Schlechte Nachrichten aus dem Hotel "Braunschweiger Hof" in der Münchberger Bahnhofstraße: Der Gastronomiebereich mit Restaurant und Küche schließt nach knapp 42 Jahren zum 30. Juni. Der Hotelbetrieb mit Übernachtungen und Frühstück bleibt dagegen bis auf weiteres. Nach Angaben von Inhaber Jürgen Klein wird die Zahl der Mitarbeiter verringert. Statt fünf Leuten benötigt er von Juli an nur noch zwei. "Zum Zimmer saubermachen und Frühstück herrichten", berichtet Klein.

Der ausgebildete Restaurant-Fachmann und Serviermeister führt mehrere Gründe für den einschneidenden Schritt an. Allen voran nennt Klein gesundheitliche Probleme. "Ich will nicht jeden Tag zwei Schmerztabletten einnehmen müssen, um laufen zu können." Nur so habe er zuletzt seine 14-Stunden-Tage - vor Weihnachten seien es oft sogar 16 Stunden, bewältigen können. Ursache für den extrem hohen persönlichen Einsatz ist der Umstand, dass Klein seit September vergangenen Jahres erfolglos eine Serviererin gesucht hat. Und so fällt nun ein weiterer Betrieb einem Problem zum Opfer, das nicht nur den Gastronomen der Region zu schaffen macht: dem Personalmangel. "Die Arbeiten habe ich notgedrungen übernommen, das will ich nicht mehr."

Klein verschweigt nicht, dass es auch viele kleine Erlebnisse waren, die zu seinem Entschluss führten, einen Schlussstrich zu ziehen. Als Beispiel führt er an: "Manchmal ist 14 Tage und länger kein einziger Münchberger ins Restaurant gekommen." Das sei ein gutes Beispiel für das veränderte Essverhalten der Gesellschaft: "Es hat niemand mehr Zeit, mittags essen zu gehen." Darüber hinaus gebe es viele heimische Betriebe nicht mehr, deren Angestellte mit auswärtigen Vertretern einstmals regelmäßig in den "Braunschweiger Hof" gekommen seien.

"42 Jahre lang die Qualität zu halten ist das Schwierigste", resümiert Klein. Gastronomie sei richtig harte Arbeit. Dieser Tätigkeit habe er sich seit seinem 14. Lebensjahr verschrieben. Den "Braunschweiger Hof" übernahmen Klein und seine Frau Helga 1977 vom damaligen Pächter Gustav Heckel. Letzterer betätigte sich später als Koch und Wirt des Sparnecker Hotels "Heimatliebe".

Der Name Jürgen Klein steht in Münchberg und der Region nicht nur für den "Braunschweiger Hof". Der heute 66-Jährige unterrichtete einst als Berufschullehrer in Ahornberg, Kulmbach und Pegnitz. Zudem war er 20 Jahre lang Mitglied des Prüfungsausschusses der Industrie- und Handelskammer.

Jahrzehntelang hat sich der Gastronom außerdem auf vielfältige Weise darum bemüht, Münchberg attraktiv zu machen. Dazu engagierte sich der gebürtige Hesse in vielen Bereichen.

Seine Handschrift war im öffentlichen Leben der Stadt stets wahrnehmbar. Eine Station war die Werbegemeinschaft. Acht Jahre lang organisierte er das Stadtfest. Klein übernahm sogar einmal für zwei Jahre den Vorsitz. In seinen Erinnerungen kramt er längst Vergessenes hervor. "In den 1980er-Jahren hat die Werbegemeinschaft vier Weihnachtsmärkte auf dem Pocksplatz abgehalten." Darüber hinaus erinnert sich Klein an die "K-K-K-Märkte", also Kunst-Kultur-Kulinarik, die er zwei Mal mit dem Münchberger Künstler Udo Rödel organisierte. Bekanntschaft erlangte der Gastronom auch durch die Unterstützung der Initiative Slowfood und Slowbier.

In einem Atemzug mit Jürgen Klein ist außerdem die Drumband des TV Münchberg zu nennen. Die Trommlerformation existierte von 2004 bis 2017 und war beliebter Gast bei vielen Wiesenfestzügen und anderen Umzügen im Landkreis Hof. Obgleich es sie nicht mehr gibt, bildet der Gastronom noch heute die jungen Wiesenfest-Trommler aus. Unvergessene Höhepunkte waren für ihn die fünf im Zweijahres-Rhythmus durchgeführten großen Drum-Events unter dem Titel "Münchberg haut auf die Pauke", die jeweils am Stadtfest-Samstag im September stattfanden. Trommler- und Fanfarenzügen aus Deutschland und darüber hinaus gaben sich in Münchberg ein spektakuläres Stelldichein.

Zudem vergeht seit mehr als 25 Jahren kein Samstagvormittag in der Innenstadt, an dem nicht Kleins Bratwurstbude vor dem Lokal die Münchberger anlockt. Das wird sie nach dem Ende des Restaurants weiterhin tun. Sie ist ein beliebter Treffpunkt. Denn dort erfährt der Münchberger eigentlich alles, was er über seine Stadt wissen will.

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