Münchberg Das "BeToRe" atmet durch

Vanessa Schweinshaupt
Das BeToRe-Festival war musikalisch bunt gemischt. "Served Ice Cold" etwa boten härtere Klänge, zu denen die Fans gerne mal Stagediving betrieben. Quelle: Unbekannt

2017 fand das Festival zum ersten Mal seit 14 Jahren nicht statt. Die Gründe dafür sind vielfältig. Vor allem fehlt es an der nötigen Manpower, wie Pascal Bächer erklärt.

 
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Helmbrechts - "Es war wohl im Jahr 2002", muss Pascal Bächer weit ausholen, um die Geschichte des BeToRe-Festivals Revue passieren zu lassen. Das Akronym steht für "Benefiz-Toleranz-Respekt". "Ich war damals 15 Jahre alt und man begann so langsam, am Wochenende weggehen zu wollen." Bei einem Wandertag in der Schule kam der heutige Helmbrechtser Stadtrat dann mit einem Mitschüler überein, dass es zu wenig Livemusik für Metal-Fans, Hip-Hopper und Co. gebe, und so beschlossen sie, selbst etwas auf die Beine zu stellen. Die Idee zum Festival von jungen Menschen für junge Menschen war geboren.

Bächer, der schon damals in einer Band spielte und aktuell bei "Koalika" rappt, ging daraufhin in den Jugendtreff PUR und erzählte dem dortigen Leiter Sebastian Schönberger von seiner Überlegung. "Wenn er uns am Anfang nicht so viel geholfen hätte, dann wäre daraus wohl nie etwas geworden. Wir wollten einfach ein paar Bands auf eine Bühne stellen und Spaß haben. Dann lernten wir, dass es dafür verschiedene Genehmigungen und Rahmenbedingungen braucht. Das ist alles gar nicht so einfach", fährt er fort.

Unterkriegen lassen hat sich Bächers Clique, die spätere Jugendgruppe "Schlachthof RecordZ" des Vereins "Die Gunga", aber nicht. Zumindest nicht bis ins letzte Jahr. 2017 fand das BeToRe zum ersten Mal seit 14 Jahren nicht statt - die Gründe dafür sind vielseitig: Dankbarerweise, sagt Pascal Bächer, sei die "Konkurrenz", was Live-Musik-Events in der Region betrifft, in den letzten Jahren wieder vielseitiger und größer geworden. Damit einhergehend sei aber ein schleichender Besucherrückgang festgestellt worden. Dazu kämen außerdem personelle und zeitliche Kapazitätsprobleme. "Es fehlt an der nötigen Manpower."

Auch organisatorisch war das Festival immer eine Herausforderung. Fand es zunächst in der alten Turnhalle in Helmbrechts statt, musste es nach deren Abriss nach Wüstenselbitz verlegt werden. "Der Turnhallen-Flair war für diese Veranstaltung eher suboptimal", beschreibt Bächer die damalige Situation. Deshalb entschloss man sich, in die Säulenhalle der "Alten Weberei" umzuziehen, musste aber auch hier weichen, als ein Bekleidungsgeschäft in die Räume einzog. Danach ging es in eine Lagerhalle, bevor das Festival schließlich in der "Alten Norma" seine endgültige Lokalität fand. "Damit wurde das Festival kleiner, aber die Bedingungen waren gut." Der Jugendtreff, der sich genau gegenüber befindet, konnte somit als Backstage-Bereich genutzt werden.

Wenn Pascal Bächer an das BeToRe zurückdenkt, dann kommt er ins Schwärmen. "Es steht dafür, was geschehen kann, wenn sich Menschen zusammenschließen und gemeinsam an einer Sache arbeiten. Klar, es bedeutet auch einen Berg an Arbeit, aber ebenso tolle Erfahrungen und Menschen, Erfolge und musikalische Leckerbissen."

Die durchschnittlich 400 Besucher und Besucherinnen des Festivals kamen dabei in den Genuss sämtlicher namhafter Bands aus der Region, egal welcher Musikrichtung. Auch sei es immer von Interesse gewesen, dass eine Mischung aus Amateuren und Profis auf der Bühne steht. "Und vor der Bühne, da tanzten Metaller, Freunde elektronischer Musik, Punk-Rocker und Rapper gemeinsam zur selben Musik. Das war wunderbar", freut sich der einstige Initiator noch heute.

Begonnen hatte das Festival ursprünglich mit zwei Motto-Tagen, einem für Hip-Hop und einem für "härtere Gitarrenmusik". Dies sei im Interesse der damaligen Organisatoren gewesen. Irgendwann aber hätte sich einfach alles durchgemischt, um dem Publikum eine große Spannbreite an Musik zu bieten. Und auch im Organisationsteam gab es ein Kommen und Gehen. "Man kann wohl mittlerweile von drei Generationen sprechen. Zu Beginn waren wir alle 15, 16 oder 17 Jahre alt. Dann ging es zum Studieren weg oder der Job hat wenig Zeit für die Organisation gelassen. Von den "alten Hasen" sind mit den Jahren immer weniger dabei gewesen", beschreibt Bächer die Veränderung im Team. Dafür seien neue Jugendliche hinzugekommen. Insgesamt schätzt Bächer die Anzahl der Beteiligten auf 60 bis 70 Personen. Altersmäßig reichte die Spannbreite von 14 bis 30 Jahre und mehr.

Dass das BeToRe vorerst ein Ende gefunden hat, bedauert der Stadtrat. Gleichzeitig weist er aber auf andere Konzerte hin. So hat sich mit dem Filmwerk eine neue Location für Kleinkunst etabliert und auch im Jugendtreff werden weiterhin Konzerte stattfinden. Außerdem gebe es noch den Hinterhof-Rock und auch bei den Kulturwelten bzw. in der Helmbrechtser Herbst- und Frühjahrskultur gibt es immer wieder Veranstaltungen, die auch ein junges Publikum ansprechen. Ebenso in anderen Städten hat sich in Sachen Jugendkultur etwas getan, bestes Beispiel dafür ist der In.Die-Musik-Verein in Hof.Bächer verspricht trotz der bestehenden Angebote eine kritische Reflektion des BeToRe-Festivals. "Einfach sein lassen wollen wir es nicht. Wir müssen darüber nachdenken, was man anders oder besser machen kann, um zu erkennen, ob und wie es in Zukunft weitergeht." Dabei dürfen sich gerne neue Interessenten beteiligen. "Wir sind kein abgeschlossener Zirkel", sagt der Helmbrechtser einladend.

Ihm sei jedoch bewusst, dass die zeitlichen Ressourcen der Jugendlichen heute noch knapper geworden sind und auch, dass sich der Charakter ehrenamtlichen Engagements verändert hat. Es ist immer mehr Flexibilität gefragt. Aber es gebe immer noch einige junge Menschen, die sich gerne engagieren, der Helmbrechtser Jugendstadtrat sei so ein Vorzeigebeispiel.

"Man kann es doch auch positiv sehen: Wir haben 13 Jahre ein tolles Event gemacht, dessen Zukunft nun erstmal unbestimmt ist. Alles hat seine Zeit - vielleicht kommt die des BeToRes ja wieder."

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