Münchberg Die Suche nach der Ursache geht weiter

Am Montag haben Straßenbauarbeiter damit begonnen, auf der A 9 im Bereich der Unfallstelle den kaputten Asphalt abzufräsen. Foto: Patrick Findeiß Quelle: Unbekannt

Weshalb ist der Reisebus auf der A 9 in Flammen aufgegangen ? Experten sind überzeugt, dass es erst nach dem Aufprall mit dem Lkw brannte. Ein Mann gilt nun als Held.

 
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Münchberg - Eine Woche nach dem verheerenden Busunglück zwischen Münchberg-Süd und Gefrees wird langsam klarer, was auf der A 9 genau passiert ist. Allerdings sind auch noch wichtige Fragen offen. Eine Zusammenfassung der Fakten:

Der Held: Der Ersatzfahrer. Er hat offenbar verhindert, dass es weit mehr als 18 Tote gab. Der 43-Jährige habe nach dem Unfall geistesgegenwärtig die Türen geöffnet und vielen Fahrgästen aus dem brennenden Bus geholfen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag mit.

Die Überlebenden: 30 Menschen kamen aus dem Bus heraus. Sechs von ihnen werden derzeit noch im Krankenhaus behandelt, vier davon liegen auf der Intensivstation. Im Gegensatz zu den ersten Tagen nach dem Unglück ist ihr Zustand mittlerweile aber stabil. Der Großteil der Verletzten hat die Klinik inzwischen verlassen können. Der Bus war in Dresden mit dem Reiseziel Italien gestartet. Fahrer und Reisende stammten aus Dresden, den Landkreisen Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Görlitz, Bautzen, Meißen, Mittelsachsen sowie den brandenburgischen Landkreisen Spree-Neiße und Oberspreewald-Lausitz. Die Fahrgäste waren 41 bis 81 Jahre alt.

Die Opfer: Die Identität aller Opfer ist mittlerweile auch offiziell geklärt. Die Arbeit der Rechtsmedizin Erlangen und des Bundeskriminalamts dauerte bis zum Wochenende.

Die Ermittlungen: Verkehrspolizei und Staatsanwaltschaft Hof sowie zwei beauftragte Sachverständige werden noch geraume Zeit mit der Aufarbeitung beschäftigt sein. Die beiden Gutachter sind überzeugt, dass der Reisebus vor dem Aufprall auf den Anhänger nicht gebrannt hat. Vieles spreche dafür, dass die Kollision das Feuer ausgelöst habe, so die Experten. Als die Rettungskräfte am Montag an der Unfallstelle eingetroffen waren, hatte der Bus bereits lichterloh gebrannt.

Die Rettungskräfte: 150 Einsätze verzeichnet die Feuerwehr Münchberg im Jahr. Niemals aber wurde die Arbeit der Kameraden in Anrufen, Mails oder mit persönlichen Worten so gewürdigt wie in den Tagen nach dem Inferno: "Unterstützung und Anteilnahme waren gigantisch", sagte Kommandant Martin Schödel. Gemeinsam mit vier Kripo-Beamten, Seelsorgern und Bestattern hatten acht Kameraden die Leichen geborgen. Noch am Abend des Unfalls sowie tags darauf fanden zwei Treffen statt, um die Erlebnisse zu besprechen und mit Hilfe von Fachleuten aufzuarbeiten. Am Samstag war die Feuerwehr dann erstmals seit dem Unfall wieder auf der A 9. Aus einem Fahrzeug war Benzin ausgelaufen.

Die Aufräumarbeiten: Am Montagabend hat die Autobahndirektion den Fahrbelag an der Unfallstelle auf einer Länge von 250 Metern erneuern lassen. Enorme Hitze sowie ausgelaufene Flüssigkeit hatten den Asphalt in Mitleidenschaft gezogen. Von 19 Uhr an waren gestern zwei der drei Fahrspuren gesperrt, im Laufe der Nacht nur noch eine. Wie lange die Arbeiten heute dauern, hänge vom Wetter ab. Ein Sprecher der Autobahndirektion sagte unserer Zeitung, dass die Strecke Richtung Süden frühestens von Mittag an wieder komplett frei sein werde.

Das Gedenken: In der Dresdner Frauenkirche gedachten am Wochenende mehr als 200 Menschen der Opfer, darunter Innenminister de Maiziere oder Sachsens Ministerpräsident Tillich. Zu einer Abordnung aus Hochfranken gehörten der Hofer Landrat Dr. Bär, Stammbachs Bürgermeister Ehrler sowie Vertreter vom Roten Kreuz und der Feuerwehr. Dessen Sprecher, der Münchberger Andreas Hentschel, nannte die Gedenkstunde gestern "enorm ergreifend". Am 19. Juli soll es einen Gottesdienst für die Rettungskräfte in Münchberg geben. Der Termin sei bewusst gewählt, erklärte Dekan Erwin Lechner. Man wolle den Helfern von Feuerwehr, Polizei, Rotem Kreuz, THW und der Autobahnmeisterei Zeit geben, die Erlebnisse ein Stück weit zu verarbeiten. Den Gottesdienst hält Lechner mit dem katholischen Pfarrer Alexander Brehm. Auch die Bayreuther Regionalbischöfin Dr. Dorothea Greiner hat ihre Teilnahme angekündigt.

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