Münchberg Erste "Corona-Praxis" öffnet

Nicht jeder Corona-Patient muss ins Krankenhaus, dennoch brauchen viele einen Arzt. Um diese Patienten getrennt von anderen behandeln zu können, gibt es jetzt eine Corona-Infekt-Praxis in der Berufsschule. Foto: Patrick Findeiß Quelle: Unbekannt

In Münchberg öffnet am Mittwoch das erste ambulante Behandlungszentrum für infizierte Patienten im Landkreis. Die Berufsschule wird zur Praxis auf Zeit.

 
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Münchberg - Hausärzte aus Münchberg und Helmbrechts betreten Neuland - und zwar gemeinsam. Als die Ersten im Landkreis Hof wollen sie Patienten, die mit dem Coronavirus infiziert sind, in einem separaten Zentrum versorgen. Dafür hat der Landkreis gemeinsam mit dem Ärztlichen Kreisverband sowie der Gesundheitsregion Plus die August-Horch-Berufsschule in der Schützenstraße in Münchberg in eine hausärztliche Corona-Infekt-Praxis umgestaltet. Im Werkstattbereich der Schule sind Behandlungsräume entstanden. Dort wollen vorerst sieben Ärzte aus Münchberg und Helmbrechts praktizieren.

Anfahrt

Die Corona-Infekt-Praxis in Münchberg wurde im Werkstatt-Trakt der August-Hoch-Berufsschule in der Schützenstraße 20 eingerichtet. Die Zufahrt erfolgt über die Schützenstraße. Bitte dann der Ausschilderung zum Nebeneingang des Werkstatt-Traktes folgen - nicht zum Haupteingang.

Ansprechpartner ist weiterhin der Hausarzt, der die Patienten dafür anmeldet und auch die weitere Behandlung übernimmt.

Die hausärztliche Corona-Infekt- Praxis verfügt über zwei Sprechzimmer sowie Schutzausrüstung für die Ärzte und ihr Team. Der Ärztliche Kreisverband hat alle Hausärzte der Region angeschrieben und eingeladen, sich kostenfrei in die Praxis einzubuchen.

Einer von ihnen ist Dr. Firas Khoury, der erst im Februar seine Praxis in der Münchberger Innenstadt eröffnete. Er hat sich in den vergangenen Wochen vehement für eine solche Einrichtung eingesetzt (wir berichteten). Nun ist er froh, dass es losgehen kann. "Wir brauchen das Zentrum dringend, um die Krankenhäuser zu entlasten", sagt Khoury.

Ziel der neuen hausärztlichen Corona-Infekt-Praxis ist es, mit dem neuartigen Virus infizierte Patienten ambulant versorgen zu können, ohne sie dabei in die Praxen der niedergelassenen Ärzte im Hofer Land einzubestellen. Denn die Praxen stehen vor Problemen: Bislang haben viele Hausärzte ihre positiv getesteten Patienten an die Kliniken verwiesen, weil man sie nicht von den anderen Patienten trennen kann - schlicht, weil die Räume fehlen.

Nun soll die Behandlung in der Berufsschule möglich sein. Wie Khoury erklärt, werden die Hausärzte ihre Termine untereinander absprechen und dann ihre Patienten in die Berufsschule bestellen. "Nicht jeder, der infiziert ist, muss ins Krankenhaus, eine einfache Lungenentzündung lässt sich auch ambulant behandeln."

In seiner Praxis hat Khoury bislang eine Infekt-Sprechstunde eingerichtet und entnimmt Abstriche auf dem Parkplatz - aus dem Autofenster heraus. Das will er auch weiterhin so handhaben, doch nun kann er Erkrankte mit positivem Ergebnis in der Berufsschule weiterbetreuen.

Noch gibt es Patienten, die wegen einer normalen Erkältung in seine Praxis kommen, der Mediziner befürchtet aber, dass dies in zwei, drei Wochen anders aussieht. "Da wird jeder, der Fieber hat, infiziert sein."

Die Werkstatt-Räume in der Münchberger Berufsschule eignen sich seiner Meinung nach sehr gut, weil sie großzügig sind. Dort hat man nicht nur Behandlungszimmer eingerichtet, sondern auch Schleusen und Umkleideräume für die Ärzte.

Khoury ist sich sicher: Zentren wie diese wird es künftig an mehreren Orten im Landkreis geben müssen. "Sonst stoßen die Krankenhäuser ganz schnell an ihre Grenzen." Sie sollten sich auf die Patienten mit schweren Verläufen konzentrieren können. "Ich befürchte sonst italienische Verhältnisse."

Um seine Forderung nach einer solchen Praxis durchzusetzen, hat sich Khoury an verschiedene Stellen gewandt, auch an den Landrat. Seine Befürchtung, dass endlose Diskussionen in sämtlichen Gremien die Umsetzung zu lange verzögern, hat sich nicht bewahrheitet. Landrat Oliver Bär hält die Einrichtung für einen weiteren Schritt, um die Verbreitung des Virus so weit wie möglich einzudämmen, teilt er mit.

Die Infekt-Praxis soll jedoch kein Ersatz sein für die Bereitschaftspraxen der Ärzte im Hofer Land. Das Konzept sieht vielmehr vor, dass die Ärzte ihre Corona-Patienten in der Berufsschule in Münchberg zu festgelegten Zeiten betreuen können. Auch die Anmeldung erfolgt über den Hausarzt. "Die Hausarztbindung bleibt damit vollumfänglich erhalten", betont Dr. Winfried Sachs aus Hof. Auch er ist Mitinitiator der neuen Infekt-Praxis.

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