Münchberg 40 Katzen lebten eingesperrt in einem Haus

Noch ein wenig ängstlich schaut diese Katze drein: Der Tierschutzverein SOM hat sie am Montagmorgen mit einem Transportkäfig aus dem Katzenhaus in Sauerhof geholt. Die Verletzung an der Nase zog sie sich beim Einfangen zu. Sie erwartet gerade Junge. Foto:Schwappacher Quelle: Unbekannt

Über 40 Katzen waren in Sauerhof in einem Haus eingesperrt. Das Tierheim Pfaffengrün hat bereits 22 von ihnen in seine Obhut genommen. Den Umständen entsprechend geht es ihnen gut.

 
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Münchberg-Sauerhof/Schwarzenbach an der Saale/Pfaffengrün - Eine Katzen-Rettungsaktion taugt nicht für einen Superheldenfilm. Leise und unauffällig geht sie vonstatten. Es ist Montagmorgen. Ein Transporter des Tierschutzvereins SOM steht vor einem Anwesen im Münchberger Ortsteil Sauerhof. Alle paar Minuten kommen Personen mit einem weißen Käfig aus dem Haus. Mitbekommen haben dürfte davon in dem schlummernden Dörfchen kaum jemand etwas. Das Zirpen der Grillen und das Blöken der Schafe sind die lautesten Geräusche. Nur ab und zu rauscht ein Wagen, tuckert ein Traktor über die Dorfstraße. Menschen sind in den Gehöften kaum zu sehen. Die üppigen Wiesen ringsum liegen unter weiß-blauem Sommerhimmel. Ab und zu haucht die laue Morgenluft durch die Halme.

"Eigentlich wäre das ein Paradies für Katzen", betont Ilona Gawlik, die Vorsitzende des Tierschutzvereins einige Stunden später auf Nachfrage der Frankenpost. Eigentlich. Denn, wie berichtet, haben in Sauerhof bis zuletzt zwei Damen über 40 Tiere in ihrem sonst unbewohnten Haus unter wenig hygienischen Umständen gehortet. Freigang hatten sie nicht. Wie sich die Dorfbewohner erzählen, habe dieser Zustand bereits Jahrzehnte angedauert. Eine Anwohnerin informierte schließlich die Behörden. Sie war auf der Suche nach zwei ihrer eigenen Katzen, die entlaufen waren, auf die Lage aufmerksam geworden.

Ilona Gawlik hat viel Erfahrung mit Tierhortern. Mindestens zweimal im Jahr kümmere sie sich um einen solchen Fall, angefordert vom Veterinäramt oder zur Unterstützung von einem anderen Tierheim.

Mittlerweile hat das Team des Tierschutzvereins im Auftrag des am Hofer Landratsamt ansässigen Veterinäramts in zwei Anläufen insgesamt 22 Tiere aus dem Gebäude in Sauerhof geschafft. Zehn bis 15 weitere sollen demnächst noch ins Tierheim kommen. Danach bleiben 10 bis 15 ältere Katzen übrig, die bleiben werden. Als das Veterinäramt die Lage am 23. Juli erstmals begutachtete, müssen gerade über 40 in dem Haus gelebt haben.

"Diese Leute haben die Tiere nicht kastriert oder sterilisiert", erklärt Ilona Gawlik. Deshalb sei deren Zahl völlig außer Kontrolle geraten. Die Halterinnen hätten die Katzen zudem aus "falsch verstandener Tierliebe" nicht nach draußen gelassen, berichtet die Tierheim-Leiterin - dort würden sie nur überfahren oder von Wildtieren gefressen. Immerhin: In einem besonders schlechten Zustand seien die befreiten Katzen und Kater nicht. "Sie sind vielleicht etwas dünn, aber sie haben definitiv Fressen bekommen. Die Leute sind nicht die typischen Animal Hoarder (englisch für "Tierhorter" - Anm. d. Red.) . Ich glaube ihnen sogar , dass sie die Tiere geliebt haben", betont Gawlik.

Dennoch seien die Befreiten sehr ängstlich und hätten kaum Bezug zu Menschen. Erst nach zwei Tagen im Tierheim Pfaffengrün hätten sie begonnen, zu fressen. Wer sich ihnen in ihrem neuen, vorübergehenden Zuhause nähert, kann das kaum übersehen: Eine Gruppe Katzen versteckt sich dicht an dicht gedrängt in einem Eck hinterm Kratzbaum. Ein Kater sitzt in einem anderen Eck des Zimmers und faucht. Zu vermitteln seien die Tiere - frühestens - in sechs Wochen.

Das liege auch daran, dass sie zunächst kastriert oder sterilisiert, entwurmt und gechipt werden müssen. "Das kostet uns pro Tier im Schnitt ungefähr 300 Euro", erklärt Gawlik. Auf so viele Tiere gerechnet sei das für ihren Tierschutzverein, der sich in erster Linie über Spenden und Mitgliedsbeiträge finanziert, sehr viel Geld. Auch körperlich stoße ihr Team aus fünf Hauptamtlichen und mehreren Ehrenamtlichen oft an seine Belastungsgrenze.

Dennoch appelliert Gawlik an alle Tierhalter: "Wer Probleme hat, sich um seine Tiere zu kümmern, zum Beispiel auch, weil er kein Geld hat, soll sich unbedingt an uns wenden - und braucht sich auch nicht dafür zu schämen. Wir helfen dann in jedem Fall. Lieber zahlen wir die Kastration und wissen dann, dass es den Tieren gut geht."

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